Dinslaken Moltkeschule: Projekt gegen das Vergessen

Dinslaken · Kinder beschäftigen sich mit dem Nationalsozialismus und führen Interviews mit Zeitzeugen.

 Dörthe Beckmann, Lehrerin und Projektleiterin, mit den Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse, die das Projekt erarbeitet haben.

Dörthe Beckmann, Lehrerin und Projektleiterin, mit den Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse, die das Projekt erarbeitet haben.

Foto: Martin Büttner

Die Viertklässler der Dinslakener Moltkeschule haben im Rahmen des Projektes "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" der Stadt Dinslaken Erinnerungsstücke aus der Zeit des Nationalsozialismus gesammelt und mit Zeitzeugen gesprochen. Ihr Projekt zum Thema "Menschen erinnern sich an die Zeit des Nationalsozialismus - Kinder packen Koffer gegen das Vergessen" stellten die Kinder am Samstag im Dachstudio der Stadtbücherei vor. "Es ist so immens wichtig, Erinnerungen zu teilen, damit diese nicht verloren gehen", sagte Steffi Opitz, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Oberhausen. "Unser Ziel ist es, aufzuklären und uns den Fragen von Kindern zu stellen", betonte Schulleiterin Dorothee Mörsfelder. Oliver Keymis, Vizepräsident des Landtages von Nordrhein-Westfalen, verwies auf die auch heute noch bestehenden Gefahren von Ausgrenzung.

Projekte mit Ortsbezug seien zur Vorbeugung besonders wichtig. Auch die Kinder kamen zu Wort und schilderten ihrer Erfahrungen. "Wir wollen erreichen, dass es keinen Krieg mehr gibt", so die Viertklässler. Es dürfe niemand aufgrund seiner Herkunft, Religion oder körperlicher Beeinträchtigung Angst haben müssen. Eindrucksvolle Bilder zeigte der Dokumentarfilm von Regisseur Adnan G. Köse über die Zeitzeugeninterviews der Kinder. Inge Kropf, Hilde Komma und Helga Lemm berichteten über ihre Erlebnisse im Nationalsozialismus, ihre Ängste bei Bombenangriffen, die Freundschaft mit jüdischen Mitschülern, die plötzlich nicht mehr zum Unterricht kamen, von persönlichen Verlusten, aber auch vom Kindsein inmitten von Krieg und Zerstörung. "Für Kinder wird Geschichte erst lebendig, wenn sie etwas erzählt bekommen", sagte Projektleiterin Dörthe Beckmann, die sich bei allen Beteiligten herzlich bedankte.

Klaus Richter machte den Kindern ein besonderes Geschenk. Er stellte einen Koffer mit Dokumenten für das Projekt zur Verfügung, den sein Vater Erhard Richter in der Kriegsgefangenschaft in Ägypten selbst gezimmert hatte. "So bewirkt das Teil im Nachhinein noch etwas Gutes", sagte der Moerser. Sein Vater sei auch nach dem Krieg nicht von der nationalsozialistischen Ideologie abgerückt. Um Ideologen keine Chance zu geben, ist Aufklärung so wichtig. Ratsfrau und Projekt-Patin Lilo Wallerich (Grüne) würde sich wünschen, dass das Projekt auch an anderen Schulen fortgesetzt wird.

Die Idee zum Projekt entstand vor zwei Jahren im Religionsunterricht an der Moltkeschule. Neun Kinder aus der vierten Klasse nahmen in Dreiergruppen am Projekt teil.

(RP)
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