Dinslaken Mordfall Dagmar E.: Sohn gesteht Tat

Dinslaken · Motiv: Geldprobleme. Der Sohn des Opfers und drei aus Äthiopien stammende Brüder befinden sich in Untersuchungshaft. Die Leiche der Frau lag vergraben in einem zugeschütteten Bachbett am Flugplatz Schwarze Heide.

 Von links: Staatsanwalt Aleander Bayer, Ulrich Werner, Leiter der Mordkommission, und Michael Jablonski, stellvertretender Kripo-Chef, berichten über den Mord an Dagmar E.

Von links: Staatsanwalt Aleander Bayer, Ulrich Werner, Leiter der Mordkommission, und Michael Jablonski, stellvertretender Kripo-Chef, berichten über den Mord an Dagmar E.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Sieben Monate galt Dagmar E. als vermisst. Jetzt steht fest, dass die 56 Jahre alte selbstständige Kosmetikerin aus Dinslaken tot ist. Ihre Leiche wurde in der vergangenen Woche in einem zugeschütteten Bachbett im Wald in der Nähe des Flugplatzes Schwarze Heide gefunden.

Der 24-jährige Sohn der Toten, hatte die Beamten zu der Stelle geführt, wo seine Mutter nur mit Unterwäsche bekleidet, vergraben war. Er selbst hat, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg gestern in eine gemeinsamen Pressekonferenz erklärten, die Schuld an der Tat auf sich genommen. Der Sohn und drei weitere Beschuldigte, drei Brüder aus Äthiopien im Alter von 18 (17 Jahre zur Tatzeit), 20 und 24 Jahren, die in Dinslaken leben, befinden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen. Der älteste der drei Brüder soll sich in der fraglichen Zeit vom 30. September auf den 1. Oktober zwischen 0 und 1 Uhr nicht am Tatort befunden haben, ihm wird Beihilfe vorgeworfen. Das arglose Opfer erstickte, vermutlich wurde es in seiner Wohnung erdrosselt. Geldprobleme werden als Motiv angesehen.

Nach der ursprünglichen Aussage des Sohnes kam die Kosmetikerin am 30. September gegen 19 Uhr von der Arbeit nach Hause und kümmerte sich dort um die Wäsche. Er sah sich angeblich mit zwei Freunden im Wohnzimmer einen Film an. Gegen 21 oder 22 Uhr soll sich die Mutter verabschiedet haben und weggegangen sein. Nachdem die Frau am anderen Tag auf der Arbeit vermisst wurde, meldete sich der Sohn bei der Polizei, gab am 2. Oktober dann die Vermisstenmeldung auf.

Seine Mutter beschrieb er als lebenslustige Frau, die viele sexuelle Männerbekanntschaften gehabt habe. Eine Einschätzung, die durch die Ermittlungen der Polizei nicht bestätigt wurde, wie Ulrich Werner gestern erklärte. Der damalige Einsatz eines Leichenspürhundes in der Wohnung von Dagmar E. brachte keine Ergebnisse. Ende November wurden die Ermittlungen "mit ungutem Gefühl", so der Kripobeamte, eingestellt und die weitere Entwicklung abgewartet. Später meldete sich eine Freundin von Dagmar E., der etwas eingefallen war. Sie hatte am 29. September mit der Kosmetikerin telefoniert und mit ihr über deren finanzielle Sorgen gesprochen. Dagmar E. hatte einem der drei Brüder 6000 Euro geliehen, das Geld wollte sie zurückfordern, sollte sie es nicht erhalten, würde sie Anzeige bei der Polizei erstatten. Am nächsten Tag wollte sie sich bei ihrer Freundin melden, doch der Anruf blieb aus.

Die Polizei nahm die Ermittlungen wieder auf, überprüfte die Handydaten des Sohnes und seiner Freunde und kam zu dem Ergebnis, dass deren Alibis nicht stimmen konnten. Später hörten die Beamten einen Anruf ab, in dem der Sohn gesagt habe, man müsse zu einem Platz zurückkehren und ihn säubern, was das Ekligste wäre, was sie in ihrem Leben gemacht hätten, doch dann könne man ihnen nichts mehr nachweisen.

Am Dienstag der vergangenen Woche wurden die Haftbefehle gegen die vier Verdächtigen erlassen und einen Tag später vollstreckt. In der Wohnung der drei Brüder wurden 400 Gramm Marihuana entdeckt. Der 24-jährige Sohn, der nach dem Verschwinden seiner Mutter nicht mehr zu seinem Arbeitsplatz in Düsseldorf zurückgekehrt war, gestand die Tat gegenüber der Polizei und nahm die Schuld auf sich.

Die Mordkommission geht von mehr als einem Täter aus, spricht von gemeinschaftlichem Mord, in einem Fall von Beihilfe. Alle vier Beschuldigten schweigen jetzt zu den Vorwürfen. Der Sohn, der sich permanent in Geldschwierigkeiten befand, wird vom Leiter der Mordkommission als "emotionsarm" beschrieben. Außer zu seinen drei Freunden (den Ältesten lernte er 2008 am Berufskolleg kennen), die er als seine eigenen Brüder ansehen würde, habe er keine weiteren sozialen Kontakte.

(RP)
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