Dinslaken Musikalische Lesung im Erzählcafé mit Josef Schoenen

Dinslaken · Das Klappern von Kuchengabeln verstummt, das Rühren der Löffel in Kaffeetassen verklingt. Josef Schoenen ergreift das Wort. Die Besucher des Erzählcafés haben sich auf einen Nachmittag eingestimmt, an dem es - passend zum Jahreswechsel - um das Thema "Anfänge" gehen soll. Mit selbst komponierten Klängen stimmt Josef Schoenen mit seiner Akustikgitarre das Publikum auf das Thema ein.

 Josef Schoenen war im Betsaal Bruch zu Gast und unterhielt sein Publikum bestens.

Josef Schoenen war im Betsaal Bruch zu Gast und unterhielt sein Publikum bestens.

Foto: Heinz Kunkel

"Ich hoffe, dass ihnen die ausgewählten Texte gute Gedanken geben oder einfach Freude bringen", sagt er. Der erste Text, den er ausgewählt hat, ist "Der Künstler" von Oscar Wilde. Der Protagonist muss eine Bronzestatue von einem Grab einschmelzen, um etwas Neues zu erschaffen. Und das Publikum fiebert mit. Das liegt an Josef Schoenens Fähigkeit, Geschichten lebendig zu machen. Er schlüpft in die Charaktere, verleiht ihnen unterschiedliche Stimmen und haucht auch den erzählenden Passagen neues Leben ein. So erlebt das Publikum hautnah mit, wie Autor Mark Salzman von seinem Versuch berichtet, als kleiner Junge Astronaut zu werden, indem er immer längere Zeitspannen in einem Karton verbringt. Bis eines Tages die Pappe reist und sein Hinterteil aus dem selbstgebastelten Space Shuttle hervorlugt. Während seine Mutter im heimischen Wohnzimmer einer jungen Dame Klavierstunden gibt. "Ich war wieder sieben Jahre alt", endet die Geschichte.

Ebenso mitreißend und erheiternd liest Josef Schoenen das Zwiegespräch zwischen Fischer und Tourist in Heinrich Bölls "Der zufriedene Fischer". Der Tourist malt sich aus, wie gut es der Fischer haben könnte, würde er mehr arbeiten. Das Ziel: Am Ende ganz entspannt am Strand liegen und auf das Meer blicken. "Aber das tu ich ja schon jetzt", kontert dieser und lässt den Belehrenden mit Neid erfüllt zurück. Gleichsam erheiternd für die Zuhörer der Streit des Spatzenehepaares "Lups" in der Geschichte von Manfred Kyber. "Wir sind verheiratet und nicht logisch", fährt die Spatzendame ihrem Ehemann über den Mund und gewinnt am Ende den Streit darüber, wer denn nun die Eier ausbrüten darf. Zwischen den Geschichten unterhält Josef Schoenen die Besucher des Erzählcafés mit musikalischen Zwischenspielen. Am Ende gibt es vom Publikum im Erzählcafé viel Applaus.

(RP)
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