Dinslaken Musikunterricht mit Pipa und Dizi

Dinslaken · Die Jeki-Kinder an der Hagenschule hatten Besuch aus China: Lingling Yu und Ming Zeng ließen allerlei wunderliche Flöten erklingen und erklärten den Mädchen und Jungen die Funktion der Instrumente.

 Ganz schön schwer, so eine Pipa. Lingling Yu legte den Hagenschülern das Instrument in die Arme.

Ganz schön schwer, so eine Pipa. Lingling Yu legte den Hagenschülern das Instrument in die Arme.

Foto: Heiko Kempken

Mit einem ungewohnten "Dajia hao" wurden die Kinder der Hagenschule begrüßt, die im Rahmen des JeKi-Unterrichts ein Orchesterinstrument erlernen. Dabei lassen sich die beiden chinesischen Wörter ganz einfach übersetzen: "Tach zusammen". Und schon wurde es musikalisch. Die Kinder sangen zur Begrüßung der Gäste ein Lied von großen Elefanten unter großen Bäumen, Lingling Yu und Ming Zeng antworteten mit der langsamen Einleitung eines chinesischen Volkstanzes. Was dann eine Schulstunde lang auf Englisch in deutscher Übersetzung von JeKi-Lehrer Thomas Baumann folgte, war spannende Instrumentenkunde zweier Spezialisten auf ihren Instrumenten.

Lingling Yu, die an der Universität von Lausanne und am Genfer Konservatorium studierte, spielt die chinesische Schalenhalslaute Pipa, Zeng Ming, nach einer Professur für Flöte an der University of California, Berkeley, heute Professor am Jiangsu Institut für Erziehungswissenschaft, brachte eine Auswahl chinesischer Bambusflöten mit.

So etwas wirft Fragen auf. Kaum waren die ersten Takte verklungen, schon schnellten die Finger der Kinder in die Höhe: "Was sind das für Instrumente?" Da hatte Thomas Baumann viel zu übersetzen. Denn es gab soviel zu entdecken, so viel nachzufragen. "Wieviel Kilogramm wiegt die Pipa?" Zehn Kilogramm, lautete die fachmännische Schätzung aus den Reihen der Nachwuchscellisten unter den Jeki-Kids. Der Grund liegt in der Qualität des Holzes, das für den flachen, aber großen, in den Hals übergehenden Korpus der viersaitigen Laute verwendet wird. Die Schallöcher sind übrigens am Steg aus Knochen versteckt, die klangliche Vielseitigkeit des Instruments ist beachtenswert. Wenn Lingling Yu mit ihren aufgeklebten Zelluloid-Fingernägeln auf die Saiten schlägt, klingt es wie Mandolinenspiel. Aber sie kann auch anders: "Trommelwirbel, Sturm, ein ganzes Orchester, das durcheinander spielt", sind die Assoziationen, die die metallisch scheppernden, dramatischen Klänge bei den Schülerinnen und Schülern wecken. Lingling Yu denkt eher ans Säbelrasseln, an Schwertkämpfe, die auf der Bühne oder im Film mit Pipa-Musik hervorragend begleitet werden können.

So vielseitig, wie die Pipa ist, so vielfältig sind die Bambusflöten, die Ming Zeng mitgebracht hat. Große Bambusflöten aus dem Süden, deren Klang dunkel und weich ist. Kleine aus dem Norden, die hell und hart klingen. Und die winzige "Mundflöte", die zwitschert wie ein Vögelein. Warum aber klingt die Dizi genannte Bambusflöte völlig anders als die Bambusflöte namens Ba Hu? Des Rätsels Lösung liegt zwischen dem Loch, in das man hineinbläst und den Löchern, die man mit den Fingern greift. Bei der Dizi liegt dort eine Bohrung, die mit einem Stück Bampuspapier abgedeckt ist: Ein Klangeffekt, den man vom Kazoo kennt. Die Ba Hu hat an dieser Stelle eine Metall-Zunge. Und so klingt sie eher wie ein Rohrblattinstrument. "Spielt doch noch einmal etwas" fordert Thomas Baumann die Gäste aus dem südöstlichen China auf. Lingling Yu und Ming Zeng spielen eine alte Melodie an. Aber ganz alleine wollen die beiden auch nicht musizieren: "Klatscht alle mit", eine Einladung, der die Kinder gerne nachkommen.

(RP)
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