Dinslaken Nah dran an den Landtagskandidaten

Dinslaken · Die KAB hat die einzige Veranstaltung in Wesel mit (fast) allen Landtagskandidaten organisiert. Allein das ist schon ein Verdienst in diesem schwer in Fahrt kommenden Wahlkampf, in dem sich bisher ein Zweikampf von Titelverteidiger Norbert Meesters (SPD) und der aus dem Nichts gekommenen, aber sehr präsenten Herausforderin Charlotte Quik abspielt.

 In kleiner Runde wird über politische Themen diskutiert, hier mit CDU-Landtagskandidatin Charlotte Quik (r.).

In kleiner Runde wird über politische Themen diskutiert, hier mit CDU-Landtagskandidatin Charlotte Quik (r.).

Foto: Joosten

Es war keine Podiumsdebatte, sondern eine Art politisches Speed-Dating vor der Landtagswahl mit den Kandidaten im Wahlkreis 58 (Hamminkeln, Schermbeck, Hünxe, Voerde, Wesel). Erst präsentierten sich die Kandidaten kurz, dann zogen sie von Tisch zu Tisch. 15 Minuten hatten die Gäste jeweils Zeit, die Politiker mit Fragen zu löchern. Ein Format, das Hemmschwellen abbaut und ohne Abtasten funktioniert. Das zeigte das sofort losbrechende Stimmengewirr. Manche Teilnehmer hatten sich mit Fragenkatalogen regelrecht munitioniert.

Persönliche Betroffenheit war ein Antrieb. Charlotte Quik, Brünerin, 34, saß noch nicht, schon kam die erste Frage. "Bei mir wurde eingebrochen, was tun Sie für mehr Sicherheit?", fragte eine Frau. Mehr Polizei, Personenkontrolle ohne direkten Verdacht, im Kreis Wesel mehr Streifenwagen im Einsatz, statt deren Frequenz zu verringern, lautete die Antwort. Bestens ausgebildete Kinder, die als Physiker und Ingenieure der Jobs wegen von NRW nach Holland oder Süddeutschland ziehen müssen - Politik musste lernen, was Eltern beschäftigt. Ja, NRW bleibe unter den wirtschaftlichen Möglichkeiten, die CDU will die Abwanderung von Hochqualifizierten stoppen, so Quik.

SPD-Abgeordneter Norbert Meesters ist an der Reihe. "Das Gegenteil von Schlechtreden ist, die Dinge realistisch zu sehen", sagt er. Die Straßenbauprojekte hat er im Blick, Straßen NRW brauche Fachleute, die es aber nicht gebe. Hier habe die Vorgängerregierung personell kaputtgespart. Hochwasserschutz an der Issel ist ein weiteres Ziel.

Viele Themen werden nur gestreift, das liegt in der Natur der Sache. Aber man kann Fragen loswerden. Das macht auch Spaß, aber nicht immer. Manfred Schramm muss den politischen Niedergang der Piraten eingestehen, sieht das in "unterirdischer Öffentlichkeitsarbeit" und fehlender Erfahrung begründet. Dennoch, das Land brauche eine solche politische Kraft wie die Piraten. Sascha Wagner, der Landesgeschäftsführer der Linken, spürt hingegen Aufwind. "Die fünf Prozent knacken wir", sagt er. Und: "Mehr Sicherheit kommt durch mehr soziale Sicherheit." Das Land müsse eben "gewaltig investieren". Unvermeidlich folgt die Frage der Finanzierbarkeit. Das rechne sich, so Wagner, und das müsse die junge Generation eben stemmen.

Helen Fuchs (FDP) sieht das ganz anders. "Nicht weiter Schulden machen und damit die junge Generation belasten", sagt die 28-Jährige. Geld sei durch Umschichtung genug vorhanden, vor allem sei durch bessere Wirtschaftspolitik die Einnahmenseite zu erhöhen. Bei der Polizei müsse man die schulischen Einstiegshürden senken, es müsse nicht jeder das Abitur haben.

Ulrich Lütke hat's schwer. Bei Fragen an ihn schwingt oft mit, wie die Grünen aus dem Tief kommen wollen. Friedenspolitik und Freiheitsdenken sind ihm wichtig. Auch wenn er angegangen wird ("Die Politiker hören dem Bürger nicht zu"), bleibt er ruhig.

Im Lokalen könne er diesen Eindruck nicht teilen. Er steht zu grünen Themen. Er sieht die Partei unterbewertet, ist aber überzeugt: "Wir holen noch auf."

(RP)
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