Wilhelm Bommann, Einzelhandelsverband "Neutor-Galerie ist eine große Chance"

Dinslaken · Das neue Jahr bringt auch für den Einzelhandel neue Chancen. RP-Mitarbeiter Florian Langhoff sprach mit Diplom-Ökonom Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Niederrhein, über Perspektiven und Bilanzen.

 Computer-Entwurf der Neutor-Galerie in Dinslaken. Den Branchenmix hält der Einzelhandelsverband für attraktiv.

Computer-Entwurf der Neutor-Galerie in Dinslaken. Den Branchenmix hält der Einzelhandelsverband für attraktiv.

Foto: Neutor-Galerie mbH

Herr Bommann, Ende des Jahres soll die Neutor-Galerie in Dinslaken eröffnet werden. Sehen Sie darin vor allem eine Chance für den Einzelhandel, oder besteht die Gefahr, dass dadurch ein Ungleichgewicht im Handel vor Ort entsteht?

 Der Edeka-Markt Wendorf am Alnwicker Ring in Voerde hat sich aus Sicht des Einzelhandelsverbands besser entwickelt als erwartet.

Der Edeka-Markt Wendorf am Alnwicker Ring in Voerde hat sich aus Sicht des Einzelhandelsverbands besser entwickelt als erwartet.

Foto: Martin Büttner

Bommann Man kann uneingeschränkt sagen: Die Neutor-Galerie ist eine große Chance für Dinslaken. Viele Einwohner der Stadt freuen sich bereits auf das neue Einkaufszentrum und sehen darin eine Bereicherung. Wir haben dort, aus meiner Sicht, ein qualitatives Wachstum. Mit Hertie hat es früher an der Stelle schon ein Handelszentrum gegeben, so dass man nicht, wie etwa beim Centro Oberhausen, von 0 auf 70 000 Quadratmeter geht. Mit der Neutor-Galerie hat Dinslaken die Chance, im Konzert der Nachbarstädte mitzuspielen. Und wenn man die Geschäfte sieht, die sich dort ansiedeln werden, dann sind das vor allem solche, die in der Innenstadt noch nicht vertreten sind. Das bedeutet einen Mehrwert des Branchenmixes am Standort.

Wilhelm Bommann, Einzelhandelsverband: "Neutor-Galerie ist eine große Chance"
Foto: Büttner, Martin (m-b)

Sehen Sie keine Gefahr, dass andere Standorte in Dinslaken — etwa Hiesfeld — unter dem Einkaufszentrum leiden könnten?

Bommann Wir hatten in Dinslaken das große Glück, dass immer große Runden zusammenkamen. Auch Altstadt und Hiesfeld waren eingebunden. Hiesfeld ist ein funktionierendes Nahversorgungszentrum, aber größere Ketten müssen in größeren Einkaufsbereichen angesiedelt werden, und das ist in Dinslaken nun einmal die Innenstadt. Dazu gibt es ein Sprichwort: Wenn das Herz funktioniert, dann funktionieren auch die anderen Organe.

Auch in Voerde hat sich in den letzten Jahren einiges getan.

Bommann Es gibt in Voerde einige sehr positive Entwicklungen. Im Zentrum hat sich das E-Center mit dem Bereich am Alnwicker Ring besser entwickelt, als wir gedacht hatten. Eine weitere schöne Entwicklung ist, dass die Nahversorgung in Möllen gesichert bleibt. Und auch in Friedrichsfeld wird sich mit der Umsiedlung und Vergrößerung von Edeka einiges tun. Dazu haben wir in Voerde mit dem Gewerbegebiet Grenzstraße einen Standort mit Fachmarktorientierung mit einem Schwerpunkt im Bereich Möbel.

Und wie sieht es mit der Entwicklung am Voerder Rathausplatz aus?

Bommann Wir finden es schade, was dort passiert. Es gab immer wieder Ansätze, auch von lokalen Händlern, die leider alle etwas hängengeblieben sind. Da sind die Verantwortlichen vor Ort gefragt. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber den Kopf in den Sand zu stecken, hilft auch nicht weiter. Voerde ist eine Stadt mit mehr als 30 000 Einwohnern, die ein Zentrum an dieser Stelle sicher gebrauchen könnte.

Wie steht es um die Entwicklung des Einzelhandels in Hünxe?

Bommann Hünxe ist eine Flächengemeinde mit dörflichem Charakter, und den muss man akzeptieren. In der Gemeinde ist man bemüht, die Nahversorgung in den einzelnen Stadtteilen hinzubekommen und die Kernzonen zu stärken. Da ist man auf einem guten Weg. Das Wichtigste für die Hünxer Betriebe dürfte sein, dass es wieder eine Brücke über den Kanal gibt. Diese Umwege wollte wohl wirklich niemand fahren.

Blicken wir noch kurz zurück auf das Weihnachtsgeschäft: Wie zufrieden sind die Einzelhändler?

Bommann Das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel umfasst nicht nur die vier Adventswochenenden, sondern die beiden Monate November und Dezember komplett. Auch die Tage nach Weihnachten sind immer umsatzstark. Wir haben bei den Einzelhändlern ein zufriedenstellendes Ergebnis, aber das Vorjahresergebnis wurde nicht ganz erreicht.

Wie erklären Sie sich den geringeren Umsatz?

Bommann Es gibt im Wesentlichen drei Faktoren, die eine Rolle spielen. Erstens haben wir in Richtung des Online-Handels Umsatz verloren. Allerdings muss man dazu anmerken, dass auch viele Händler einen Online-Shop haben und ihre Waren im Internet anbieten. Zweitens hat uns Orkan Xaver zu schaffen gemacht. Dadurch, dass viele Menschen während der stürmischen Tage lieber zu Hause geblieben sind, fehlen dem Handel zwei oder drei Tage. Und der dritte Faktor ist die Witterung: Gerade für Einzelhändler in den Bereichen Textil- und Lederwaren und Schuhe sind die warmen Temperaturen schlecht. Da lassen sich Wintersachen nur schwer verkaufen.

Einige Händler beklagten fehlende Parkplätze. Hätte man das besser organisieren können?

Bommann Nein. Ich glaube nicht, dass man hier etwas besser hätte organisieren können. Wir haben im Vorfeld in vielen Arbeitskreisen überlegt, wie sich die Situation bewältigen lässt, und was man machen kann. Die Kunden werden sich sicher noch an den Pendelbus erinnern, der 2012/2013 zwischen Trabrennbahn und Innenstadt unterwegs war. Es wurden Ersatzparkplätze im Bereich der Thyssenstraße und Otto-Brenner-Straße ausgewiesen, und außerdem sind mittlerweile neue, attraktive Parkmöglichkeiten am Rutenwall geschaffen worden. Man hat sich so gut wie möglich bemüht, die Engpässe bei der Parkplatz-Situation aufzufangen.

(fla)
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