Interview: Dr. Hans-Rudolf Jürging Optimale Entwicklung der Stadt fördern

Dinslaken · Der Vorsitzende der Dinslakener Wirtschafts- und Mittelstandsvereinigung zu den Zielen der CDU-Fachvereinigung.

Herr Dr. Jürging, die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung, kurz MIT, der CDU Dinslaken begeht ihr 40-jähriges Bestehen. Wie viele Mitglieder zählt die Vereinigung und aus welchen Bereichen kommen diese?

Hans-Rudolf Jürging Wir haben momentan etwa 60 Mitglieder, diese stammen überwiegend aus mittelständischen Unternehmen, es sind wirtschaftlich aktive Personen, aber auch frühere leitende Angestellte aus größeren Unternehmen.

Kann man nur Mitglied der MIT werden, wenn man der CDU angehört? Ist die Parteimitgliedschaft Pflicht?

Jürging Nein. Die MIT ist zwar eine Fachvereinigung der CDU, die Mitglieder der MIT müssen aber nicht der Partei angehören, der MIT-Vorsitzende allerdings schon.

Was sind die Ziele der MIT?

Jürging Es geht uns darum, dass die Stadt Dinslaken als Standort für Unternehmen und für die Bevölkerung optimal entwickelt wird. Dazu braucht es eine Stadtplanung, die auf einem visionären Leitbild aufbaut. Dinslaken muss eine Wohn- und Einkaufsstadt für den Niederrhein und die Bürger dieser Stadt sein. Zur Entwicklungsplanung der Kommune gehört ein entsprechendes Management. Mit diesem Anliegen haben wir uns schon vor Jahren an den Bürgermeister gewandt, daraus ist die Zertifizierung als mittelstandsorientierte Verwaltung hervorgegangen. Dies ist ein echter Standortfaktor, der für Dinslaken spricht. Die Kommune muss weiterhin bemüht sein, optimale Standortbedingungen zu schaffen, um für Unternehmen und Bürger gleichermaßen attraktiv zu sein.

Gegenwärtig erleben wir, wie am Neutor ein neues Einkaufszentrum entsteht, das demnächst eröffnet wird. Wie beurteilen Sie die Neutor-Galerie?

Jürging Das Einkaufszentrum ist ganz wichtig für die Innenstadtentwicklung. Zu den Leitlinien, die wir für Dinslaken entwickelt haben, gehört auch, dass ein attraktives Warenangebot aufgebaut wird. In der Vergangenheit gab es alarmierende Zeichen hinsichtlich des Verlustes von Kaufkraftbindung, besonders in den Bereichen Textil, Bekleidung, Schuhe sowie Elektroprodukte. Das Warenangebot muss deshalb attraktiver werden. Das kann mit dem Einkaufszentrum erreicht werden. Wir brauchen für die Stadt großflächigen Einzelhandel, den wir an Neustraße und Altmarkt nicht unterbringen können, also musste etwas Neues her. Der Startschuss für die Neutor-Galerie war deshalb wie eine Erlösung. Das Einkaufszentrum muss vernünftig in die Innenstadt integriert werden. Geplant ist ein städtebauliches Dreieck: Altmarkt, Bahnhof bis Neutorplatz. Der Dinslakener Bahnhof ist übrigens aus unserer Sicht ein Schandfleck in der Stadt, da müssen wir uns bemühen, etwas Besseres hinzukriegen. Das wäre eine tolle Sache. Der Bereich Rutenwall hat sich echt gemausert.

Die Attraktivität des Altmarktes soll gesteigert werden. Deshalb werden die Aktivitäten, ihn zu beleben, gegenwärtig wieder intensiviert, sicherlich auch mit Blick auf die anstehende Eröffnung der Neutor-Galerie.

Jürging In der Vergangenheit war eine Ermüdung des Altmarktes festzustellen. Jetzt gibt es wieder Visionen, wo die Entwicklung hingehen könnte. Gedacht ist beispielsweise daran, die Gastronomie zu stärken. Dies erfordert entsprechende Rahmenbedingungen. Dazu gehört, dass die Gaststätten im Sommer auch mal länger geöffnet sein dürfen. Auch die zeitweise Verkehrsberuhigung ist durchaus sinnvoll. Der Handel am Altmarkt muss weiter gestärkt werden. Wichtig ist, dass die Fachgeschäfte die Neutor-Galerie selbstbewusst auch als Chance für sich ansehen. Verbesserungswürdig ist der Übergang Friedrich-Ebert-Straße von der Neustraße zur Duisburger Straße, damit dieser Bereich keine Zäsur zur Altstadt darstellt. Aber auch damit sind die Planer bereits befasst.

Sie sehen die zukunftsorientierte Entwicklung in Dinslaken also durchaus auf einem guten Weg?

Jürging Es muss weiter daran gearbeitet werden, dass der derzeitige Aufschwung in der Stadt zu einem großen Erfolg wird. Mit der Eröffnung der Neutor-Galerie allein ist es nicht getan. Es gilt, Leerstände an Neustraße und Altmarkt in Grenzen zu halten. Das bedeutet aber auch, dass in die Preisgestaltung für Ladenflächen in der Innenstadt Bewegung kommen muss. Die Immobilieninhaber müssen den Händlern hinsichtlich der Mietpreise entgegen kommen.

Wo sehen Sie möglicherweise Korrekturbedarf, wo gibt es Fehlentwicklungen in der Stadt?

Jürging Dinslaken braucht attraktive Steuerhebesätze. Aus Sicht der MIT ist es falsch, in Zeiten knapper Kassen die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer zu erhöhen. Denn dadurch kann eine Kommune tiefer in den Abwärtstrudel geraten. Es ist sinnvoller, frühzeitig zu sparen. Durch Steuererhöhungen lösen wir unsere Haushaltsprobleme nicht.

Herr Dr. Jürging, die Dinslakener MIT besteht seit 40 Jahren. Dieser Geburtstag soll am 17. Oktober im Wasserschloss Haus Voerde gefeiert werden. Sie haben einen besonderen Gast eingeladen.

Jürging Als Festredner zu unserer Jubiläumsveranstaltung kommt der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach, der Vorsitzender des Innenausschusses der Deutschen Bundestages ist. Er spricht zum Thema "Politik für den Mittelstand als Motor für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland und Europa". Das wird ein spannender und unterhaltsamer Abend.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE HEINZ SCHILD.

(RP)
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