Dinslaken Pelikan schwimmt auf der Emscher, fliegt weiter zur Rheinaue

Dinslaken · Die Spaziergänger an der Emscher trauten am Sonntag ihren Augen nicht: Ein Pelikan schwamm auf dem Gewässer, fischte seelenruhig nach Leckerchen, ließt sich fotografieren und filmen.

 Ein Pelikan wurde am vergangenen Sonntag auf der Emscher gesichtet. Woher das Tier stammt, weiß niemand.

Ein Pelikan wurde am vergangenen Sonntag auf der Emscher gesichtet. Woher das Tier stammt, weiß niemand.

Foto: Reinhard Claves

Ob sich der Vogel verflogen hat, aus einem Zoo oder einer privaten Haltung ausgebüxt ist oder ob es sich möglicherweise um "Camilla" handelt, den Rosapelikan, der vor eineinhalb Jahren in Wesel Kurzurlaub machte - das konnte nicht geklärt werden.

Heimisch ist das Tier am kühlen Niederrhein jedenfalls nicht - die imposanten Wasservögel leben in wärmeren Gefilden wie dem Balkan, Australien, Afrika, Amerika. Ob man in Duisburg einen Pelikan vermisse, fragten die Behörden den dortigen Zoo. Weil dort alle Rötelpelikane vollzählig sind, startete der Zoo eine Rundfrage bei sämtlichen Zoos der Umgebung. Vergeblich. Möglicherweise, so Zoo-Biologe Volker Grün, ist das Tier aus einer privaten Haltung entwischt.

"Unsere Pelikane", so Grün, "sind standorttreu." Was nicht etwa daran liegt, dass die Tiere nicht wegfliegen könnten - sondern daran, dass sie im Zoo mit Futter versorgt und ihnen Feinde vom Leib gehalten werden. Wenn die Nahrung knapp werde, verlasse ein Pelikan seinen Standort, so Grün. Die Polizei, die von Bürgern alarmiert wurde, habe den Zoo Duisburg um Amtshilfe gebeten, um das Tier einzufangen, so Grün. "Die Polizei ist ja eher ausgebildet, Verbrecher zu fangen", schmunzelt der Biologe - weswegen bei ausgebüxten wilden Tieren der Tierpark um Hilfe gebeten werde. Doch bevor die Duisburger Fachleute sich auf den Weg machen konnten, hob der Pelikan an der Emscher ab. Im Laufe des Tages wurde er auch in der Rheinaue gesichtet. Akut gefährdet sei der Vogel aufgrund des falschen Lebensraumes am Niederrhein laut Grün nicht. Die Zoo-Pelikane würden ebenfalls ganzjährig draußen leben. "Solange der Winter so bleibt und der Pelikan Nahrung findet", macht sich auch Paul Schnitzler von der Biologischen Station Kreis Wesel keine großen Sorgen um das Tier. Er erinnert an "Camilla", einen Rosapelikan, der den Sommer 2013 in Wesel verbrachte - und sich dort offensichtlich wohl fühlte. Ob es sich bei dem Dinslakener Gast um "Camilla" handeln könnte, "das kann ich nicht sagen", so Schnitzler. Gefahr könnte Vogel und Menschen drohen, wenn das Tier vor ein Auto fliege oder plötzlich über die Straße laufe, so Volker Grün. Der Zoo-Biologe rät davon ab, den Pelikan einfangen zu wollen. "Das wäre Stress für ihn." Und zudem zwecklos: "Der Pelikan ist voll flugfähig."

(RP)
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