Dinslaken Präsident Donald Trump? "Oh my god"

Dinslaken · Was ein Dinslakener, der in Amerika lebt, über den Ausgang der Wahl in den USA denkt. Ein Gespräch mit dem Fotografen Thomas Heinser, der seit 1985 in San Francisco wohnt und arbeitet.

 Thomas Heinser während der Ausstellung seiner Arbeiten, die er von Januar bis März 2013 unter dem Titel "Blickwinkel" im Dinslakener Museum Voswinckelshof präsentierte.

Thomas Heinser während der Ausstellung seiner Arbeiten, die er von Januar bis März 2013 unter dem Titel "Blickwinkel" im Dinslakener Museum Voswinckelshof präsentierte.

Foto: Martin Büttner

"Seit das Wahlergebnis feststeht, versuche ich meine Gedanken und Gefühle zu sortieren, und dabei schießen mir immer wieder nur drei Worte durch den Kopf: Oh my god", sagt Thomas Heinser, als die Rheinische Post ihn gestern in seiner Wahlheimat erreicht. "Ich bin einfach schockiert." Seinen Freunden, Bekannten und Kollegen im liberalen San Francisco gehe das nicht anders.

Hat ihn das Wahlergebnis tatsächlich so überrascht? "Na ja", sagt Heinser, zwischendurch habe er immer schon einmal gefürchtet, dass Donald Trump es schaffen könnte, aber wirklich geglaubt habe er daran nicht. "Vielleicht haben wir alle hier einfach der Realität nicht ins Auge sehen wollen."

Für Heinser, dessen Kunst sich auch dadurch auszeichnet, dass er mit seinen Fotos Ordnung in eine Welt voller Unordnung bringt, ist die Welt in Amerika jedenfalls gerade mächtig aus den Fugen. Er fürchtet, dass sich der Riss, der sich durch die amerikanische Gesellschaft zieht, unter der Präsidentschaft von Donald Trump weiter vertiefen wird. Die Reichen würden wohl noch reicher werden, und Trump werde das Rad, was die Rechte von Frauen und Minderheiten angehe, zurückdrehen. Gleiches gelte für den Umweltschutz. Was Barack Obama als Präsident erreicht habe, sei in Gefahr. Bestenfalls werde das Land unter Trump stagnieren.

Was der Sieg Trumps für ihn persönlich bedeutet? "Das Klima in diesem Land wird sich verändern", sagt Heinser. "Darunter werden alle liberal gesinnten Menschen leiden." Und er hat sich auch schon eine ganz persönliche Konsequent überlegt. Bis jetzt ist er deutscher Staatsbürger. "Ich werde wohl die doppelte Staatsbürgerschaft beantragen, damit ich künftig mitwählen kann und muss mir vorwerfen, diese Verantwortung nicht schon dieses Mal übernommen zu haben."Er hätte es gut gefunden, wenn die Amerikaner zum ersten Mal eine Frau ins Präsidentenamt gewählt hätten. Hillary Clinton habe sich allerdings mit ihren Affären und den Verbindungen zur Industrie angreifbar gemacht, was die Trump-Kampagne ausgenutzt habe.

Thomas Heinser ist auch überzeugt, dass das Bild Amerikas in der Welt leiden wird. "Das war jetzt schon in der Wahlkampfzeit spürbar, berichtet der Fotograf, der im September eine Ausstellung in Köln hatte, zuvor eine in Berlin. "Das waren zwar interessante Erfahrungen , aber ich habe mir geschworen, keine Ausstellungen mehr im Ausland zu machen, wenn in Amerika Wahlkampf geführt wird."

Es sei kaum möglich gewesen, über seine Kunst zu diskutieren. Das beherrschende Thema sei die Art und Weise gewesen, wie der Wahlkampf ausgetragen worden sei und die Person Donald Trump.

In die Enttäuschung Heinsers über den Ausgang der Wahl mischt sich eine zweite große Enttäuschung - die "über die vielen Menschen in Amerika, die einen völlig inakzeptablen Kandidaten gewählt haben". Inzwischen höre er auch schon Stimmen von Trump-Wählern, die mit ihrer Wahl wohl dem politischen Establishment eins auswischen wollten und die nun entsetzt feststellten, dass sie dieses Ergebnis doch eigentlich gar nicht gewollt hätten.

Es ist aber so gekommen. Und jetzt? Heinser, der, wie er sagt, den Wahlausgang noch keineswegs verarbeitet hat, versucht's mit Ironie. "Hier in Kalifornien haben die Menschen bei der Abstimmung ja auch Marihuana legalisiert. Vielleicht hilft das über die Trump-Jahre hinweg."

(RP)
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