Dinslaken Pumpennachbarn feiern Rosenmontag

Dinslaken · Die Wölle-Pomp-Nachbarschaft ist die einzige der Dinslakener Pumpennachbarschaften, die den Rosenmontag noch traditionell feiert. Im Saal der Alten Apotheke gab es dazu ein buntes Programm der Nachbarn.

Ein Glockenläuten tönt durch die Dinslakener Altstadt. Es sind allerdings nicht die Glocken der Kirchen, die eine neue Stunde schlagen, sondern Ronny Schneider ist mit einer Glocke in der Hand unterwegs, um die Mitglieder der Wölle-Pomp-Nachbarschaft wieder einmal zur traditionellen Rosenmontagsfeier einzusammeln. "Es dauert noch ein paar Minuten, bis ich alle zusammenhabe", sagt der amtierende Rentmeister der Pumpennachbarschaft und macht sich vom Weinlokal Alte Apotheke noch einmal auf den Weg durch die umliegenden Straßen.

Wenige Minuten später hat er seine Nachbarn alle zusammen und die Gemeinschaft findet sich an der Wölle Pomp, die in der Nähe von Stadtarchiv und Museum Voswinckelshof in der Altstadt steht, ein. "Ich musste einige aus dem Bett klingeln", scherzt Ronny Schneider. Zum Rosenmontag darf ein wenig Spaß schließlich sein. Gemeinsam ziehen die Nachbarn dann in den Saal der Alten Apotheke. Hier ist schon alles vorbereitet: Die Fahne der Nachbarschaft ziert die Wand des Lokals, auf den Tischen finden sich bunte Luftschlangen. Die Nachbarn setzen sich und haben erstmal Zeit, sich ein wenig zu unterhalten und auszutauschen. "Früher traf man sich in der Nachbarschaft immer an der Pumpe beim Wasserholen. Die Pumpennachbarschaften wollten diese Geselligkeit, die entstanden ist, nicht aussterben lassen, als in Dinslaken das fließende Wasser kam", erklärt Ronny Schneider.

Früher gab es zwölf Pumpennachbarschaften in der Stadt, deren Wurzeln sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Die Nachbarschaften kümmerten sich vor allem um den Zustand der zu ihnen gehörenden Pumpe, leisteten sich aber auch in Not- und Trauerfällen gegenseitig Hilfe. Mit der Gründung des Dinslakener Wasserwerks 1903 erhielten viele Haushalte fließendes Wasser und die Pumpennachbarschaften lösten sich teilweise auf oder gingen in Vereine auf, die das nachbarschaftliche Zusammenleben pflegten. "Mittlerweile ist die Wölle-Pomp-Nachbarschaft die Letzte, die noch aktiv den Rosenmontag feiert", erklärt Ronny Schneider.

Der hat eine Doppelfunktion bei der Rosenmontagsfeier der Pumpennachbarn. Denn er ist nicht nur als Rentmeister da, sondern auch als Vorsitzender des Heimatvereins. In dieser Funktion stellt er Ehrenrentmeister Dr. Hartmut Weddige von der Freilicht AG vor. Allerdings fehlt die amtierende Pumpenmarie, deren Amt sich auf eine legendäre Geschichte gründet: Während der Befreiungskriege gegen die Franzosen 1813/1814 soll eine hübsche junge Dinslakenerin durch ein Gespräch an der Pumpe die Stadt vor Plünderungen bewahrt haben. "Unsere amtierende Pumpenmarie Lara Landau ist als Tänzerin im Karneval aktiv und daher am Rosenmontag natürlich beschäftigt", erklärt Ronny Schneider die Abwesenheit der jungen Dame.

Dann sorgt der Rentmeister erstmal für Stimmung im Saal der Alten Apotheke. Der gebürtige Kölner hat natürlich Stimmungslieder aus seiner Heimatstadt im Gepäck. Weitere Lied- und Wortbeiträge sorgen bei den Nachbarn für jecke Stimmung. Es folgt eine letzte offizielle Handlung zur Versammlung der Nachbarn. Ronny Schneider nimmt die Kette des Rentmeisters ab. "So ein Amt ist ja dafür da, es auch wieder abzugeben", kommentiert er. Dann reicht er die Kette des Rentmeisters an Peter Sickelmann weiter, der nun für ein Jahr lang, gemeinsam mit Stellvertreterin Maria Scherf, die Geschichte der Nachbarschaft lenken wird. Die Pumpennachbarn feierten nach diesem offiziellen Teil des Programms ausgelassen den Rosenmontag.

(fla)
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