Interview: Rp-Sommerinterview Eduard Strych Reden wir doch mal über Freizeit

Dinslaken · In unserer Serie reden unsere Gesprächspartner über Themen, zu denen sie normalerweise nicht befragt werden. Heute erzählt Eduard Strych, Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium, was er nach seiner Pensionierung unternehmen möchte.

 So lässt es sich lesen: Eduard Strych zieht sich gern mal mit einem guten Buch auf seine Gartenliege zurück. Schöne Plätze gibt es in seinem Garten in Bruckhausen mehr als genug.

So lässt es sich lesen: Eduard Strych zieht sich gern mal mit einem guten Buch auf seine Gartenliege zurück. Schöne Plätze gibt es in seinem Garten in Bruckhausen mehr als genug.

Foto: Peggy Mendel

Sie kommen gerade aus Griechenland zurück. War der Urlaub schön?

Strych Meine Frau und ich waren auf Samos, und das schon zum fünften Mal. Es war wunderbar. Wenn wir dort sind, fühlen wir uns wie 30. Nichts tut weh, die Knochen signalisieren nur Freude. Die Menschen sind freundlich, das Hotel war fantastisch, das Essen lecker.

Was haben Sie im Urlaub gemacht: schwimmen, sonnen, am Strand liegen oder wandern?

Strych Vor allem habe ich entspannt und viel gelesen. Wir haben auch mal ein Auto gemietet und sind ein bisschen herumgefahren, ein wenig gewandert. Aber der Juli ist nicht der beste Wandermonat. Es ist zu heiß.

Klingt nach Ausruhen am Strand. Sie sind demnach nicht der Typ, der ständig irgendetwas unternehmen muss?

Strych Ganz und gar nicht. Spätestens am dritten Urlaubstag ist Ruhe eingekehrt. Das genieße ich. Ebenso wie das klare, algen- und quallenfreie Wasser. Es ist ein Genuss, dort schwimmen zu gehen. Früher waren meine Frau und ich viel mit dem Rucksack in Griechenland unterwegs. Inselhüpfen. Skiathos, Ithaka, Zakynthos, Mykonos, Santorin, Paros, Naxos, Karpathos. Ich kann sie nicht alle aufzählen, aber 30 Inseln waren es bestimmt.

Aus der Kommunalpolitik haben Sie sich bereits zurückgezogen. Am 31. Januar 2015 ist auch mit der Schule Schluss. Dann werden Sie pensioniert und haben ganz viel Zeit für Dinge, die bisher zu kurz gekommen sind. Was fangen Sie mit der Zeit an?

Strych Ich bin seit 25 Jahren Sportwart beim TV Bruckhausen. Im nächsten Jahr gibt der Vorsitzende sein Amt ab. Ich werde zwar nicht sein Nachfolger, aber ich werde dort weiter mitarbeiten. Der Verein muss sich vielen Herausforderungen stellen. Wir haben zurzeit etwa 2300 Mitglieder. Um die zu halten, müssen wir etwas tun. Wir müssen kostengünstig Sport anbieten. Die Konkurrenz in den Fitness-Studios schläft nicht. Dann sind da auch noch das Strandbad Tenderingssee, die Surfer und Taucher - ich werde mit Sicherheit keine Langeweile haben.

Sie werden aber nicht Ihre gesamte Freizeit beim TVB verbringen. Es gibt doch bestimmt irgendetwas, was Sie schon immer mal machen wollten und nicht konnten, weil die Zeit dafür fehlte.

Strych Ich freue mich darauf, endlich mal in Ruhe Bücher lesen zu können. In der Vergangenheit habe ich das fast nur in den Ferien getan. Aufgrund meiner Aufgaben als Ratsmitglied musste ich immer sehr viele Seiten Politisches lesen. Da blieben viele gute Bücher liegen, die noch gelesen werden wollen.

Welche liegen griffbereit?

Strych "Schnee" von Orhan Pamuk, "Das Stalin-Epigramm" von Robert Littell, "Der Flieger in den Sternen" von Saint-Exupéry.

Sie sind immer schon gern gereist. Welche Ziele stehen noch auf Ihrer Wunschliste?

Strych Ich wäre gern mal nach Brasilien geflogen oder nach Peru. Jetzt ist Afrika das erste Ziel. Wir waren schon mal in Ägypten, haben Namibia gesehen, waren begeistert von der faszinierenden Tierwelt dort unten. Tansania wäre ein noch Wunschziel, der Ngorongoro-Krater, die Serengeti. Mal schauen, ob wir das hinbekommen. Denn Zeit ist das eine, aber Reisen kostet auch eine Menge Geld.

Sie gehen auch gern ins Theater.

Strych Das stimmt. Wir schauen uns gern die Aufführungen in Oberhausen an, interessieren uns im Allgemeinen für kulturelle Dinge. Kürzlich waren wir wie seit Jahren auf der "lit.cologne". Dort haben wir Iris Berben, Roger Willemsen und Christoph Maria Herbst erlebt. Das war faszinierend.

Wie sieht es mit der Burghofbühne aus? Neuer Intendant, neues Team, spannende Inszenierungen - reizt Sie das?

Strych Ich lasse mich überraschen. Nach wie vor schade finde ich, dass die Kathrin-Türks-Halle kein richtiges Theater ist. Das ist ein großes Manko. Wenn ich das Oberhausener Theater dagegenhalte, das ist schon ein anderes Erlebnis, als ein Stück in einer Mehrzweckhalle anzuschauen.

Wer so lange aktiv in die Politik eingebunden war - seit 1989 waren Sie Ratsmitglied der Hünxer CDU und von 1999 bis 2011 deren Fraktionsvorsitzender - kann man da so einfach aussteigen? Juckt's Ihnen nicht in den Fingern, wenn im Rathaus eine wichtige Sitzung stattfindet?

Strych Ich habe so viel Politik gemacht, war im Bundesvorstand des Rings Christlich-Demokratischer Studenten, habe für einen Bundestagsabgeordneten gearbeitet, war vor meiner Ratstätigkeit sachkundiger Bürger. Ich habe häufig Abschied genommen. Und es ist besser, wenn man's dann auch richtig macht und sagt: Das war's! Selbstverständlich bin ich weiterhin an kommunalpolitischen Themen interessiert. Ich nehme auch noch an Sitzungen des Ortsvereins teil. Aber seine Erfahrungen einbringen zu wollen in Diskussionen wie etwa um die Biogasanlage, das sollte man bleiben lassen. Zumal: Energiepolitik wird in Berlin gemacht nicht in Hünxe.

Viele Menschen, die plötzlich ganz viel Freizeit haben und den ganzen Tag zu Hause sind, stehen im Weg und langweilen sich. Wie wird das bei Ihnen sein?

Strych Ich habe meiner Frau schon angedroht, nach meiner Pensionierung den Tag zu strukturieren! Nein, Spaß beiseite. Ich werde nicht wie Loriot in ,Papa ante Portas' den Haushalt übernehmen. Ich falle auch nicht in das tiefe Loch der Depression. Ich gebe aber zu, dass es mir schwerfällt, das Theodor-heuss-Gymnasium zu verlassen. Ich war immer gern Lehrer, war immer gern mit jungen Menschen zusammen. Ich habe viele engagierte junge Menschen getroffen und viele Karrieren verfolgt. Ich habe gesehen, wie sich ehemalige Schüler toll entwickelt haben und deren Kinder unterrichtet. Die Schule wird mir fehlen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE RALF SCHREINER

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort