Interview: RP-Sommerinterview Mirko Schombert Reden wir doch mal über Umzüge

Dinslaken · In unserer Serie reden unsere Gesprächspartner über Themen, zu denen sie normalerweise nicht befragt werden. Heute erzählt Mirko Schombert, Intendant der Burghofbühne, von seinen vielen Ortswechseln und der Wohnungssuche in Dinslaken.

 Tür auf, Tür zu: Für seinen neuen Job in Dinslaken zieht Theaterintendant Mirko Schombert zum elften Mal in seinem Leben um.

Tür auf, Tür zu: Für seinen neuen Job in Dinslaken zieht Theaterintendant Mirko Schombert zum elften Mal in seinem Leben um.

Foto: Peggy Mendel

Man sagt Theaterleuten nach, sie seien ein reisendes Volk. Wie oft sind Sie schon umgezogen?

Schombert Das wird jetzt der zehnte Umzug in 15 Jahren, mein elfter, wenn ich die Kinderzeit mit einrechne.

Sind Ihnen bestimmte Umzüge noch in guter oder schlechter Erinnerung?

Schombert Ich war immer sehr entspannt, was Umzüge betrifft. Hat immer alles gut funktioniert. Mir ist aber beim letzten Umzug aufgefallen, um wie viel aufwendiger das Ganze geworden ist. Früher passte alles in einen kleinen Bus, einen Sprinter. Wir haben das mit ein paar Freunden eingeladen und hinterher wieder ausgeladen. Da ich in Wiesbaden mit meiner Partnerin zusammengezogen bin und somit zwei Haushalte zusammengeworfen wurden, hat sich in den Jahren doch einiges angesammelt. Das macht den Umzug anstrengender, und er dauert viel länger. Man braucht mehr Leute und größere Autos.

Umzugsunternehmen haben beides.

Schombert Wir werden wohl zum ersten Mal mit einem Unternehmen umziehen. Auch deshalb, weil unsere Freunde in Mainz und Wiesbaden zurzeit selbst mit Umziehen beschäftigt sind. Wir werden unsere Sachen allerdings zwischenlagern müssen. Wir können erst zum 1. Oktober in die Dinslakener Wohnung einziehen.

Sie haben lange nach einer passenden und bezahlbaren Wohnung in Dinslaken gesucht. Wo sind Sie fündig geworden.

SChombert Ich war wirklich sehr verzweifelt. Ich bin gestählt durch meine Erfahrungen aus Wiesbaden und Mainz. Dort etwas zu finden, ist der absolute Horror. Ich dachte, in Dinslaken ist der Wohnungsmarkt entspannter. Eine schöne Wohnung zu finden, gestaltete sich aber doch schwieriger als gedacht. Also habe ich zum ersten Mal im Leben Makler angerufen. Die sagten mir: "Das wird schwierig, tut mir Leid, da drücke ich Ihnen die Daumen . . ."

Hatten Sie so exotische Wünsche?

schombert Wir wollten drei bis vier Zimmer haben, einen Balkon oder eine Terrasse, eine Badewanne und keine weißen Bodenfliesen. Darauf sieht man jedes Haar. Holzboden wirkt gemütlicher. Außerdem durfte die Miete nicht den finanziellen Rahmen sprengen. Und wir wollten zum 1. August einziehen.

Aber Sie haben ja nicht erst am 1. Juli mit der Suche begonnen . . .

Schombert Wir haben uns recht früh umgesehen. Es war nichts Passendes dabei. Bei den Wohnungen, die wir uns angeschaut haben, gab es immer irgendetwas, das nicht stimmte.

Zum Beispiel?

Schombert Da war eine Vier-Zimmer-Wohnung, zwei Räume lagen in einem ausgebauten Keller. Wir hatten schon einen Besichtigungstermin vereinbart. Doch dann sagte die Vermieterin am Telefon: "Das Gute am Keller ist, dass die Decken sogar 1,80 Meter hoch sind." Sogar! Ich bin 1,95 Meter groß. Ich hätte ins Bett kriechen müssen. Irgendwann habe ich begonnen, die Wohnungsgesellschaften anzurufen. Bei der WoGe hatte ich Glück. Unsere neue Wohnung liegt an der Thyssenstraße, im Industriegebiet. Sie hat vier Zimmer, ist etwa 100 Quadratmeter groß, hat eine schöne Dachterrasse,

Hat die Entfernung zum Tenterhof bei der Wohnungssuche eine Rolle gespielt?

SChombert Zuerst wollten wir nach Lohberg. Das fanden meine Freundin und ich total interessant. Als altem Essener ging mir da mein Ruhrpott- und Bergbau-Herz auf. Die ehemalige Zeche, die kleinen Häuschen, das gefiel uns. Wir haben dort aber keine Wohnung gefunden. Dann wollten wir möglichst zentral wohnen. Aber auch das war irgendwann nicht mehr so wichtig. Wir hatten Torschlusspanik.

Vier Zimmer für zwei Personen sind viel, wollen Sie eine Familie gründen?

Schombert Ja. Das ist kein konkreter Plan und wird auch sicher nicht im nächsten Jahr passieren. Aber wir wollen einfach mal länger an einem Ort bleiben. Bisher habe ich immer nur Ein- oder Zweijahresverträge gehabt, jetzt habe ich als Intendant der Burghofbühne zumindest schon mal einen Fünfjahresvertrag. Und ich habe die Hoffnung, dass alle Seiten so viel Spaß dran haben, dass es mehr werden. Vielleicht ist die Wohnung jetzt noch zu groß. Aber sie ist groß genug, wenn Familie da ist. Nach den Umzügen der vergangenen Jahre wollen wir endlich mal ankommen.

Verraten Sie uns ein paar Stationen?

Schombert Von Essen nach Köln, zurück nach Essen, dann nach Bochum, Mainz, Krefeld, Göttingen, wieder nach Mainz, innerhalb von Mainz noch einmal, dann nach Wiesbaden. Nach dem letzten Umzug waren wir fertig. Wir haben das total unterschätzt. Wir hatten zu wenig Leute und haben uns geschworen: Wenn wir beim nächsten Mal irgendwohin ziehen, dann bleiben wir da auch erst mal. Jetzt haben wir eine Wohnung gefunden, wo es sich lohnt, die mal so richtig schönzumachen.

Gibt es ein Möbelstück, von dem Sie sich niemals trennen würden?

Schombert Seit kurzem gibt es das. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt mit meiner Freundin zusammenwohne, weil sie Geschmack und Stil hat, im Gegensatz zu mir. Ich habe bislang immer sehr pragmatisch gewohnt. Mit Möbeln habe ich nie viel verbunden. Vor zwei Jahren ist meine Großmutter gestorben. Und die hatte eine große schöne Lampe mit einem schönen roten Lampenschirm. Darin hing sie sehr. Die habe ich jetzt, und die wird mich noch eine Weile begeistern.

Wegen der Erinnerung . . .

Schombert Ja, vor allem. Aber sie sieht auch einfach gut aus.

Sind Sie eher der Wohntyp "renovierter Altbau" oder "Neubau", mögen Sie lieber Parterre oder Dachgeschoss?

Schombert Ich mag Altbau sehr gern. Aber die Heizkosten fressen einem die Haare vom Kopf. Da ist eine Neubauwohnung schon die vernünftigere Alternative. Ich habe auch schon in Hochhäusern gewohnt und konnte dem sogar etwas abgewinnen. Die Anonymität, die da herrschte, fand ich nicht schlecht. Ich bin gern unter Menschen, umgebe mich gern mit Menschen, suche mir die aber auch gerne selbst aus. Zum Beispiel habe ich in Essen mal in einem Hochhaus gewohnt. Das war ein sozialer Brennpunkt. Dort gab es mehrfach Brandstiftungen. Irgendwann wurden überall Kameras installiert, ein Security-Dienst saß im Flur. Das war Ghetto-Feeling, aber ein Rückzugsort. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.

Wo sind Sie aufgewachsen?

Schombert In Essen-Huttrop, in einem Mehrfamilienhaus mit sechs Etagen. Wir wohnten auf 100 Quadratmetern, hatten vier Zimmer, und wir waren vier Kinder - drei Jungen, ein Mädchen. Die Eltern schliefen im Wohnzimmer. Als meine Schwester geboren wurde, wurde es sehr eng. Wir zogen in das größte der drei Jungen-Zimmer eine Extra-Wand ein. So entstand ein sehr kleines Zimmer für das Nesthäkchen. Da passte nur ein Bett rein. Und es gab kein Fenster. Das machte ihr offenbar schwer zu schaffen. Irgendwann tauchte zu Weihnachten auf ihrem Wunschzettel "ein Fenster" auf, und zwar auf Platz eins.

In welcher Stadt könnten Sie alt werden?

Schombert Ich fühle mich sehr schnell überall zu Hause. Den einen Sehnsuchtsort gibt es nicht.

Hamburg, Berlin, München?

Schombert Berlin und Hamburg sind sehr interessante Städte. Ich würde da gerne wohnen. Aber alt werden dort? Ich weiß nicht. Das kann ich mir überall vorstellen. Das Gefühl von Heimat und Zuhause hat für mich viel mit den Menschen zu tun, die mich umgeben.

Wann ziehen Sie nach Dinslaken?

Schombert Ich habe gerade die Schlüssel für die Zwischenwohnung an der Gudrunstaße bekommen. Der eigentliche Umzug ist am 1. August. Am 1. Oktober kommt der Umzugswagen und bringt die Sachen, die zwischengelagert wurden, in unsere Wohnung an der Thyssenstraße. Und am 18. August beginnt meine Arbeit an der Burghofbühne. Aber ich werde schon vorher dort sein. Es gibt eine Menge Sachen zu erledigen.

RALF SCHREINER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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