Interview: Rp-Sommerinterview Jörg Springer Reden wir mal über den HSV

Dinslaken · In unserer Serie reden unsere Gesprächspartner über Themen, zu denen sie normalerweise nicht befragt werden. Heute erzählt DIN-Event-Geschäftsführer Jörg Springer von seiner großen Fußballleidenschaft.

 Breites Grinsen, breiter Schal: Jörg Springer zeigt unmissverständlich, welcher Fußball-Verein ihm Herz und Hals erwärmt.

Breites Grinsen, breiter Schal: Jörg Springer zeigt unmissverständlich, welcher Fußball-Verein ihm Herz und Hals erwärmt.

Foto: Martin Büttner

Herr Springer, als Chef der DIN-Arena haben Sie gejubelt, als Mario Götze die deutsche Nationalmannschaft mit seinem Tor zum Weltmeistertitel geschossen hat. Als Fußball-Fan haben Sie aber insgesamt eine schwere Saison hinter sich. Denn Sie sind Anhänger des Hamburger Spielvereins.

Jörg Springer Ja, das stimmt. Einem HSV-Fan ist die vergangene Bundesligasaison tatsächlich an die Substanz gegangen. Die Trainerwechsel, das Verhalten der Spieler, die Management-Fehler - es kam einfach alles zusammen. So lange haben wir vor dem Abstieg zittern müssen. Aber dann gab's Gott sei Dank doch noch ein gutes Ende. Mein HSV bleibt die einzige Mannschaft, die in der Bundesliga von Anfang an dabei und noch nie abgestiegen ist.

Hier in der Region ist es ja nichts Ungewöhnliches, wenn einer Anhänger der Dortmunder Borussia, von Schalke 04, von Mönchengladbach oder sogar von den Bayern ist. Wie aber wird man in unseren Breiten ausgerechnet zum HSV-Fan?

Springer Das hängt alles mit einer Person zusammen: mit Uwe Seeler. Die ersten Fußball-Weltmeisterschaften, bei denen ich so richtig bewusst mitgefiebert habe, waren die beiden 1966 in England und 1970 in Mexiko. Und bei beiden war Uwe Seeler gewissermaßen das Synonym für die deutsche Mannschaft. Die Leute riefen, vielleicht weil sie damals noch die Befürchtung hatten, dass man ihnen Nationalismus vorwirft, ja nicht "Deutschland, Deutschland", sondern "Uwe, Uwe" und meinten die Mannschaft. Bewundert habe ich Uwe Seeler besonders bei der WM in Mexiko, wo er für den Newcomer Gerd Müller in die zweite Reihe gerückt ist und nicht Mittelstürmer gespielt, sondern klaglos im Mittelfeld gerackert hat. Bewundert habe ich auch, dass er nicht dem schnöden Mammon hinterhergerannt ist, als Inter Mailand für ihn eine Millionensumme geboten hat. Das muss man sich mal vorstellen. Uwe Seeler hat ja in seiner aktiven Zeit neben dem Fußball noch einen ganz normalen Beruf gehabt, ist als Sportartikelverkäufer 40 000 Kilometer im Jahr durch die Lande gezogen und hat trotzdem fußballerisch Leistung gebracht. Dass er dann so ein Millionenangebot abgelehnt hat, zeigt doch, wie bodenständig er war und immer geblieben ist. Ich wünschte mir, dass es solche Typen heute noch im Fußball gebe.

Haben Sie Uwe Seeler einmal kennen gelernt?

Springer Ja, ich weiß gar nicht mehr, wie lange das her ist. Aber das war eine nette Geschichte. Ich bin damals so im HSV-Stadion herumgelaufen, und auf einmal stand er da. Ich bin dann hin, und hab zu ihm gesagt: "Bei Euch möchte ich so gern mal Trainer sein." In seinem drögen hanseatischen Tonfall hat er geantwortet: "Ja, Gott, sicherlich." Dann haben wir noch ein paar Sätze gewechselt. Ein Freund von mir, dem ich von dieser Begegnung berichtet habe, hat die Szene im Nachhinein gemalt. Das Bild hängt heute noch bei uns in der Sportsbar.

Was war denn Ihre schönste Zeit als HSV-Fan?

Springer Das war Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, als wir auf Augenhöhe mit den Bayern gespielt haben. Den Sieg 1983 im Endspiel um den Pokal der Landesmeister in Athen gegen Juventus Turin werde ich nie vergessen. Damals war Turin so eine Art Übermannschaft. Michel Platini war ihr Star. Dem HSV wurden allenfalls Außenseiterchancen zugebilligt. Ich aber habe auf die Jungs gesetzt und hatte einige Wetten laufen. Natürlich hab ich mich dann diebisch gefreut, als ich die Gewinne kassieren konnte. Nicht wegen des Geldes, aber wegen der großen Genugtuung darüber, dass ich Recht behalten hatte.

Wie sehen Sie die Zukunft des HSV? Die deutsche Meisterschaft kann der Verein ja in der nächsten Saison kaum anpeilen.

Springer Nein, natürlich nicht. Jetzt muss es erst einmal darum gehen, den Verein zu stabilisieren. Ich setzte große Hoffnung in die neue Vereinsstruktur und vor allem in den neuen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer. Den halte ich für einen ausgezeichneten Mann, der immer schon einen Blick für Talente hatte. Dennoch kann die kommende Saison ganz schön prekär werden. Wir können froh sein, wenn wir nicht wieder in den Abstiegsstrudel geraten und uns einen Platz im Mittelfeld sichern.

Was haben Sie nach dem WM-Gewinn in Brasilien empfunden?

Springer Das war ein absolut versöhnlicher Abschluss der Saison. Die Stimmung in der DIN-Arena war großartig. Die Spiele waren eng. Ich habe jedes Mal mit vielen Freunden mit der deutschen Nationalmannschaft mitgefiebert. Und was nicht unwichtig ist: Jetzt können wir wieder hocherhobenen Hauptes zum Mittagessen zu unserem Lieblingsitaliener Tonino gehen. Wir haben mit den Italienern gleich gezogen. Wir haben den vierten Stern.

(RP)
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