Dinslaken/Voerde/Hünxe Sankt Martin ist auch heute noch ein Vorbild

Dinslaken/Voerde/Hünxe · In bitterkalter Zeit teilte er als Soldat seinen Mantel mit einem Bettler. Später wurde er Bischof von Tours. Martinszüge sollen zum Kulturerbe werden.

 Sankt Martin hoch zu Ross - Kinder und Erwachsene begleiten den Heiligen Mann und erleben dann, wie der römische Soldat seinen wärmenden Mantel mit einem Bettler teilt .

Sankt Martin hoch zu Ross - Kinder und Erwachsene begleiten den Heiligen Mann und erleben dann, wie der römische Soldat seinen wärmenden Mantel mit einem Bettler teilt .

Foto: Martin Büttner

Mit Sankt Martin, seiner Legende und den Umzügen, die in Erinnerung an den Heiligen Mann veranstaltet werden, verbinden viele Menschen schöne Erinnerungen. Eltern und Kinder reihen sich gerne ein, wenn Martinsumzüge stattfinden. René Bongartz (aus Brüggen) und Jeya Caniceus (Kempen), zwei Martinsfreunde aus dem Kreis Viersen, machen sich dafür stark, dass die Martinstradition als immaterielles Kulturerbe der Unesco in Deutschland anerkannt wird. Diese Idee findet auch in Dinslaken, Voerde und Hünxe Befürworter. "Ich begrüße das sehr", sagt Ronny Schneider, Vorsitzender des Heimatvereins Dinslaken. Dieser Verein veranstaltet seit vielen Jahren den großen Martinszug in Dinslaken.

Sankt Martin ist auch 2017 noch ein Vorbild
Foto: Büttner Martin

In der Legend von Sankt Martin und ihrer Darstellung mit der Mantelteilung erfahren die Kinder in verständlicher Sprache, was die Worte bedeuten, "was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", sagt Ronny Schneider. "In dem Bedürftigen begegnet uns Jesus selbst - das ist ein urchristlicher Gedanke", fügt der frühere Pastor der evangelischen Stadtkirche hinzu. Die Geschichte von Sankt Martin und die Botschaft des Teilens mit den Bedürftigen hat für ihn nichts an Bedeutung verloren.

Sankt Martin ist auch 2017 noch ein Vorbild
Foto: Peggy Mendel

Er erinnert an einen aktuellen Fall. Das Amtsgericht Essen hat in dieser Woche zwei Männer und eine Frau wegen unterlassener Hilfeleistung zu Geldstrafen verurteilt. Alle drei hatten sich nicht um einen 83-jährigen Senior gekümmert, der im Vorraum einer Bank zusammengebrochen war, und ihn dort einfach seinem Schicksal überlassen. Vor Gericht wollten sie sich damit herausreden, dass sie den Mann für einen schlafenden Obdachlosen gehalten hätten. Der Mann war später an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen, die er sich in der Bank zugezogen hatte, gestorben. "Die Verurteilten stehen nun als Geächtete dar, die einen Riesenfehler begangen haben", so Schneider. Auch in diesem Kontext werde deutlich, wie wichtig es sei, anderen zu helfen.

Gegenwärtig ist Günter Holtkamp, Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft Friedrichfeld, damit befasst, den Martinszug für den Ortsteil zu organisieren. Auch er sieht es als eine gute Idee an, die Tradition dieses Umzuges zum immateriellen Kulturerbe zu erklären. Durch die Legende werde den Kindern die Bedeutung des Teilens vermittelt.

Und so sieht es auch Heinrich Rühl, Vorsitzender des Hünxer Heimat- und Verkehrsvereins. "Die Tradition des Martinsumzuges muss auf jeden Fall erhalten bleiben", sagt Rühl. Schon seit vielen Jahren organisiert der Verein den traditionellen Martinsumzug für den Ortsteil Hünxe. Wenn sich Sankt Martin auf den Weg macht, folgen im nach Schätzung von Rühl 700 bis 800 Kinder und Erwachsene. "Die Geschichte von Sankt Martin zeigt, dass ein Mensch sich wandeln, sich verändern kann. Aus einem Soldaten wurde ein Bischof. Es geht um Güte, darum, anderen Menschen helfen zu wollen. Sankt Martin ist der helfende Mensch. Die Anlage dazu ist wohl in jedem Menschen vorhanden, auch wenn jemand dies vielleicht nicht nach außen hin zeigt", so Heinrich Rühl. Für den Heimatvereinsvorsitzenden der Gemeinde Hünxe gehören auch Laternen und Weckmänner zum Martinsumzug, dessen Tradition fortgeführt werden soll.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort