Dinslaken Seit 100 Jahren "Glück auf!" nach Noten

Dinslaken · Die Wurzeln des Männergesangverein Concordia gehen bis ins Jahr 1916 zurück. Damals wurde der "Beamtengesangverein der Schachtanlage Lohberg" gegründet. Heute wird zumeist bergmännisches Liedgut gesungen.

 In ihrem Vereinsheim haben sich die Sänger auf das morgige Jubiläumskonzert vorbereitet.

In ihrem Vereinsheim haben sich die Sänger auf das morgige Jubiläumskonzert vorbereitet.

Foto: Heiko Kempken

Zunächst war Wolfgang Bergmann zu einer Probe eingeladen. Ein Lehrer hatte ihn angeworben, wie der heute 82-Jährige erzählt. Drei Monate währte seine Probezeit. In der Jahreshauptversammlung wurde er dann als Mitglied des Männergesangverein Concordia aufgenommen. "Ich bekam gleich eine Aufgabe: Ich musste die Fahne schleppen." Viele Auftritte, mehrere runde Geburtstage sowie verschiedene Vorsitzende und Dirigenten hat er bislang erlebt. Doch die Feier, die morgen für den Chor ansteht, ist etwas Besonderes. In der ehemaligen Zentralwerkstatt der Zeche Lohberg feiert der MGV Concordia seinen 100. Geburtstag. Das Festkonzert ist ausverkauft.

Entstanden ist der MGV aus zwei Chören. "Es schließen sich einige Steiger, die gerne gemeinsam singen, zusammen und gründen den neuen ,Beamtengesangverein der Schachtanlage Lohberg' unter dem Vorsitz des Abteilungssteigers Anton Tepel", heißt es dazu in der Vereinschronik. Die damals bestehende Kluft zwischen Steiger, die beamtet waren, und Arbeitern machte es erforderlich, dass die Arbeiter einen eigenen Chor gründeten. Im Lokal Oeckinghaus wurde am 15. Februar 1925 der MGV Frohsinn Dinslaken-Lohberg gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich die beiden Chöre zum MGV Concordia zusammen. Auf der ersten Versammlung im Casino Lohberg wurde Anton Tepel zum Vorsitzenden gewählt, als Dirigent wird Fritz Dahmen verpflichtet, heißt es in der Vereinschronik. Der bergmännischen Tradition sind die Sänger verbunden. Üblich waren für einen Bergmann die folgenden vier Pflöcke, verrät der heutige Vereinsvorsitzende Heinz-Jürgen Schüring: "Chor, Bergkapelle, Kaninchen und Tauben." Mit der Zeit hat sich der Chor immer gewandelt, hat sich einem anderen Liedgut zugewandt. Waren es in den 50er Jahren Lieder aus Opern, setzte ein späterer Dirigent mehr auf slawische und deutsche Volksmusik. Seit rund 15 Jahren, so Schüring, steht beim MGV das bergmännische Liedgut im Vordergrund: "Wenn schwarze Kittel...", "Glückauf ihr Bergleut jung und alt" und natürlich das Steigerlied, das der Chor immer wieder singen muss.

Es gab Jahre, da sangen über 50 Bergleute im Chor. Es gibt aber keinen Nachwuchs, die Mitgliederzahl ging zurück. Heute halten die Tradition 34 Sänger aufrecht, die zu verschiedenen Anlässen mit Stolz ihre Tracht tragen. Firmen laden den Chor ein, ein Ständchen zu einem runden Geburtstag. Oft waren die Sänger unterwegs, verbanden die Touren mit Auftritten. Wie vor zehn Jahren, als eine Jubiläumsfahrt die Sänger nach Wien führte. Dort begleitete der Chor einen Gottesdienst in der Votiv-Kirche.

Veränderungen gab es in den vergangenen Jahrzehnten auch beim Probenlokal. 1989 schloss das Vereinslokal Casino Lohberg und der MGV Concordia zog mit Klavier, Fahne und Notenschränken zur Gaststätte Am Schacht der Eheleute Pillekamp, die vor sechs Jahren verkauft wurde und danach nicht mehr als Probenlokal zur Verfügung stand. Gut, dass die Sänger im März 2001 ein Haus auf dem Gelände der Deutschen Steinkohle an der Oststraße erhalten hatten. Mit viel Einsatz wurde es zum Vereinsheim, dem Haus Concordia, umgebaut.

(RP)
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