Cornelia Hass Und Alfred Kehl Senioren-Besuchsprojekt: Erste Bilanz

Dinslaken · Vor fünf Jahren hat der Rotary Club Wesel-Dinslaken das Besuchsprojekt "beieinander" für alleinstehende Senioren aus der Taufe gehoben. Ein erstes Fazit der Initiatoren fällt durchwachsen aus. Interessenten sind jederzeit willkommen.

 Dr. Alfred Kehl und Projektkoordinatorin Cornelia Haß sind guten Mutes, dass sich künftig noch mehr alleinstehende Senioren für das Besuchsprojekt "beieinander" interessieren.

Dr. Alfred Kehl und Projektkoordinatorin Cornelia Haß sind guten Mutes, dass sich künftig noch mehr alleinstehende Senioren für das Besuchsprojekt "beieinander" interessieren.

Foto: Jana BAuch

WESEL Vor fünf Jahren hatte Chefarzt i.R. Dr. Alfred Kehl (Evangelisches Krankenhaus Wesel), damals amtierender Präsident des Rotary Clubs Wesel-Dinslaken, zusammen mit dem Dinslakener Pfarrer im Ruhestand Karl-Heinz Tackenberg die Idee, den Besuchsdienst "beieinander" zu gründen. Mit ins Boot nahmen sie Cornelia Haß, Presbyterin an der Weseler Gnadenkirche, als Ansprechpartnerin und Organisatorin des Teams.

Wie viele Ehrenamtler engagieren sich eigentlich aktuell bei Ihrem Besuchsdienst?

Cornelia Hass Unser Besucherteam umfasst derzeit 27 Frauen und Männer, die 22 Senioren besuchen.

Das bedeutet, es gibt mehr Freiwillige als ältere Menschen, die besucht werden wollen? Wie kann das sein, wo es doch immer heißt, dass viele Senioren vereinsamen?

Dr. Alfred Kehl Das Problem ist, dass sich kaum ein alleinstehender Mensch bei uns direkt meldet, da er ja dann zugeben müsste, dass er allein ist und Hilfe benötigt. Und das tut niemand gerne.

Haben Sie bei Gründung von "beieinander" damit gerechnet, dass es so schwer werden würde, Menschen zu finden, die dieses kostenlose Angebot annehmen?

Dr. Kehl In dieser Form sicher nicht. Aber wir wussten, dass es gut ist für alleinstehende Menschen, wenn sie einem Vertrauten aus ihrem Leben, aus der Vergangenheit erzählen können. Es kommt öfter vor, dass jemand durch die Pflege eines Angehörigen sämtliche sozialen Kontakte verliert. Durch unsere wöchentlichen Besuche blühen die Betroffenen dann in aller Regel auf. Es gibt eine ganze Reihe Beispiele von gelungenen und langjährigen Besuchspartnerschaften, bei denen man fast schon von Freundschaften sprechen kann.

Ist der Besuchsdienst nur für vereinsamte Senioren oder überhaupt für alle älteren Menschen, die gerne etwas unternehmen und sich austauschen möchten?

Hass Das Konzept sieht eigentlich vor, dass der Besuchsdienst nicht für Senioren gedacht ist, die womöglich noch mit Sohn oder Tochter unter einem Dach leben. Doch in der Praxis ist es oft so, dass wir von Verwandten kontaktiert werden und ich die Interessenten zu Hause besuche. Wenn es bei uns einen Begleiter gibt, der zu dem Senior passt, führe ich die beiden zusammen.

Gibt es auch Anfragen, die Sie ablehnen? Beispielsweise, weil ein älterer Mensch sehr schwierig oder auch aggressiv ist?

Dr. Kehl Schon. Und es gab Fälle, wo nach einigen Treffen die Chemie zwischen Besuchspartnern doch nicht gestimmt hat. Was wir ablehnen, sind Anfragen nach Dienstleistungen. Unsere Begleiter sind nicht dazu da, Senioren bei Behördengängen oder Einkäufen zu begleiten. Dafür gibt es eine Reihe von professionellen Anbietern. Wir geben aber gerne Adressen von Dienstleistern oder Nachbarschaftsberatungen in der Region weiter beziehungsweise verweisen auch auf die Öffnungszeiten des Seniorenbüros Wesel.

Hass Es gibt vereinzelt auch Interessenten, die mit der Seniorenbegleitung etwas hinzuverdienen möchten, weil sie nur über eine kleine Rente verfügen. Das ist bei uns nicht möglich. Was mir aufgefallen ist in all den Jahren: Es kommen immer wieder Menschen zu mir, die sich für die Tätigkeit des Seniorenbegleiters interessieren, begeistert sind von der ganzen Sache und von denen man dann niemals mehr etwas hört.

Was glauben Sie, woran das liegt?

Dr. Kehl Viele Menschen möchten sich zwar ehrenamtlich engagieren, möchten sich aber nicht dauerhaft binden. Wobei unsere Seniorenbegleiter pro Woche nicht mehr als zwei Stunden investieren müssen. Das ist nicht viel wenn man weiß, wie viel Freude es bereitet, Senioren Zeit zu schenken.

Feiern Sie Ihr Fünfjähriges? Sind dort Interessenten willkommen?

Hass Wir laden alle Seniorenbegleiter zu einem Grillfest im Juni ein, die sich alle von den monatlichen Fortbildungstreffen her kennen. Wer sich für das Projekt "beieinander" interessiert, findet mich freitags von 10 bis 12 Uhr im Seniorenbüro der Stadt Wesel, Magermannstraße 16, oder im Erdgeschoss des Altenheims Kiek in den Busch. Und zwar mittwochs von 16 bis 17 und freitags von 16 bis 18 Uhr. Telefonisch bin ich erreichbar unter 0281 106-2626. Da läuft, wenn ich nicht dort bin, auch ein Anrufbeantworter.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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