Voerde Sich trauen, Fragen zu stellen

Voerde · Christlich-islamische Dialoggruppe auf der Suche nach Antworten.

Im Möllener Barbarahaus war es an diesem Abend vor allem Vural Karaarslan, der redete. Als einziger anwesender Muslim war das Mitglied des Vorstands der türkischen Gemeinde in Möllen beim Abend unter dem Motto "Was ich die Muslime schon immer fragen wollte, mich aber bisher nicht getraut habe" der vorrangige Adressat der Fragen der anderen Anwesenden. Diese hatte Pastoralreferent Markus Gehling zuvor eingesammelt und schon einmal an ihn weitergeleitet. "Ich habe meine Antworten auf 21 Seiten kurz zusammengefasst", sagte Karaarslan mit einem Lächeln im Gesicht - sehr zur Erheiterung der Teilnehmer des christlich-islamischen Dialogs im Barbarahaus.

In den Fragen spielte in erster Linie zunächst einmal der Zusammenhang von Islam und dem Terror von Organisation wie dem "Islamischen Staat" eine Rolle. Mit Zitaten aus dem Koran, die nicht nur das Ermorden von Menschen verbieten, sondern selbst im Fall eines Krieges die Zivilbevölkerung unter besonderen Schutz stellen, dass diese Terroristen mit Sicherheit keine gläubigen Muslime seien, beantwortete Karaarslan die Frage: "Das, was der IS macht, ist Anarchie und hat mit dem Islam nichts zu tun."

Abweichend von den zuvor eingereichten Fragen kam es wegen den aktuellen Bezügen zu einer kleinen Exkursion zur Person des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoan und zu einer Betrachtung der Werkgeschichte des Korans. Dieser sei, anders als viele Menschen denken, nicht als fertiges Buch überliefert worden, sondern wurde in seiner heutigen Form zusammengesetzt.

Kämen dann noch die verschiedenen Überlieferungen aus dem Leben des Propheten hinzu, ergäben sich zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten, erklärte Karaarslan. Allerdings biete sich auch hier eine Problemlösung aus dem Buch selbst an: "Es gibt Dutzende Stellen im Koran, an denen steht, man solle sein eigenes Gehirn benutzen", formulierte Vural Karaarslan salopp.

Er selbst sah viele Probleme weniger in der Religion begründet, als in anderweitigen Interessen. "Wenn es nicht immer um Geld und politische Interessen gehen würde, hätten wir überhaupt keine Probleme", sagte Vural Karaarslan.

Ein klares Statement gab es von ihm auch zum Thema Frauenbild im Islam, das einen weiteren großen Teil des Fragenkatalogs der Teilnehmer ausmachte. "Im Islam gibt es keine qualitativen Unterschiede zwischen Mann und Frau", betonte das Mitglied des Vorstandes der türkischen Gemeinde in Möllen. Die oft wahrnehmbaren Unterschiede wären meist aus der jeweiligen lokalen Tradition heraus bedingt, erklärte er.

Auf Nachfrage aus dem Teilnehmerkreis betonte Vural Karaarslan, dass man sich auch als gläubiger Muslim an die jeweiligen Gesetze des Landes halten müsse, in dem man lebt. "Der Islam sagt, wenn du in einem anderen Land lebst, musst du dich an die Regeln dort halten", erklärte er.

(RP)
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