Voerde So arbeiten richtige "Tatortreiniger"

Voerde · Wenn die Angestellten des Hygiene Service Niederrhein aus Voerde nach einem Leichenfund ausrücken, hat das nur wenig mit dem zu tun, was man im Fernsehen in Serien zu sehen bekommt.

 Mit einem Sammelsurium aus Reinigungsmitteln und immer im Overall macht sich Daniel Buteweg auf den Weg zum Einsatz. Oft werden er und seine Kollegen von Mietern nach Leichenfunden informiert.

Mit einem Sammelsurium aus Reinigungsmitteln und immer im Overall macht sich Daniel Buteweg auf den Weg zum Einsatz. Oft werden er und seine Kollegen von Mietern nach Leichenfunden informiert.

Foto: Martin Büttner

In einer Wohnung wird eine Leiche gefunden. Die Polizei kommt, der Tote wird abtransportiert. Doch was passiert dann? "Viele Angehörige machen sich selber an das Beseitigen der Spuren am Fundort. Und das ist gefährlich", sagt Daniel Buteweg. Der Angestellte des Hygiene Service Niederrhein ist spezialisiert auf solche Fälle und weiß, dass man die Arbeit in diesem Fall besser den Profis überlassen sollte. "Ohne Overall geht gar nichts", sagt Daniel Buteweg. Das grundlegende Ausrüstungsstück seiner Dienstkleidung hat er immer griffbereit im Einsatzfahrzeug liegen. Dazu kommen mehrere Lagen Handschuhe, die mit Klebeband fixiert und abgedichtet werden sowie ein Atemschutz.

"Man bekommt es manchmal mit Krankheiten wie HIV oder Tuberkulose zu tun", erzählt Buteweg. Die Schutzkleidung ist daher absolut notwendig. Wenn die Experten vom Hygiene Service Niederrhein gerufen werden, um einen Leichenfundort zu säubern, sperren sie meistens die jeweilige Wohnung komplett. Dann werden zuerst Kleidungsstücke und etwaige Überreste des Toten gesichert. "Die werden versiegelt und müssen später speziell entsorgt werden", erklärt Daniel Buteweg. Dann wird alles desinfiziert und gegebenenfalls die Auslegeware und teilweise sogar der darunter liegende Estrich abgetragen. "Auch das wird alles versiegelt und speziell entsorgt", berichtet Daniel Buteweg. Seine Arbeit ist erst erledigt, wenn die Wohnung, in der er tätig ist, auch wirklich zu 100 Prozent sicher ist.

Das Equipment der Experten ist dabei so ausgelegt, dass sie autark arbeiten können. Ihr Einsatzfahrzeug hat keine Werbung auf der Seite, fährt aber mit einem Anhänger vor, in dem ein 1000-Liter-Tank mit Wasser untergebracht ist. "Wir führen dem Wasser unsere eigene Reinigungslösung zu, die Reinigungsmittel, Blutlöser und Desinfektionsmittel enthält", erklärt Buteweg. Dabei liefert das Einsatzfahrzeug auch Strom, so dass man nicht auf eine Versorgung von außerhalb angewiesen ist. "Wir werden auch häufig zu Bahnunfällen oder Wildunfällen gerufen. Da hat man nicht immer eine Strom- oder Wasserversorgung vor Ort", sagt Daniel Buteweg. Aber auch zu Fällen von "Animalhording", bei denen Menschen mit Dutzenden von Tieren in einer Wohnung gelebt haben, werden die Spezialreiniger gerufen. "Manchmal fragt man sich, wie Menschen in den entsprechenden Wohnungen leben können", sagt Daniel Buteweg.

Dabei kümmern sich die Experten auch die Angehörigen, bieten Beratungen an. "Hinter jedem Fall steckt auch immer ein Schicksal", sagt Patrick Jöhren, einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Über die einzelnen Fälle wird auch im Team gesprochen, bekommen die Mitarbeiter doch oft Unschönes zu sehen. "Meine Bürotür steht auch immer offen, wenn jemand ein Problem hat", sagt Jöhren. Die Arbeit ist sicherlich nichts für jedermann und Buteweg wird auch oft gefragt, wie er das machen kann. "Ich sehe es so, dass ich den Angehörigen helfe, indem ich dazu beitrage, eine schwierige Situation abzuschließen", sagt der Experte.

(RP)
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