Radsport Der Ritt über die Alpen

Dinslaken · Dorothee Schmelt aus Dinslaken steht vor ihrer größten sportlichen Herausforderung: Im Team mit Jule Schwarz geht's zur Bike-Transalp.

Keine Frage, für ihr Wettkampf-Comeback hätte sich Dorothee Schmelt eine wesentlich leichtere Aufgabe aussuchen können. Dabei hat sich die Dinslakener Radsportlerin die Teilnahme an der Bike-Transalp genau genommen gar nicht ausgesucht. Sie wurde ausgesucht. Der Veranstalter hat Schmelt und ihre Essener Sportskameradin Jule Schwarz eingeladen, als "Mädels-Team" an den Start zu gehen und in einem täglichen Blog auf der Homepage des Veranstalters über ihre Erfahrungen beim waghalsigen "Ritt über die Alpen" zu berichten.

Die Bike-Transalp gilt als eines der renommiertesten und vor allem härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt. Ab Sonntag geht es an sieben aufeinander folgenden Tagen über den Alpenhauptkamm von Oberammergau an den Gardasee. Die 600 Zweier-Teams müssen dabei gemeinsam rund 600 Kilometer und 18 000 Höhenmeter bewältigen.

Ihr Referendariat hatte die Lehrerin für Deutsch und Sport, die 2012 noch bei zahlreichen MTB-Rennen in ganz Deutschland auf dem Treppchen stand, in der letzten Zeit vom Wettkampfgeschehen fern gehalten. Auch das Training litt ein wenig. Schmelt lag zwar nie wirklich auf der faulen Haut, für die ganz harten Einheiten fehlte aber nicht nur die Zeit, sondern auch, ob des Mangels an Zielen, die richtige Motivation. Das änderte sich nach der positiven Nachricht aus dem Transalp-Lager ganz schnell. Die 31-Jährige nahm das systematische Training in den letzten Wochen wieder auf, die Formkurve stieg merklich. Nur ein Trainingsunfall in den Schweizer Bergen bescherte ihr noch einmal einen arg ramponierten Ellenbogen und damit auch eine mehrtägige Pause. Doch das ist jetzt so kurz vor dem Start der größten Herausforderung ihrer sportlichen Laufbahn gar kein Thema mehr. "Die Nervosität ist natürlich da, aber wir fühlen uns gut vorbereitet", meint die Dinslakenerin. Das einzige Ziel des Duos: Ankommen! "Wir wollen das als Team schaffen", sagt Schmelt, eine höhere Erwartungshaltung sei angesichts der allerersten Teilnahme bei einem so langen Etappenrennen unangemessen. "Außerdem wissen wir gar nicht, welche anderen Frauenteams dort noch an den Start gehen. Die ersten Plätze werden aber sowieso an Profis vergeben werden", prognostiziert Schmelt.

Trotz der zu erwartenden Quälerei, körperlich und psychisch, steigt neben der Anspannung natürlich auch die Vorfreude. "Es geht ja vorwiegend nicht über irgendwelche Straßen, sondern vor allem durch die Natur und da hoffe ich, dass wir das auch genießen können", so Schmelt, für die das Fahren im Team Neuland ist, auf das sie sich in den letzten Wochen aber auch versucht hat, einzustimmen: "Wir werden einen gemeinsamen Rhythmus finden und uns gegenseitig unterstützen müssen. Wenn die eine mal Probleme hat, darf sich die andere nicht auch noch runterziehen lassen, sondern muss wieder Aufbauarbeit leisten. Oder eine gibt der anderen die Linie bei der Abfahrt vor, wenn die sich gerade vielleicht nicht so sicher fühlt", denkt die Dinslakenerin.

24 Stunden sei man am Tag mit der Teamkollegin zusammen. Da sei es unvermeidlich, dass man sich auch mal auf den Wecker falle. "Wichtig ist nur, dass am Ende des Tages wieder alles in Ordnung ist", findet Schmelt. So wird es kommen. Schließlich verbindet die Zwei nicht nur die Radsportleidenschaft, sondern auch der unbedingte Wille, das Ziel in Riva del Garda gemeinsam zu erreichen. Schmelt kann es sich schon vorstellen, wie es sein wird, die ersten Blicke auf den Gardasee zu erhaschen, nur noch wenige Kilometer vor sich: "Dann gibt es erst einmal ein großes Eis."

(RP)
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