Lokalsport Harald Plank spricht von gebrauchter Saison

Dinslaken-Hiesfeld · Rückblick: Der Manager des TV Jahn Hiesfeld spricht über die Gründe des verpassten Saisonziels und warnt vor der neuen Spielzeit.

 Trainer Jörg Vollack macht hinter die letztlich enttäuschende Saison einen Haken.

Trainer Jörg Vollack macht hinter die letztlich enttäuschende Saison einen Haken.

Foto: Jochen Emde

Die vermutlich beste Leistung in dieser Saison lieferte der TV Jahn Hiesfeld nur vor einer Handvoll Zuschauern ab. Es war das Testspiel im Trainingslager in der Türkei gegen die mit Nationalspielern bestückte U23 von Rubin Kasan. Die Partie wurde nicht nur spielerisch und mit großem Einsatz gewonnen, sondern sie weckte auch die Hoffnung, dass jeder Spieler verstanden hätte, sich in der Rückrunde steigern zu müssen. Dem war aber nicht so, denn in der Oberliga fielen die "Veilchen" oft wieder in den alten Trott zurück und belegten am Saisonende den siebten Platz. "Wenn wir die Leistung gegen Kasan häufiger in der Liga abgerufen hätten, dann wären wir ganz woanders gelandet, weil wir mit ihr jeden hätten schlagen können. Aber leider haben wir das nicht geschafft und so war es für mich eine gebrauchte Saison", sagt Manager Harald Plank, für den das Testspiel in der Türkei den Höhepunkt des Jahres darstellt.

Highlights waren in dieser Saison aus Sicht des Managers ganz rar gesät. Ein Platz unter den besten Fünf lautete im Vorfeld das Ziel, doch da dies nach 34 Spieltagen verpasst wurde, blieben vielmehr die negativen Auftritte des TV Jahn in Erinnerung. "Zweimal gegen Nievenheim zu verlieren, war eine absolute Katastrophe", meint Plank, der bald keine Erklärung mehr dafür findet, warum die Hiesfelder seit Jahren Probleme haben, sich gegen scheinbar schwächer aufgestellte Gegner zu motivieren und mit der richtigen Einstellung die Aufgaben anzugehen. "Wir haben in dieser Saison zehn Punkte gegen Absteiger abgegeben, die uns in der Endabrechnung fehlen. Das ist unverzeihlich, weil sich die anderen Mannschaften von oben diese Fehler nicht erlauben. Auch gegen Schwarz-Weiß Essen oder Homberg haben wir Punkte liegen gelassen und dann hat man es auch nicht verdient, Fünfter zu werden", sagt der Manager. Nun stellt er der Mannschaft die Charakterfrage und spricht seinem Coach Jörg Vollack das vollste Vertrauen aus: "Es zieht sich ja wie ein roter Faden, dass wir dazu neigen, gegen solche Mannschaften ein Punktelieferant zu sein. Egal, ob der Trainer Janßen, Schreier, Schlebach oder Vollack hieß. Früher hätten wir vielleicht den Trainer geopfert, jetzt werden wir daran arbeiten und tauschen mal ein paar Leute aus."

Die fehlende Einstellung in so manchem Spiel mag ein Grund für den enttäuschenden Saisonverlauf sein. Nicht vergessen darf man auch, dass der TV Jahn enormes Verletzungspech hatte und es ins Bild passte, dass sich Damiano Schirru am letzten Spieltag noch einen Bänderriss zuzog. Für Plank spielt es auch eine Rolle, dass in Hiesfeld auf Grund der knappen Kapazitäten nur dreimal in der Woche trainiert wird, während die Konkurrenz weitaus häufiger zu Übungseinheiten bittet. Eine Entschuldigung soll dies aber auch nicht sein: "Trotzdem kann man mit der Galligkeit ins Spiel gehen, unbedingt gewinnen zu wollen. Das habe ich genauso vermisst wie den Willen, ein Spiel mal zu drehen. Wenn wir zwei Tore kassiert haben, hat die Mannschaft danach kaum einmal Charakter gezeigt und sich lieber ihrem Schicksal ergeben."

Wenn der Manager an die neue Saison denkt, korrigiert er nach den Eindrücken der abgelaufenen Spielzeit und wegen des personellen Umbruchs die Ziele. Unabgestimmt mit seinem Trainer gibt Plank jetzt einen einstelligen Tabellenplatz aus. "Die Liga wird stärker und wir müssen zunächst einmal die Neuen integrieren. Unter die ersten Fünf kommen zu wollen, hielte ich jetzt für vermessen, weil mit Uerdingen, Wuppertal, Bocholt, Ratingen, TuRU Düsseldorf und dem MSV schon sechs Mannschaften im Ring stehen, die mehr Möglichkeiten und andere Ansprüche als wir haben. Wir müssen aufpassen, dass es uns nicht einmal wie den Hombergern ergeht. Da sagte man auch, dass sie eine gute Truppe haben und dann bist du irgendwann weg."

Was sich der Manager nach der Sommerpause auch noch genauer anschauen möchte, ist der Effekt des Kurztrainingslagers im Juli in Berlin und es sind die Zuschauerzahlen. Auf Grund der sinkenden Zahlen in der ganzen Oberliga regt es Plank an, den Spieltag zu entzerren und auch einmal an einem Freitagabend zu kicken, wenn in der Bundesliga nicht gerade ein Topspiel die Fans vor die Fernseher lockt: "Es müsste ein Geben und Nehmen bei den Vereinen untereinander sein, weil man sich sonst irgendwann die Frage stellen muss, welchen Sinn eine Partie vor 200 Zuschauern macht, wenn man aus wirtschaftlicher Sicht 350 benötigt, um die ganze Sache in dieser Liga einigermaßen vernünftig zu betreiben."

Und auch die beliebten Touren stehen bei Plank auf dem Prüfstand, da die Mannschaft die kostspieligen Fahrten nicht mit konstant guten Leistungen rechtfertigte: "Es ist ja oft von der Wohlfühloase bei uns zu hören und dass die Trainingslager zu viel des Guten wären. Um die Ernsthaftigkeit zu überprüfen, schauen wir mal, ob sich das bewahrheitet. Wenn es so ist, könnte man im Winter statt in die Türkei auch in ganz kalte Gefilde aufbrechen und eine Sportschule besuchen."

(gaa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort