Dinslaken Städtisches Grün welkt vor sich hin

Dinslaken · Sei Jahren kann die Stadt die öffentlichen Anlagen nicht mehr "in der erforderlichen Form" erhalten.

 Die Dinslakener Grünflächen - hier der Park am Bärenkamp - werden von der Stadt längst nicht so in Schuss gehalten, wie es eigentlich notwendig wäre.

Die Dinslakener Grünflächen - hier der Park am Bärenkamp - werden von der Stadt längst nicht so in Schuss gehalten, wie es eigentlich notwendig wäre.

Foto: Martin Büttner

Als die Stadt vor fünf Jahren im Rahmen des neuen kommunalen Finanzmanagements den Wert ihrer Grünanlagen bilanzierte, schlugen diese mit rund 19 Millionen Euro zu Buche. Diesen Wert dürften sie inzwischen verloren haben. Denn: "Es ist seit Jahren nicht mehr möglich, das Grünanlagevermögen in der erforderlichen Form zu erhalten." So steht es in einem Bericht, den die Verwaltung in dieser Woche dem Betriebsausschuss des DIN-Service vorgelegt hat. Und auch wenn die Politik sich noch nicht mit diesem Bericht beschäftigen mochte, weil sie sich vorher noch intensiv mit einer Stellungnahme des Personalrats zum Thema auseinandersetzen wollte, dürfte schon jetzt klar sein, dass akuter Handlungsbedarf besteht.

Der DIN-Service hat die personelle Ausstattung im Grünflächenbereich auf den Prüfstein gestellt. Das Ergebnis: Das vorhandene Personal reicht bei Weitem nicht aus, um die im Grünflächenkataster aufgelisteten 611 Einzelanlagen anständig zu pflegen, obwohl bei der Ermittlung der notwendigen Arbeiten in den allermeisten Fällen nur der "niedrige Pflegestandard" zu Grunde gelegt worden ist. Der Stellenplan 2014/2015 weist für die allgemeine Grünflächenpflege - die städtischen Friedhöfe sind darin noch nicht erhalten - 43,35 Stellen aus. Nötig wären allerdings 64,03 Stellen. Heißt in dürren Worten: Es fehlen mindestens 20,68 Stellen. Das vorhandene Personal kann dafür sorgen, dass die Verkehrsicherheit erhalten bleibt, sprich: an Geh- und Radwegen, an Wegen in den Parkanlagen wird das Begleitgrün so zurückgeschnitten, dass es nicht mehr in die Flächen ragt. "Eine gezielte Unkrautbeseitigung", so steht's im Verwaltungsbericht, "findet aber nicht statt. Ebenso werden infolge des in der Vergangenheit immer weiter reduzierten Personals keine Verjüngungsschnitte mehr durchgeführt, die nachhaltige Beseitigung unerwünschter Wurzeln- und Samenkräuter - wie Brennnesseln, Disteln, Giersch, Brombeeren und Ähnlichem - unterbleibt in der Regel."

Die gröbsten Auswüchse von wucherndem Grün versucht der DIN-Service einzudämmen, indem er eine "Feuerwehrkolonne" einsetzt, die aus zwei Mitarbeitern besteht und die intern als SEK (Sondereinsatzkommando) firmiert. Der bislang aufgelaufene Unterhaltungsstau, so heißt es weiter, betrifft alle Bereiche gleichermaßen - Parkanlagen und Grünzüge, Sport, Spiel- und Bolzplätze, Straßenbegleitgrün sowie die Außenanlagen an öffentlichen Gebäuden. Fazit der Verwaltung: "Das Ziel der Werterhaltung für alle Anlagen kann somit gegenwärtig nicht erreicht werden."

Um dem gegenzusteuern empfiehlt die Verwaltung, die Einsetzung einer Pflegekolonne mit vier neuen Mitarbeitern, befristet für zunächst zwei Jahre. Danach soll bewertet werden, ob diese Kolonne ausreicht, um den Werteverfall zu stoppen. Kosten würde dies rund 310 000 Euro.

Alternativ sieht die Verwaltung nur den Weg, Grünanlagen - zum Beispiel Spielplätze - zu schließen. Die andere Möglichkeit: Die Politik sagt klipp und klar, dass sie es beim jetzigen Zustand belassen will und legitimiert damit den schleichenden Wertverfall.

(RP)
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