Dinslaken Stirbt die Burghofbühne einen Tod auf Raten?

Dinslaken · CDU, Bündnis-Grüne sowie FDP und Wählergemeinschaft im Kreis wollen beim Landestheater aussteigen.

 Cornelia Lesemeister als Vorsitzende des Fördervereins ist fassungslos.

Cornelia Lesemeister als Vorsitzende des Fördervereins ist fassungslos.

Foto: MB

"Wenn diese Beträge wegbrechen, wäre das aus unserer Sicht das Todesurteil", sagt Dr. Christoph Müllmann, Kamp-Lintforter Kulturdezernent und Vorstandsvorsitzender des Landestheaters Burghofbühne. Und meint die knapp 300.000 Euro jährlich, die der Kreis Wesel laut einem Antrag von CDU, Bündnis-Grünen sowie FDP und Wählergemeinschaft der Burghofbühne bald nicht mehr zuschießen soll.

Weil der Kreis sparen muss, will das sogenannte "Jamaika-Bündnis", das im Kreistag eine Mehrheit hat, die Mitgliedschaft des Kreises ab 2017 um jeweils 20 Prozentpunkte kürzen, bis fünf Jahre später nichts mehr übrig bleibt. Im Dezember könnte dieses der Kreistag beschließen. Einen "Tod auf Raten", nennt das Dr. Christoph Müllmann. Für ihn steht fest, dass sich Beträge in dieser Größenordnung nicht einsparen ließen. "Vielleicht würden wir die erste 20-Prozent-Kürzung überleben, aber irgendwann wäre Schluss", so Müllmann.

Die Burghofbühne hat als kleinstes der vier nordrhein-westfälischen Landestheater einen Jahresetat von etwa 1,5 Millionen Euro. Knapp die Hälfte zahlt das Land, rund 290. 000 Euro der Kreis Wesel, 50.000 Euro die Stadt Dinslaken und - neben durchlaufenden Tantiemen - verteilt sich der Rest auf weitere Mitgliedskommunen, die vergleichsweise kleinere Beträge zahlen. Auf der Einnahmeseite stehen für das laufende Jahr etwa 39. 000 Euro, die mit landesweit 248 gegebenen Veranstaltungen erwirtschaftet werden - davon übrigens immerhin mehr als ein Drittel im Kreis Wesel.

Vor Ort löste der Vorstoß der Jamaika-Koalition mancherlei Kopfschütteln aus: "Ich bin einfach fassungslos", kommentierte etwa Cornelia Lesemeister, Vorsitzende des Burghofbühnen-Fördervereins und kündigte an, jetzt das Gespräch mit der Kommunalpolitik zu suchen, um zu sehen, ob sich der Beschluss verhindern lässt.

Scharfe Kritik am Vorgehen der Weseler Kreistags-Mehrheit äußerten SPD und Linke. Und selbst CDU-Stadtverbandsvorsitzender Horst Miltenberger ist mit dem konsequenten Vorgehen "seiner" Kreistags-Fraktion nicht ganz einverstanden, er stehe fest zum Landestheater. Dennoch gibt er zu bedenken, dass der Kreis sparen muss, wenn die Kreisumlage nicht erhöht werden soll. Da könne man nicht einfach die Verantwortung von sich weisen. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, vielleicht gibt es einen Mittelweg", so Miltenberger. Der CDU-Politiker will den Standpunkt seiner Partei am Wochenende abstimmen, nimmt außerdem Dinslakens Bürgermeister in die Pflicht: Michael Heidinger soll im Land nach zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten suchen. "Schließlich haben wir hier ja kein Kreis-, sondern ein Landestheater."

Im Land ist die Diskussion angekommen: Die Stadt Dinslaken hat mit der SPD-Landtagsfraktion Kontakt aufgenommen und der unter anderem für Voerde und Hünxe zuständige Landtagsabgeordnete Norbert Meesters (SPD) befasst sich ebenfalls mit dem Thema: "Wir können stolz darauf sein, dieses renommierte Angebot im Kreis Wesel zu haben. Wenn es durch derartige Sparmaßnahmen aufgegeben werden müsste, wäre das tragisch."

(kub)
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