Voerde Stockumer - Treffpunkt für Flüchtlinge

Voerde · Einmal in der Woche öffnet im Jugendzentrum an der Schafstege in Voerde das "Café Bienvenue" und bietet Asylbewerbern Unterstützung sowie etwas Abwechslung in ihrem sonst zumeist recht eintönigen Alltag.

 Beim "Café Bienvenue" in der Stockumer geht es gemütlich zu. Flüchtlinge sitzen dort zusammen, spielen oder sprechen mit den ehrenamtlichen Helfern.

Beim "Café Bienvenue" in der Stockumer geht es gemütlich zu. Flüchtlinge sitzen dort zusammen, spielen oder sprechen mit den ehrenamtlichen Helfern.

Foto: Lars Fröhlich

Der Billardtisch ist belegt, es wird gekickert, die Computer sind besetzt und am langen Tisch im Saal der Stockumer Schule unterhält man sich gut gelaunt. "Ganz schön viele Leute", sagt ein ehrenamtlicher Helfer erfreut. "Heute?", fragt ein junger Syrer zurück. "Leute", wiederholt der Mann. "Heute Mittwoch", erhält er als Antwort. Nun. die Kommunikation hakt manchmal ein bisschen, aber so weit ist alles richtig: Es ist Mittwoch, und da bietet das Jugend- und Kulturzentrum mit dem "Café Bienvenue" einen Treffpunkt für geflüchtete Menschen an. Hier finden sie Abwechslung vom tristen Alltag in den Notunterkünften.

So viele Leute sind es heute gar nicht, findet Peter Laumen. Der pädagogische Leiter der Einrichtung zählt ungefähr 15 Besucher, "um Weihnachten herum waren es manchmal um die 30", erzählt er. Doch die Schule hat wieder begonnen, Integrationskurse an der VHS laufen, eine Familie blieb wegen ihres kranken Kinds in der Notunterkunft, deshalb ist die Zahl an diesem Mittwoch etwas niedriger. "Nächste Woche kommen bestimmt wieder mehr, da wird eine Friseurin ehrenamtlich helfen und Haare schneiden", erklärt Laumen.

Die Stockumer Schule an der Schafstege liegt zwar geografisch im Zentrum von Voerde, "aber um uns herum ist Feld. Es dauert, bis die Leute bei uns sind." Das Einzugsgebiet reicht von Friedrichsfeld bis Möllen, den Weg nehmen viele Menschen seit mehr als einem halben Jahr gerne und regelmäßig in Kauf. Hier finden sie Hilfe, wenn sie Briefe schreiben, Anträge ausfüllen oder einfach nur miteinander oder mit den Ehrenamtlern Deutsch reden möchten. Seit ungefähr zwei Monaten kommt Emiljan in die "Stock", vor fünf Monaten flüchtete er aus Albanien nach Deutschland. Beinahe flüssig spricht der 32-Jährige, wenn er von seiner Frau erzählt, von seinen beiden kleinen Söhnen. "Ich habe eine Familie", sagt er lächelnd. Die Kinder können in den Räumen spielen, man unterhält sich und wenn er nicht weiter weiß, erzählt Emiljan, bekommt er "Help". Die Ehrenamtlichen schauen über seine Papiere, wenn es nötig ist. Gerade berichtet er von seinen Behördengängen zwischen Dinslaken, Voerde und Wesel, um endlich eine Arbeitserlaubnis zu bekommen.

Am Kickertisch steht Baha al-Din aus al-Hasaka im Nordosten Syriens. Im Kampf gegen den IS wurde die Stadt zerstört. "Wir waren sechs Monate unter Beschuss, es gibt keine Ärzte, keine Krankenhäuser", erzählt der 25-Jährige. Nach seiner Flucht kam er in der Notunterkunft in der ehemaligen Pestalozzischule. Seine Mutter und sein Neffe sind noch in der Provinzhauptstadt nahe der türkischen Grenze, er würde sie gerne nach Deutschland holen. Sein Asylantrag wurde aber noch nicht bearbeitet. In der Stockumer Schule findet Baha al-Din Ablenkung. "Ich finde es auch gut, dass hier Deutsche sind, mit denen man sprechen kann", übersetzt ein Sozialamtsmitarbeiter für ihn, denn noch fällt es ihm schwer, Deutsch zu sprechen. Manchmal versteht der junge Syrer in seinem Sprachkurs nicht alles, dann wendet er sich an die Ehrenamtler hier. In der Notunterkunft lebt er mit neun anderen in einem Raum. Wenn er in der "Stock" alleine auf dem Sofa sitzen kann, ist das für ihn schon Privatsphäre.

(ZA)
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