Dinslaken/Wesel Trio aus Lohberg kocht jetzt im Haus Duden

Dinslaken/Wesel · Lange war die Küche im Weseler Traditionshotel verwaist, denn gutes Personal fehlte. Hoteldirektor Michael Johnson hat jetzt ein Kochtrio eingestellt, das vorher im Alten Casino in Lohberg aktiv war.

 Ulli Peschen und Anja Hagemann kochen so weit wie möglich mit regionalen Produkten. Ihr Motto lautet: "Essen muss schmecken."

Ulli Peschen und Anja Hagemann kochen so weit wie möglich mit regionalen Produkten. Ihr Motto lautet: "Essen muss schmecken."

Foto: Nikolei

Michael Johnson, der seit gut neun Monaten zusammen mit seiner Frau Lucia das Haus Duden führt, kann sein Glück kaum fassen. Denn auf der verzweifelten Suche nach einem Koch, der die verwaiste Küche der Lackhausener Traditionsherberge mit Können und Herz zu neuem Leben erwecken könnte, kam dem Hoteldirektor der Zufall zur Hilfe. Genauer gesagt, die RP. Ein Interview unserer Redaktion, in dem Johnson Anfang März auf das Problem des fehlenden Fachpersonals hingewiesen hatte, nahm der Weseler Ulli Peschen zum Anlass, Kontakt mit dem Duden-Hotel aufzunehmen. Zwar hatte der gelernte Koch eine gut dotierte Stelle als Lehrer bei einem Bildungsträger mit geregelter Fünf-Tage-Woche, doch die Möglichkeit, in seiner Heimatstadt seiner Leidenschaft nachzugehen, ließ ihn zum Handy greifen.

Das "lockere Gespräch", zu dem der Direktor den Koch für 16 Uhr eingeladen hatte, war erst gegen 22 Uhr beendet. "Da war klar, dass wir beide gleich ticken und er der richtige Mann ist, um hier aus guten regionalen Produkten bodenständige, perfekt zubereitete Gerichte zu zaubern", sagt Johnson.

Peschen, Sohn des in Wesel als Chef der Greifvogelstation bekannten Karl-Heinz Peschen, ist ein leidenschaftlicher Typ. Einer, der sich selbst als "positiv verrückt" bezeichnet. Und dem alles Gekünstelte zuwider ist. Bedeutet in seiner Küche: "Auf, an, unter oder neben gibt's bei uns nicht, das ist nicht unser Konzept. Wir kochen so, wie unsere Mütter, Omas und Uromas gekocht haben. Essen muss schmecken, Essen muss Sünde sein."

Genauso denken auch Anja Hagemann und Anna Gathmann, die sich alle seit Jahren kennen und bis März gemeinsam im Alten Casino der Zeche Lohberg gearbeitet haben. Als nebenan eine Schlagerdisco aufgemacht hat, zog das Trio die Konsequenz: "Da haben die Tische bei uns gewackelt. Das ging gar nicht", sagt Ulli Peschen.

Gelernt hat er bei Ed Schwinges, dem früheren Pächter des Weseler Ratskellers. Ihn verehrt der 56-Jährige bis heute. "Alles, was ich kann, hat er mir beigebracht. Ich konnte zu Beginn der Lehre nicht mal ein Spiegelei braten - und habe meine Lehre als Innungsbester abgeschlossen." Doch er kocht natürlich nicht nur nach den Rezepten seiner Lehrzeit. Als Grundlage seiner bodenständigen Gerichte dienen ihm drei Bestseller: Einer von 1897 (Henriette Davidis: "Praktisches Kochbuch), einer von 1911 (Herrschaftsköchin Marie Bachmeier: "Großes praktisches Kochbuch") und einer von 1952 (Elisabeth Schuler: "Mein Kochbuch"). Die Kunst ist es für ihn, die "Zutaten in der gewünschten Qualität zu finden und die damals gängigen Zubereitungsarten auf die heutige Zeit zu übertragen".

Apropos Zutaten: Die meisten Lebensmittel werden natürlich vom Großhandel geliefert. Gemüse aber kommt von lokalen Landwirten, das Fleisch liefert Tepaß aus Büderich. Das Fleischereifachgeschäft im Herzen des Polderdorfes hat das Hotel in der küchenlosen Zeit als Caterer beliefert. "Das war wirklich ganz hervorragend, was Tepaß da gemacht hat", sagt Johnson. Der ist übrigens nicht nur so gut gelaunt, weil er nun ab heute auch wieder externe Gäste bewirten kann, sondern weil die Übernachtungszahlen zuletzt deutlich angestiegen sind und der angekratzte Ruf des Hotels längst wieder aufpoliert ist.

(RP)
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