Dinslaken Türks-Preis: Esther Becker trumpft auf

Dinslaken · Stück über Magersucht schließt die Lücke zwischen Kinder- und Jugendtheater. Uraufführung im Mai 2015 in Dinslaken.

 Eine Rose für Esther Becker: Schauspieler Daniele Nese überreichte sie bei der Verleihung des Kathrin-Türks-Preises; rechts neben der Preisträgerin Sparkassenchef Ralf Salewski, links Bürgermeister Michael Heidinger.

Eine Rose für Esther Becker: Schauspieler Daniele Nese überreichte sie bei der Verleihung des Kathrin-Türks-Preises; rechts neben der Preisträgerin Sparkassenchef Ralf Salewski, links Bürgermeister Michael Heidinger.

Foto: Martin Büttner

Kindertheater muss mehr sein als Entertainment. Es sollte humorvoll und variantenreich sein, mit schnellen Perspektivwechseln überraschen, und manchmal darf es auch ein bisschen anarchisch daherkommen. So wie die Stücke von Esther Becker. Am vergangenen Freitag erhielt die gebürtige Erlangenerin für "Supertrumpf" den Kathrin-Türks-Preis 2014. Sparkassenchef Ralf Salewski überreichte die Trophäe in der neuen Kundenhalle des Geldinstituts. Es war das vierte Mal, dass die Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe den Preis gemeinsam mit der Burghofbühne und der Stadt Dinslaken ausgelobt hat. Die mit 7500 Euro dotierte Auszeichnung für Autorinnen des Jugendtheaters zählt zu den renommiertesten Deutschlands. 54 Frauen aus Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz gingen diesmal ins Rennen.

Der Theaterpädagoge und Regisseur Thomas Lang gratulierte der Preisträgerin für ihre großartige und kraftvolle Arbeit. "Man sollte auch die Kinder in Dinslaken und der Region beglückwünschen, dass sie mit diesem Stück so herausgefordert werden."

Wie diese Herausforderung aussehen könnte, erlebten die rund 80 geladenen Gäste hautnah. Das Ensemble der Burghofbühne las Ausschnitte aus dem prämierten Stück. "Supertrumpf" erzählt aus der Sicht des Mädchens Lou die Rückkehr ihrer großen Schwester Maya aus der Klinik, in der diese sich wegen ihrer Magersucht behandeln lassen musste. Lou ist überfordert, misstrauisch, hat Angst, dass alles wieder von vorn losgeht und revoltiert auch gegen die Schwester. Wenige Minuten genügten, um die enorme Kraft dieses Textes zu spüren. Esther Beckers Sprache ist knapp, klar, rhythmisch gestaltet. Der Schauspieler Sjef van der Linden, Mitglied der fünfköpfigen Jury, erklärte in seiner Laudatio den "besonderen Kniff" der Autorin. Neben die Dialoge der handelnden Figuren stellt sie epische Texte, die wie Mini-Märchen "den Alltag in der Suchtklinik bis zur Kenntlichkeit entstellen. Das nimmt dem Thema nicht nur die Schwere, sondern kommentiert es auf spannende Weise." Ein weiterer Grund, der "Supertrumpf" zu einem Siegerstück macht: "Es schließt die Lücke zwischen dem Theater für Kinder und dem für Jugendliche." Die Zielgruppe, so die Begründung der Jury, liege bei "zehn plus". Ein Alter, in dem das junge Publikum wenig Theaterliteratur geboten bekomme, schon gar nicht auf diesem beeindruckenden Niveau. Esther Becker freute sich über das Lob. Und auch über die rote Rose, die ihr der Schauspieler Daniele Nese im Namen der Burghofbühne in seiner bekannt charmanten Art überreichte.

Eine Rede hatte die Preisträgerin nicht vorbereitet, fand aber genau die richtigen Worte, die man von einer selbstbewussten Autorin, Darstellerin, Regisseurin und Dramaturgin zu einem solchen Anlass erwartet. "Ich begreife Kinder- und Jugendtheater als Kunst. Es ist nicht dazu da, um etwas zu erklären. Dieses Stück ist, wie es ist, es bleibt so, und es ist gut so." Die Uraufführung von "Supertrumpf" findet am 8. Mai 2015 in Dinslaken statt.

(RP)
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