Dinslaken Unvergessliche Tage in der Partnerstadt Agen

Dinslaken · Erika Kemper (81) war vor 40 Jahren in Frankreich als freie Mitarbeiterin der Rheinischen Post dabei, als Agen und Dinslaken ihre Partnerschaft besiegelten. Damals wurde sie ein Fan des Landes.

 Vor 40 Jahren entstand dieses Foto in Agen, zu sehen sind unter anderem Erika Kemper (4.v.r) und Dinslakens Bürgermeister Karl-Heinz Klingen (4.v.l).

Vor 40 Jahren entstand dieses Foto in Agen, zu sehen sind unter anderem Erika Kemper (4.v.r) und Dinslakens Bürgermeister Karl-Heinz Klingen (4.v.l).

Foto: privat

Es sind mittlerweile vier Jahrzehnte vergangen, doch Erika Kemper kann sich noch an jedes kleine Detail erinnern. "Wir waren drei Pressevertreter und trafen uns am Kreisverkehr in Dinslaken mit den Ratsherren. Wir wurden abgeholt und sind nach Duisburg gebracht worden, von wo aus es mit dem Zug nach Paris weiterging. Dort stiegen wir in den Schlafwagen erster Klasse nach Bordeaux. Wir haben uns aber erst hingelegt, als es im ganzen Zug keinen Cognac mehr gab", erzählt die heute 81-Jährige aus dem Nähkästchen ihrer viertägigen Reise: "Weil es für mich der Höhepunkt als Journalistin war, habe ich nichts davon vergessen."

Erika Kemper arbeitete vor 40 Jahren als freie Mitarbeiterin bei der Rheinischen Post und durfte die politische Delegation um den damaligen Bürgermeister Karl-Heinz Klingen nach Frankreich begleiten, um über die bevorstehende Städtepartnerschaft zwischen Dinslaken und Agen zu berichten.

30 Jahre nach der Zerstörung Dinslakens im Zweiten Weltkrieg war die offizielle Unterzeichnung des Städtebündnisses somit nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Journalistin eine große Sache: "Dabei wurde ich erst drei Tage vor der Abreise gefragt, ob ich das machen und mit wolle. Aber als ich das hörte, habe ich sofort zugesagt", erinnert sich die Walsumerin an das Angebot, das sich als ein unvergessliches Erlebnis herausstellte: "Wir wurden mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Gastfreundschaft in Agen empfangen, mit der ich nicht gerechnet hätte. Neben der französischen Flagge war die deutsche Flagge, die Speisekarte war zweisprachig, in der Lokalpresse stand eine deutsche Begrüßung und einmal hat man sogar eine Bar für uns nachts öffnen lassen. Da machte es auch nichts aus, dass bei uns niemand die französische Sprache konnte und auf der anderen Seite keiner die deutsche. Irgendwie und mit Hilfe der Dolmetscher schafften wir es aber schon, uns zu verständigen."

Bei der Vertragsratifizierung der beiden Städte saß Erika Kemper zwischen den Politikern in der ersten Reihe des Publikums, und sie durfte bei dem viertägigen Besuch auch über das Unterhaltungsprogramm mit vielen Ausflügen in und rum um Agen berichten. "Heute würde man jeden Tag etwas schreiben und abends schnell eine E-Mail in die Redaktion schicken, aber damals war das noch anders. Erst als ich wieder zu Hause war, schrieb ich auf der Schreibmaschine meine Texte und habe dafür zehn Pfennig Zeilengeld bekommen. Ich habe mich aber so über die Reise gefreut, dass ich gar kein Extrahonorar gewollt hätte", erzählt die 81-Jährige, die neben dem damaligen CDU-Politiker Horst Roth die einzig verbliebende Zeitzeugin der Begründung der Städtepartnerschaft in Agen ist und durch die Reise auch ein großer Frankreich-Fan wurde: "Ein Jahr später bin ich mit meinem Mann mit dem Wohnmobil in den Urlaub gefahren, und natürlich habe ich in Agen beim Bürgermeister angeklingelt. Der hat mich sofort wiedererkannt und uns zum Essen eingeladen. Unsere Begeisterung für Frankreich, wo wir nie Anfeindungen erlebten, wurde sogar so groß, dass wir uns später ein Ferienhaus am Atlantik kauften", berichtet Erika Kemper.

Und dann fällt ihr eine allerletzte Anekdote ein, "Auf der Rückreise mit dem Zug mussten wir in Paris wieder umsteigen und auf einmal ist uns der Karl-Heinz Klingen verloren gegangen. Den mussten wir dann erst einmal suchen, ehe es weiterging."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort