Voerde Viel Kritik an Flüchtlings-Wohnanlage

Voerde · Rund 150 Bürger nahmen als Zuhörer an der Ausschusssitzung teil, in der es um den Standort Schwanenstraße ging.

 Auf diesem Gelände an der Schwanenstraße soll nach dem Vorschlag der Voerder Stadtverwaltung eine Flüchtlings-Wohnanlage für 64 Personen entstehen.

Auf diesem Gelände an der Schwanenstraße soll nach dem Vorschlag der Voerder Stadtverwaltung eine Flüchtlings-Wohnanlage für 64 Personen entstehen.

Foto: Gerd Hermann

Dem Vorschlag der Stadt Voerde, zur Versorgung von Flüchtlingen mit Wohnraum eine Wohnanlage in Modulbauweise für 64 Personen auf einem Areal an der Schwanenstraße zu bauen, wird von vielen Anwohnern mit großen Bedenken, teils mit Unverständnis begegnet. Rund 150 Bürger, von denen viele von diesen Plänen betroffen sein dürften, nahmen gestern als Zuhörer an der Sitzung des Ausschusses für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung im Rathaus teil - dort wurde das Thema behandelt. Nachdem Bürgermeister Dirk Haarmann und Planungsdezernent Wilfried Limke für die Verwaltung die Hintergründe und Pläne erläutert hatten, wurde die Sitzung unterbrochen, um den Bürgern Gelegenheit zu geben, sich zu äußern und Fragen zu stellen.

Christian Weghaus, der an der Schwanenstraße eine Steuersozietät betreibt, brachte als Sprecher etlicher Betroffener einige Kritikpunkte vor. Die Anwohner seien von der kurzfristigen Standortauswahl überrascht und vorher in keinster Weise informiert oder gefragt worden. Bürgermeister Haarmann argumentierte, dass er mit den Bürgern nicht über Standorte reden könne, bevor er ein politisches Mandat dazu halten habe. Verständnis habe er dafür, dass Bürger sich nun überrannt fühlen könnten. Er versicherte, dass die Verwaltung bei der Standortauswahl darauf geachtet habe, wie viele unmittelbare Nachbarn es gebe, für die die Betroffenheit am größten sei. Und dies seien für die Schwanenstraße wenige. Weghaus vertrat die Ansicht, dass die Verwaltung den schlechtesten Standort hinsichtlich Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Lage, Geschäfte und Infrastruktur ausgewählt habe. Haarmann konterte, wenn der Standort so schlecht sei, könne er nicht verstehen, dass der Kritiker sich dort niedergelassen habe.

Nachgefragt wurde auch, ob die Verwaltung an die Lärmbelästigung durch die Eisenbahn für die Flüchtlinge gedacht habe. 64 Menschen in einem Gebäudekomplex unterzubringen, so ein weiterer Kritikpunkt, sei Kasernierung, führe zur Abkapselung der dort lebenden Flüchtlinge und fördere nicht deren Integration. Die Themen Lärm und Müll durch Flüchtlinge wurden von den Bürgern ebenso vorgebracht wie die Problemfelder Sicherheit und der mögliche Wertverlust von Immobilien im Bereich einer solchen Unterkunft. Aber auch die Sorge um das Wohl der Flüchtlinge wurde thematisiert. Limke betonte, dass es sich bei dem Vorhaben um ein zeitlich befristetes von höchstens drei Jahren handele. Es gebe eine enge Begleitung der Flüchtlinge, so Bürgermeister Haarmann. Lärm komme überall vor und sei in Voerde nicht auffällig im Bereich der Flüchtlingsunterkünfte, das sahen einige Anwohner allerdings anders.

Haarmann versicherte den Zuhörern, dass es vor der Ratssitzung am 11. Juli, in der die Entscheidung über den Standort Schwanenstraße fallen wird, einen intensiven Austausch mit den Bürgern geben wird. Deshalb soll am 6. Juli, Beginn 18.30 Uhr, eine Bürgerdialogveranstaltung stattfinden. Zudem hätten sie weiterhin die Möglichkeit, im Rathaus anzurufen oder sich schriftlich zu melden, um ihre Anregungen und Bedenken mitzuteilen. Ziel sei es, dass die Bürger sich mitgenommen fühlen, den Entscheidungsprozess nachvollziehen können.

Die CDU unterstützte die Verwaltungspläne, doch forderte sie bei auftauchenden Problemen eine Null-Toleranz-Strategie. Die SPD sah noch Beratungsbedarf. Für die Verwaltungspläne stimmten sieben Ausschussmitglieder (CDU und Grüne), vier (SPD und WGV) dagegen, drei weitere Sozialdemokraten enthielten sich.

(RP)
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