Ines Hansen Von den bösen und den guten Clowns

Dinslaken · Als Umweltclown geht sie in Kindergärten sowie Schulen und sensibilisiert den Nachwuchs für Umweltthemen. Die aktuellen Vorkommnisse um die Gruselgestalten, die Menschen erschrecken, wirken sich auch auf die Arbeit der Dinslakenerin aus.

 Ines Hansen als Umweltclown zwischen Grundschülern. Die Dinslakenerin schlüpft gern in diese Rolle, um ihr Wissen in Umweltdingen dem Nachwuchs auf spielerische und unterhaltsamen Art zu vermitteln.

Ines Hansen als Umweltclown zwischen Grundschülern. Die Dinslakenerin schlüpft gern in diese Rolle, um ihr Wissen in Umweltdingen dem Nachwuchs auf spielerische und unterhaltsamen Art zu vermitteln.

Foto: RP-Archivfotos

Täglich hören oder lesen wir Meldungen über Gruselclowns, die zumeist abends oder in der Nacht plötzlich auftauchen, Menschen erschrecken, attackieren oder sogar verletzen. Auch Kinder sind vor diesen Gestalten nicht sicher. Mit Spaß hat das schon längst nichts mehr zu tun, denn da werden bewusst Angst und Schrecken in der Verkleidung des Clowns verbreitet. Frau Hansen, Sie sind seit vielen Jahren als Umweltclown in Kindergärten und Schulen tätig und sensibilisieren den Nachwuchs für Umweltthemen. Beeinflussen die aktuellen Vorkommnisse Ihre Arbeit?

Ines Hansen Ich war heute in einer vierten Klasse und bin von den Schülern auf die Gruselclown-Geschichte angesprochen worden. Die Jungen und Mädchen sind erstmal mit Neugierde daran gegangen und stellen Fragen dazu. Inzwischen ist es schon so, dass die Gruselclown-Thematik morgens kurz ein Bestandteil des Einstiegs ist. Das heißt, wir reden darüber.

Was sagen Sie den Kindern?

Hansen Ich lasse die Kinder zuerst erzählen, was sie darüber wissen, was sie überhaupt mitbekommen haben. Und dann kläre ich mit den Kindern, dass es unterschiedliche Arten von Clowns gibt, so wie es auch unterschiedliche Arten von Menschen gibt. Nicht alle Menschen sind böse, aber es gibt auch böse Menschen. Nicht alle Clowns sind böse, aber es gibt auch böse Clowns. Das verstehen die Kinder. Ich war am Sonntag auf einem Stadtfest, da haben mich Erwachsene gezielt auf die Thematik angesprochen. Sie wollten beispielsweise wissen, ob ich es gegenwärtig besonders schwer habe oder ob ich als Clown schon schräg angeguckt werde.

Werden Sie denn schon manchmal merkwürdig angesehen?

Hansen Damit es erst gar nicht dazu kommt, vermeide ich inzwischen das, was ich sonst immer gemacht habe, nämlich mich außerhalb der Schule geschminkt zu bewegen. Bevor ich aus der Schule gehe, schminke in mich nun ganz bewusst ab - damit ich in keine Verlegenheit komme, wenn ich im Wagen nach Hause fahre. Denn die Menschen denken ja manchmal etwas schräg. Sie sehen nur den Clown im Auto und lesen nicht die Aufschrift "Kinderveranstaltungen" am Fahrzeug. Ich versuche Irritationen zu vermeiden, indem ich nicht mehr als Clown geschminkt fahre. Ich passe mein Verhalten, meinen Umgang mit der Rolle als Clown den aktuellen Gegebenheiten an.

Bekommen Schulkinder die Vorkommnisse mit den Gruselclowns schon mit?

Hansen Die größeren Schulkinder schon. Ich hatte gestern erste Klassen, da hat mich niemand von den Mädchen und Jungen danach gefragt. Das lag wahrscheinlich daran, dass es mit solchen Fragen meist erst losgeht, wenn die Kinder anfangen zu lesen. Denn Kinder lesen auch Zeitung oder sie sehen so etwas im Fernsehen.

Wie erklärt man solche Vorgänge einem Kind? Kann man erklären, warum jemand als Gruselclown verkleidet Menschen ängstigt?

Hansen Ich kann mir das nicht erklären, warum jemand so etwas macht. Die Kinder müssen wissen, dass es den netten und auch den bösen Clown gibt. Es ist wie im Leben, auch da gibt es nicht nur gute Menschen. Wie ein Kind nicht mit fremden Menschen mitgehen soll, so soll es auch nicht mit einem Clown mitgehen. Den Kindern muss klar sein, dass nicht alle Clowns nett sind. Viele Kinder haben sowieso Angst vor Clowns. Es gibt Kinder, die glauben, ein Clown wird bunt geboren. Sie können sich nicht vorstellen, dass hinter einem Clown ein ganz normaler Menschen steckt. Deshalb ist es wichtig, sich bei den Kindern zu schminken, damit die Mädchen und Jungen die Veränderung von Ines Hansen zum Umweltclown miterleben.

Warum schlüpfen Sie in das Kostüm des Clowns, welche Möglichkeiten bietet Ihnen diese Rolle?

HAnsen Alle Dinge haben zwei Seiten, sowohl positive als auch negative. Die positive Seite des Clowns ist, dass er alles darf, er darf lustig sein, er darf auch mal etwas nicht können, er darf traurig sein. Ein Clown darf viele Dinge tun, ohne dass er gleich dafür zur Verantwortung gezogen wird. Die negative Seite ist, dass solche Dinge passieren, wie wir sie gerade mit den Gruselclowns erleben. Da wird so eine Rolle einfach missbraucht.

Wenn Sie als Umweltclown aktiv sind, wie werden Sie von den Kindern in dieser Rolle wahrgenommen? Was verbinden die Kinder mit dem Clown, sehen sie in ihm den Spaßmacher?

HAnsen Ja, auf jeden Fall. Deshalb gibt es ja auch ein Merkmal, ein Kennzeichen für den Umweltclown. Umweltclowns haben grün-weiße Münder. Der klassische Zirkusclown hat einen roten Mund. Kinder sind in der Lage, das zu trennen. Der Zirkusclown wohnt im Wohnwagen und arbeitet im Zirkus. Der Umweltclown wohnt im Haus und geht in die Schule.

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, in die Rolle des Umweltclowns zu schlüpfen und wie lange machen Sie das schon?

Hansen Ich mache das schon 28 Jahre und habe in Dinslaken angefangen. Die Rolle des Clowns ist aus der Idee entstanden, dass der Clown eben vieles darf. Er darf lustig sein, darf auch mal eine dumme Fragen stellen oder einen Fehler machen, den die Kinder korrigieren können. Ich mache mit den Kindern erlebnispädagogischen Umweltunterricht. Dieser Unterricht ist mit der Person des Clowns gut zu transportieren, weil ein Clown eben nicht allwissend sein muss und Fehler machen darf. Die Jungen und Mädchen dürfen auch dem Clown mal etwas erklären.

Sie gehen nicht nur zu den Kindern in die Schule, sondern auch in die Kindergärten. Gibt es Unterschiede zwischen Kindergarten- und Schulkindern?

Hansen Nein. Es ist eine Frage, wie man den Kindern begegnet, bei den kleineren muss man etwas vorsichtiger sein. Wichtig ist, dass man sich bei den Kindern schminkt und nicht als Clown verkleidet in den Kindergarten marschiert. Ich gehe als Ines Hansen rein und komme als Clown wieder raus. Die Kinder erfahren auch, dass es den Unterschied zwischen dem Zirkus- und dem Umweltclown gibt und dass der Umweltclown in die Schule gehen darf.

Befürchten Sie, dass durch die Vorkommnisse mit den Gruselclowns das positive Image des Clowns leidet?

Hansen Ich sage jetzt erstmal: Nein. Dafür ist das Thema in Deutschland noch nicht lange genug aktuell. Man muss abwarten, ob sich alles erledigt hat, wenn Halloween vorbei ist. Wenn ja, dann ist alles wieder gut. Das darf sich natürlich nicht etablieren. Ich hoffe, dass das Erscheinen der Gruselclowns zeitlich befristet ist und dass danach nicht die bösen Weihnachtsmänner kommen.

(RP)
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