Unsere Woche Von Events und einem eher uninspirierten Wahlkampf

Dinslaken · Warum Dinslaken einiges an Events zu bieten hat, die politische Auseinandersetzung in diesem Bundestagswahlkampf aber eher vor sich hin dümpelt.

In Dinslaken war ganz schön was los in diesem Sommer. Die Dinslakener hatten mächtig was zu feiern. DIN-Tage, Beach-Party an der Neutor-Galerie, Altstadtsommer, ein Feierabendmarkt, der von Anfang an eingeschlagen ist, die große Frühstückssause in der Fußgängerzone - die Reihe der Events, die ihr Publikum gefunden haben, ließe sich mühelos verlängern. Und kaum ist der Sommer vorbei, gerät gleich das nächste Event in den Blick.

Gestern haben die Organisatoren groß angekündigt, dass in diesem Jahr ein 40 Tage währender Weihnachtsmarkt die Dinslakener und möglichst viele Gäste in die Stadt locken soll. Mal abgesehen davon, dass ein Weihnachtsmarkt von solcher Dauer nach den bisherigen Erfahrungen mit solcherlei Veranstaltungen in Dinslaken ein höchst ambitioniertes Vorhaben ist, stellt sich ganz aktuell in diesen Tagen eine ganz andere Frage. Am 24. September steht ja eigentlich ein nicht so ganz unwichtiges Ereignis im Terminkalender. Dann ist Bundestagswahl. Und, ist das vor Ort spürbar?

Nun gut, die Wahlplakate sind nicht zu übersehen. In Dinslaken hängen sogar viele auf- und übereinander, so dass es etliche gibt, denen diese Art des Wildwuchses gehörig auf die Nerven geht. Aber ansonsten? Der Wahlkampf vor Ort dümpelt recht uninspiriert vor sich hin. Infostände da, ein paar Podiumsdiskussionen mit den Kandidaten hier, einige Auftritte mehr oder minder bedeutender Politprominenz - aber eigentlich nichts, was angetan wäre, großes Interesse an der Wahl zu wecken.

Vielleicht ist es ja so, dass in der schier endlosen Reihe von sogenannten Events einfach kein Platz mehr ist für ambitionierte politische Auseinandersetzung. Und vielleicht ist es ja so, dass die Parteien es aufgegeben haben, die Menschen mit der Kraft von Argumenten aus der politischen Lethargie wecken zu wollen. Vielleicht ist es den Parteien ja auch ganz recht so. Und vielen Wählern auch, die von Politik lieber unbehelligt die angenehmen Seiten des Lebens genießen wollen.

Irgendwie jedenfalls kann sich der Beobachter des Gefühls nicht erwehren, dass es in früheren Bundestagswahlkämpfen in Dinslaken - auch in anderen Kommunen - deutlich engagierter zur Sache gegangen ist. Das ist um so verwunderlicher, als in Umfragen doch noch weit über 40 Prozent der Wahlberechtigten angibt, noch unentschieden zu sein, an welcher Stelle des Wahlzettels sie ihr Kreuzchen machen wollen. Da könnte man sich doch eigentlich auch einen Wahlkampf vorstellen, in dem die Kandidaten in ihren Wahlkreisen nichts unversucht lassen, die Positionen, die sie vertreten, dem Wahlvolk vorzustellen, um es von ihrem politischen Angebot zu überzeugen. Es geht doch um was. Es geht um - die Aufzählung ist selbstverständlich unvollständig und stellt auch keine Wertung der Wichtigkeit der Themen dar - sichere Renten, saubere Luft, soziale Gerechtigkeit, gute Bildungschancen, auskömmliche Finanzen für die Kommunen, damit diese die Angebote bezahlen können, die zur Daseinsvorsorge für die Menschen, die in ihnen leben, einfach dazugehören.

Ohne in das nervige Gejammer von den früheren Zeiten, in denen angeblich alles besser war, verfallen und ohne die Spaßbremse geben zu wollen, es gab schon Zeiten in denen klarer als heute schien, dass es neben dem nächsten Event auch noch wichtige Dinge gibt, die Aufmerksamkeit verdienen und um die sich jeder, wirklich jeder kümmern sollte, weil Zukunft eben mehr ist, als mit Freunden einen schönen Sommerabend zu erleben oder in weihnachtlicher Atmosphäre Glühwein schlürfen zu können. Darüber wird am 24. September entschieden.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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