Dinslaken Vor 30 Jahren kamen die Cowboys

Dinslaken · 1986 eröffnete die Familie Burghardt im Gewerbegebiet Dinslaken-Süd den Yukon-Saloon.

 Die Line-Dancer in der ersten Reihe gehören bei den Livekonzerten im Yukon Saloon dazu. So auch am 17. Dezember, als mit der Southern Company auf der Bühne das 30-jährige Bestehen des Dinslakener Kultladens standesgemäß gefeiert wurde.

Die Line-Dancer in der ersten Reihe gehören bei den Livekonzerten im Yukon Saloon dazu. So auch am 17. Dezember, als mit der Southern Company auf der Bühne das 30-jährige Bestehen des Dinslakener Kultladens standesgemäß gefeiert wurde.

Foto: Jochen Emde

Die Idee kam Frank Burghardt vor dem Fernseher. Mit seiner Frau Traudel plante er im Gewerbegebiet Dinslaken-Süd eine Gaststätte für Fernfahrer und Mitarbeiter künftiger Firmen in dem neu erschlossenen Areal. Ein Lokal mit einem Konzept, mit einem Wiedererkennungswert. Und als im Fernsehen dieser alte Western lief, sagte er, halb im Spaß, zu seiner Frau: "Lass uns doch einen Saloon bauen." Traudel Burghardt brach keineswegs in Gelächter aus. Im Gegenteil. Sie sagte: "Find ich gut." Am 13. Dezember 1986 eröffnete das Paar den Yukon-Saloon an der Lanterstraße 46. Heute ist er der zweitälteste seiner Art in Deutschland.

 Die Familie vom Yukon-Saloon: Holger, Traudel und Frank Burghardt (v. l. n. r.) hinter der Theke der Gaststätte, die sie selbst ausstatteten.

Die Familie vom Yukon-Saloon: Holger, Traudel und Frank Burghardt (v. l. n. r.) hinter der Theke der Gaststätte, die sie selbst ausstatteten.

Foto: Kempken

Ein Saloon in Deutschland. Noch heute kann man Orts- und Szene-Unkundige mit einem Abend im Yukon Saloon in Staunen versetzen. Erlebten die Burghardts den Aha- und Überraschungseffekt bei der Eröffnung doch selber, als auf einmal zwei Cowboys mit Colts und in voller Montur in der Tür standen. Zwar traten am Abend die Dinslakener Country Fellows auf, "aber dass es in der Region eine echte Country-Szene gibt, das haben wir so nicht gewusst".

Bald aber, da wussten die Burghardts es besser. Und steckten selbst mittendrin. Als Mitglied der "5th Washington Artillery of New Orleans" stellt Frank Burghardt mit Gleichgesinnten die historischen Kämpfe im Amerikanischen Bürgerkrieg nach. Im Fünf-Jahres-Turnus. Denn so lange dauerte der Krieg - von 1861 bis 1865. Und ist damit ein gutes Jahrzehnt vor der Ausstattung des Yukon-Saloons selbst angesiedelt.

"Saloon ist eine Verballhornung des französischen Salons", erklärt Burghardt. Und etwas "edler" sollte der Yukon-Saloon auch immer sein. Der goldene Rahmen des Spiegels über dem selbstgebauten Tresen stammt noch aus Familienbesitz. Und der Boden unter den Füßen der Square- und Line-Dancer ist bereits der siebente. "Die anderen waren durchgetanzt", sagt Holger Burghardt, der "Little Junior", der in Dinslaken quasi mit einem Bein im Amerika des 19. Jahrhunderts aufgewachsen ist. Eine Bindung, die überhaupt stark zu sein scheint: Mitarbeiterin Gaby gehört seit 30 Jahren zur Yukon-Familie, Ute seit 29 Jahren. "Familie" sind auch die Stammgäste des Saloons. "Das Publikum hat den Laden entwickelt", sagt Holger Burghardt in aller Deutlichkeit. Die Nachfrage, Livekonzerte zunächst monatlich, dann 14-tägig und bereits nach einem Jahr bis heute jeden Samstag anzubieten, die Profilierung auf Country und Western in den Anfangstagen und die schrittweise Öffnung zu Rock'n'Roll, Rock und Folk vor allen in diesem Jahrzehnt - das alles geschah auf Nachfrage. Die Burghardts sind bei allen Konzerten dabei und halten die Reaktionen ihrer Gäste fest im Blick. Und das ist der Grund, warum Bands wie die Connemara Stone Company, die Johnny Cash Experience oder van Andern mit ihrer "From Dusk till Dawn" jedes Jahr wiederkommen. Rund 1100 Konzerte fanden in den vergangenen 30 Jahren im Yukon-Saloon statt.

Die Burghardts nennen Namen, darunter bekannte wie die von Tom Astor, Patricia und Joey Kelly oder von Szenegrößen wie den Country Girls. Ein persönliches Highlight ist Heinrich XIII, eine Asskick-Countryband mit Metalwurzeln, ein Geheimtipp, der am Samstag, 25. Februar im Yukon-Saloon auftreten wird. Dauergäste sind auch die Dirty Deeds 79. Die Hits von AC/DC sind vielleicht nicht das, was man in einem Saloon erwartet, haben aber längst ihr festes Publikum. Dabei war der Einstieg in ihre Musik für die Burghardts selbst ein kleiner "Highway to Hell". "Wir haben eine AC/DC-Tributeband gebucht, die eine reine Mädchenband sein sollte. Tatsächlich kamen dann am Abend Kerle, die Perücken und Krankenschwesterkostüme trugen und sich so hemmungslos volllaufen ließen, dass sie das Konzert nicht einmal beenden konnten", erinnert sich Frank Burghardt. Damals war es den Veranstaltern peinlich, heute können sie darüber lachen.

Ebenso wie über den ursprünglichen Entwurf der Innenarchitektur, der nicht ausgeführt wurde und die Burghardts dazu veranlasste, den Saloon selbst zu gestalten: Der Innenarchitekt stellte sich ganz im Stil der 80er-Jahre Blumeninseln im Yukon vor. Mit Kakteen.

(RP)
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