Dinslaken Walsumer Kalender erzählt Heimatgeschichte

Dinslaken · Die einzelnen Monatsblätter für das Jahr 2016 bieten Fotos sowie unterhaltsame und auch nachdenklich stimmende Erläuterungen.

Darauf haben viele Walsumer und auch Auswärtige, die dem Stadtteil eng verbunden sind, bereits gewartet. Doch nun hat das Warten ein Ende, der Heimatkalender für 2016 ist erschienen und kann zum Preis von zehn Euro das Stück gekauft werden. "Walsum auf den Spuren der Zeit" lautet das Motto des neuen Kalenders, der eine Gemeinschaftsproduktion des Heimatvereins und der Leistungsgemeinschaft (LG) Walsum ist. Die Idee stammt vom Heimatvereinsvorsitzenden Helmut Schorsch, der auch für die Texte verantwortlich zeichnet. Die Gestaltung des Kalender übernahm Achim Krebs, die Umsetzung oblag der LG.

Die zwölf Monatsblätter präsentieren verschiedene Örtlichkeiten, Gebäude sowie Menschen. Fast immer ist ein zweites Bild dazugestellt, das entweder das gleiche Motiv zeigt, aber zu einem anderen Zeitpunkt entstanden ist, oder auf ein besonderes Detail verweist. Auf der Rückseite eines jeden Blattes befinden sich weitere Fotos, zudem wird kurz und prägnant die Geschichte des jeweiligen Bildmotivs eines jeden Kalendermonats erzählt, angereichert mit unterhaltsamen Notizen von gestern und vorgestern, die oft zum Schmunzeln einladen. Der Betrachter der Bilder geht auf eine Zeitreise und macht viele neue Entdeckungen. Manch einer wird auch ihm bereits Bekanntes wiedererkennen und sich dann seinen Erinnerungen hingeben.

Das beiden Bilder des Januar-Kalenderblatts zeigen die Kirche Sankt Dionysius im Jahre 2013 sowie die Korn- und Wacholder-Brennerei Gormann im Jahre 1930. Auf der Rückseite erfährt der Leser, dass die Brennerei und Gaststätte Gormann 1934/1935 abgebrochen wurde. Das Gebäude galt damals als das älteste seiner Zeit. Der Karneval ist in Walsum fest veranket. Urkundlich wird das jecke Treiben in Walsum erstmals 1559 erwähnt. Des Februar-Blatt zeigt einen närrischen Schnappschuss, der auf der wahrscheinlich ersten Sitzung der KG Alt-Walsum nach dem Krieg im Saal der Gaststätte Langhoff im Jahre 1949 entstand.

Die evangelische Schule in Aldenrade (die Aufnahme entstand um 1900) ziert das Blatt für den Monat August, sie war allerdings nicht die erste evangelische Schule in Aldenrade, wie der Begleittext auf der Rückseite informiert, die befand sich nämlich an der Poststraße, der heutigen Walsumer Straße, in Höhe des Elperbaches und war 1772 auf Bitten der evangelischen Gemeindemitglieder errichtet worden, aber bereits 1832 schon nicht mehr benutzbar. Der Elperbach floß damals hinter dem Schulgebäude. Trat der Rhein über seine Ufer, dann stand die Schule unter Wasser. Die Jungen und Mädchen, die die Schule besuchten, waren durch Feuchtigkeit und faulende Holzbalken um Gebäude gesundheitlich gefährdet.

Sie waren schon zwei richtige Kraftprotze, die Brüder Franz und Adolf Kuhlmann. Und sie zeigten auch, dass sie starke Männer waren. So zogen sie einmal einen rund 60 Zentner schweren Anhänger an Ketten mit den Zähnen, rückwärtsgehend, von Walsum nach Mannheim - und wieder zurück. Das Kalenderblatt für den Monat September dokumentiert auf einem Foto diesen unglaublichen Kraftakt aus dem Jahre 1928. Die Gebrüder Kuhlmann wurden in Vierlinden geboren und traten erstmals beim Walsumer Gemeindesportfest an der Fähre zusammen mit Fritz Dömkes auf. Dokumentiert ist, dass sie auf dem Walzwerk in Dinslaken einen zehn Zentner schweren Tresor hoben. Später gehörten Franz und Adolf Kuhlmann in großen Zirkussen wie Althoff und Barum zu den Attraktionen.

Für den an Heimatgeschichte interessierten Betrachter ist der Walsumer Kalender eine wahre Fundgrube, manches lädt zum Schmunzeln ein, manches stimmt nachdenklich. Die Bilder sind richtige Hingucker. Der Kalender ist für zehn Euro das Stück zu haben. Es gibt ihm im Café Muth, in der Postfiliale Aldenrade, in der Buchhandlung Lesenswert, im Papierladen am Kometenplatz sowie im Reisebüro Sauerland in Wehofen.

(RP)
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