Unsere Woche Warum Politik manchmal wirklich nicht zu beneiden ist

Dinslaken · Dinslakens Rat verabschiedet sich in die Sommerpause. Aber er nimmt ungelöste Probleme mit in die Ferien, die er nach seiner Rückkehr anpacken muss.

Also gut, reden wir vom Wetter, auch wenn's sonst keiner tut. Das ist für diese Jahreszeit, um es mal vorsichtig zu formulieren, suboptimal. Und das geht jetzt schon so lange so, dass der Sommer, wenn er sich dann mal zu einem kurzen Gastspiel entschließt, so manch einen echt überrascht. Den Stadtwerken ging's am Donnerstag so. Die werden seit Wochen mit der Frage gelöchert, wann sie denn endlich die Wasserspiele in der Duisburger Straße in Betrieb nehmen und mussten die Frager immer vertrösten, weil ein Ersatzteil noch nicht eingetroffen war. Am Mittwoch war's dann soweit. Eine Fachfirma hatte die Reparatur ausgeführt.

Also alles in Ordnung. Der Donnerstag kam und mit ihm Temperaturen weit jenseits der 30-Grad-Grenze. Und speziell die Kinder hätten sich sicherlich gefreut, wäre das Wasser aus den Düsen im Pflaster der Duisburger Straße gesprudelt. Allein es tat sich nichts. Die Wasserspiele waren zwar repariert, doch die Stadtwerke hatten versäumt, den Einschalter zu drücken. Das taten sie erst gestern Mittag. Dumm gelaufen. Aber weil gerade die Europameisterschaft läuft, können die Stadtwerke sich ja mit einer alten Fußballerweisheit von Jürgen Wegmann trösten: "Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu." Und für den Fall, dass es irgendwann doch einmal richtig Sommer wird, ist das Problem ja jetzt auch gelöst.

Ja, wenn's in der Politik, in der die Dinge zugegebenermaßen oft genug auch deutlich komplizierter liegen als in diesem Fall, mal auch so einfach wäre. Dinslakens Rat wird sich in der kommenden Woche zur letzten Sitzung vor der Sommerpause treffen. 75 Punkte stehen auf seiner Tagesordnung. Aber auch wenn er die abgearbeitet hat, wird er ungelöste Probleme mit in die Ferien nehmen. da wär's vielleicht ganz gut, das Wetter bliebe, wie es ist. Dann hätten die Politiker möglicherweise - mangels lockender Freizeitalternativen - Zeit und Muße, sich die Köpfe über Lösungen zu zerbrechen. Andererseits wär's vielleicht ja auch nicht schlecht, sie könnten einen entspannten Sommerurlaub erleben, bekämen den Kopf frei, kehrten voller Elan auf ihre Ratssitze zurück, um sich dann voller Kreativität auf die Sucher nach den zukunftsweisenden Entscheidungen zu machen. Es hat halt alles so seine Vor- und Nachteile.

Aber egal, wie's Wetter auch wird, eines ist sicher: Dinslakens Politik steht vor einer für die Stadt immens wichtigen Bewährungsprobe. Sie muss die Schullandschaft zukunftssicher machen. Sicher, das hat sie vor vier Jahren schon einmal versucht, indem sie den Weg frei gemacht hat für die Gründung der Sekundarschule. Das ist, wie spätestens seit das Schulgutachten, das die Schließung eben dieser gerade erst gegründeten Schule empfiehlt, gründlich schiefgegangen. Das muss sich die Dinslakener Politik vorwerfen lassen. Und es spricht auch nicht gerade viel dafür, dass die Politik in einem neuerlichen Anlauf zu besseren Ergebnissen kommt. Die Rahmenbedingungen für sie haben sich ja nicht geändert. Die Politik vor Ort klemmt in allen Entscheidungen zur zukünftigen Schullandschaft zwischen Baum und Borke - zwischen der Schulpolitik des Landes, die auf das Aus für die Schulform Realschule zielt, und dem Elternwillen, der, das weisen die Anmeldezahlen in Dinslaken eindeutig aus, just diese Schulform behalten will.

Das überfordert Kommunalpolitiker, und das ist j auch verständlich. Es nützt aber nichts. Was dabei herauskommt, wenn Kommunalpolitik versucht, in Sachen Schule gegen das Land zu agieren, musste doch gerade erst Voerde schmerzlich erfahren. Da ist eine Gesamtschule geschlossen worden, um eine - zweifellos gut arbeitende - Realschule zu erhalten.

Und das Ende vom Lied? Die Realschule ist dicht, eine Gesamtschule ist neu gegründet, die allerdings jetzt - angesichts der vorangegangenen Diskussion - eine dicke Hypothek mit auf den Weg bekommen hat, die ihr ein erfolgreiches Arbeiten deutlich erschwert.

Dinslakens Politik sollte daraus ihre Lehren ziehen, auch wenn's ihr noch so schwer fällt und sie um diese Aufgabe nun wahrlich nicht zu beneiden ist.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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