Dinslaken Weniger Einbrüche und Gewalttaten

Dinslaken · Die Zahl der Straftaten in den Städten des Kreises liegt so tief wie seit 25 Jahren nicht. Wohnungskriminalität, Gewaltdelikte, Körperverletzung - alle Zahlen sind rückläufig. Auch die Ausländerkriminalität sinkt.

Die Strategien der Kreispolizei Wesel im Kampf gegen Kriminalität zeigen Wirkung. Die Menschen haben allen Anlass, sich sicherer zu fühlen. Das ist das Ergebnis der neuen Kriminalitätsbilanz, die die Polizei gestern in Wesel vorgestellt hat. Ausnahmslos erfreuliche Tendenzen - die Gesamtzahl der Kriminalitätsdelikte sinkt laut Landrat Ansgar Müller auf ein 25-Jahres-Tief, noch einmal 3113 Straftaten weniger als im Vorjahr wurden auf Kreisgebiet im Jahr 2017 verzeichnet. Erfreuliche Tendenzen gibt es bei Wohnungseinbrüchen: 904 Einbrüche und Einbruchsversuche verzeichnete die Polizei 2017, das sind 512 weniger als 2016. 40 Prozent der Taten seien nur Versuche, sagte Müller, der sich als Chef der Kreispolizei zufrieden mit der Arbeit seiner Behörde unter Leitung von Rüdiger Kunst zeigte. Die Aufklärungsquote liegt bei 50,6 Prozent und konnte gegenüber 2016 (50,2 Prozent) noch einmal gesteigert werden. Seit dem 2009 war die Polizei bei der Aufklärungsquote nur 2015 (51,8 Prozent) erfolgreicher.

Es sind mehrere Erklärungsansätze, die die Polizei für die positive Entwicklung hat. Da ist zum einen die Verteilung der Einsatzkräfte. Obwohl es sich beim Kreis Wesel um ein großflächiges Gebiet mit 1000 Quadratkilometern Fläche handelt, getrennt durch den Rhein, sei die Kreispolizei bei den Einsatzreaktionszeiten die viertschnellste im Land, betonte der Leitende Polizeidirektor Rüdiger Kunst. Lautet die Einsatzmeldung "Täter am Ort", dann sei die Kreispolizei in 5.30 Minuten am Ort. Seine Kollegen würden eine bewährte Strategie fahren, die Einsatzkräfte dort zu stationieren, wo die Kriminalität erwartet wird, deutet Müller an. Es würde sich zudem auswirken, dass die Polizei bei jugendlichen Straftätern schnell das Gespräch mit der Familie sucht, etwa im Programm "Kurve kriegen". Und letztlich, so Müller, würde die Justiz auch härter durchgreifen. Dies alles zeige Wirkung.

Betrachtet man die Tatverdächtigen, so fällt aus Sicht der Polizei besonders ins Auge, dass es immer weniger jugendliche Straftäter gibt. 2310 Straftäter waren in 2017 Jugendliche, im Vorjahr waren es noch 2551. "Auch der Anteil der Intensivtäter konnte reduziert werden", sagt Rüdiger Wolff, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Polizei. Der Anteil der ermittelten nichtdeutschen Tatverdächtigen sinkt auf das Niveau vor der Flüchtlingskrise. 2017 hatten 2691 Tatverdächtigen keinen deutschen Pass, 2016 waren es noch 3344. Die Polizei hat auch aufgeschlüsselt, aus welchen Nationen die Straftäter kamen. Mit weitem Abstand kommen die meisten aus Deutschland (7865), es folgt die Türkei (439), Rumänien (268), Serbien (175), Polen (164) und erst dann mit Marokko (126) eines der Länder, das im Zuge der Flüchtlingswelle in den Fokus geriet. Aus Syrien kommen 120 Straftäter, aus den Niederlanden 111 gefolgt vom Irak (91). Zur Wahrheit gehört aber auch: 25 Prozent der Straftäter haben keinen deutschen Pass, dabei liegt der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung im Kreis bei nur neun Prozent. Der Landrat erklärt dies damit, dass die Altersstruktur der hier lebenden Ausländer eine andere sei als unter den Deutschen. Anders als in anderen Städten gebe es im Kreisgebiet keine Clan-Strukturen unter den ausländischen Straftätern, betonte Müller.

Die Bekämpfung der Clan-Strukturen ist einer der Schwerpunkte. "Wir werden auch 2018 und 2019weiter daran arbeiten", erklärte Roland Wolff. Aus Osteuropa würden weniger Banden in die Region kommen.

"Die Sperrung der Balkanroute hat uns sicher geholfen", sagte er. Trotz sinkender Zahlen - die Tatsache, dass derzeit so wenige Polizisten wie lange nicht bei der Kreispolizei eingesetzt sind, besorgt auch den Landrat.

Es gibt eine Pensionierungswelle. 800 Mitarbeiter hat die Kreispolizeibehörde derzeit. Im Jahr 2000 waren es noch rund 850. "Wir sind in einem Tal der Tränen", sagte auch Rüdiger Kunst, der betonte, dass die Landesregierung schon mehr Polizisten einstellt, diese aber nicht sofort in Wesel ankämen, sondern auch noch eine Ausbildung durchlaufen müssten.

(RP)
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