Dinslaken Wenn Friedrich Althoff mit Julius von Buggenhagen plaudert

Dinslaken · Deutlich sichtbar im Dachstudio das Ortsschild: "Dinslaken - Althoff-Stadt - Kreis Wesel". Groß und mächtig ist es. Wegweisend könnte es sein, doch . . . "Wo steht denn dieses Schild, das habe ich gar nicht gesehen bei meinen Rundgängen durch die Stadt", überlegt ein alter Herr mit weißem Haar, der Ministerialrat und heimliche Kultusminister Friedrich Althoff laut. Geht auch nicht, wird ihm mitgeteilt, das sei noch eine Vision, zumindest die einiger Bürger.

Friedrich Althoff - wer ist dieser Mann eigentlich? Er ist ein Junge aus Dinslaken, geboren und aufgewachsen auf dem Kastell und wie es sich für einen Jungen gehört, hatte er neben seinem recht strengen Unterricht nichts als Unsinn im Kopf, so erfuhren die Besucher. Stadtarchivarin Gisela Marzin hatte Althoff zu einem Plausch und zur Erinnerungsreise durch sein Leben und das Althoff-Jahr geladen. Gar Erstaunliches kam da zutage, im lustig-informativen Dialog zwischen der Archivarin und der Althoff-Marionette (Sprecherin Jutta Ulrich). Bilder aus der Jugendzeit Althoffs, der Burg im 19. Jahrhundert, des einstigen Haus Bärenkamp wurden ebenso gezeigt wie Porträts der Eltern und aus Althoffs späterem Wirkkreis Straßburg und Berlin. Mit netten Anekdoten aus dem Leben des großen Bildungsreformers konnte Marzin aufwarten, die von "Althoff" mit scherzhaften Kommentaren gewürzt wurden. Da ist die Aufnahmeprüfung zum Gymnasium, durch die Althoff fiel: "War schon ein bisschen peinlich. Vater hatte zur Feier einen Tisch im Hotel reserviert, der war schon gedeckt. Und dann kam ich und war durch die Prüfung gefallen." Schließlich schaffte er die Reifeprüfung als bester seines Jahrgangs, das Studium der Rechtswissenschaft ebenfalls. Wenn dies auch nicht ohne Turbulenzen abging. An der Berliner Uni wohnte der junge Althoff einmal einer studentischen Vereinigung bei, die verboten war. "Das wusste ich nicht. Als die Polizei kam, ließ ich mich auf einen Kampf ein. Ich fühlte mich meiner freiheitlichen Rechte beraubt", ließ Jutta Ulrich ihn erzählen. Ja, Althoff war schon ein eigensinniger Kauz. Diesem Eigensinn blieb er auch im Alter treu. "Einer muss doch die Fäden in der Hand haben, zum Wohle aller." Das Wohl vor allem der Kinder lag Althoff sehr am Herzen. Da kam es schon mal vor, dass der Herr Ministerialrat auf dem Weg zur Arbeit die Zeit vergaß und Stunden mit Kindern im Süßigkeiten- oder Spielwarenladen verbrachte.

Gisela Marzin und Jutta Ulrich verstanden es perfekt, sich die Bälle zuzuspielen und aus dem Leben Althoffs zu zitieren, ihn auf liebenswürdige Weise zu skizzieren. Als Althoffs Vetter Melchior Julius von Buggenhagen (Gästeführer Eduard Sachtje mit Buggenhagen an Fäden), einst Bürgermeister von Dinslaken, auftauchte, war das Marionettenspiel perfekt.

(big)
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