Dinslaken Wenn Randy den Jimi macht

Dinslaken · Gitarrenvirtuose begeistert beim "Summer of Love" in Lohberg mit Songs von Hendrix..

Dinslaken: Wenn Randy den Jimi macht
Foto: Heiko Kempken

Es ist wohl der Traum eines jeden E-Gitarristen: Spielen können wie Jimi Hendrix. Und ebenso wäre es ein Traum eines jeden echten Rock & Blues Fans gewesen, Jimi Hendrix einmal live gehört zu haben. Beides ist in der Regel unerfüllbar. Aber: Da gibt es noch Randy Hansen. Der spielt tatsächlich wie Hendrix. Und seine Shows kommen dem legendären Vorbild sehr nahe. Am Sonntag zelebrierte der Mann, der wie die Gitarrenlegende selbst aus Seattle stammt, mit seinen deutschen Bandkollegen UFO Walter (Bass) und Manni von Bohr (Schlagzeug) die experimentelle, psychedelische Rockmusik der späten 60er und frühen 70er Jahre im Rahmen des "Summer of Love" in der Zentralwerkstatt Lohberg. Es war ein Erlebnis für die rund 150 Besucher aus mehreren Rockgenerationen.

Geschätzt zehn mal zehn Meter ist die Bühne in der Zentralwerkstatt groß, sie nimmt die gesamte Kopfseite der riesigen Industriehalle ein. Es ist das perfekte Ambiente für Rock 'n' Roll: groß, imposant, eigentlich zu groß. Wenn Randy Hansen im Scheinwerferlicht die Fans im großen Dunkel der Halle "yeah" hauchen und dann knurren lässt, um sich an Alligatoren erinnert zu fühlen ("Wir hätten vor dem Gig doch kein Acid einwerfen sollen"), dann weiß man, was er eigentlich meint: Rock und Blues packt einen mit Haut und Haaren, übersteigert die Sinne, kann einen auch verschlingen. So wie Jimi Hendrix, der zum berüchtigten Club 27 gehört. Randy Hansen, Jahrgang 1954, steht inzwischen mit den alten Hendrix-Nummern länger auf der Bühne, als das Idol überhaupt auf Erden weilte. Aber da ist noch etwas anderes, was die Show aus großer Geste und Kabinettstückchen vom Saitenzupfen mit der Zunge, Greifen auf dem Rücken und auch zwischen den Beinen hindurch so langlebig macht: es ist die pure musikalische Qualität. Hendrix, dieser Paganini auf der E-Gitarre, wird als einer der großen Virtuosen auf seinem Instrument in die Musikgeschichte eingehen. Und Randy Hansen gehört zu denen, die dieses technische Können beherrschen, verfeinern und so das Erbe lebendig erhalten. Seine Showeinlagen zeigen, mit welcher Lässigkeit er sein Instrument beherrscht und sie gehören zum Auftritt im Rock 'n'Roll-Zirkus dazu.

Aber es ist die zeitlose Qualität eines Virtuosen, die das Konzert zum Genuss machte. Es sind die Tempi und Rhythmuswechsel, die Walter und von Bohr kongenial begleiten, es sind die Dynamikabstufungen auf dem Fender Stratocaster, der keineswegs die ganze Zeit schreit und heult.

Der differenzierte Einsatz der Effektgeräte gleicht den Registrierungen einer Kirchenorgel. Oder Hansens Version vom "Star Spangled Banner", die er wie ein Bach-Bourrée zupft. Ob Hendrix' komplexe Kompositionen, raffinierte Zusammenschnitte von psychedelischen Beatles-Songs oder Unverwüstliches wie "Papa was a Rolling Stone" - Hansen und Co spielen sie als Stücke zwischen Lied und instrumentaler Improvisation, technischer Vollendung und höchstem Ausdruck.

Vintage Rock, wie er seine Legenden unsterblich machte. Hansen ließ seine Fans nach zwei Zugaben begeistert zurück.

(RP)
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