Dinslaken Widerstand gegen Social-Media-Manager

Dinslaken · Dinslakens Finanzausschuss lehnte gestern die Schaffung einer neuen Stelle ab.

Alle Welt tummelt sich in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und ähnlichem. Die Stadt Dinslaken nicht. Nur einzelne Bereiche wie die Wirtschaftsförderung und die Kultur etwa nutzen Facebook. Einen gesamtstädtischen Facebook-Auftritt, wie ihn andere Kommunen längst pflegen, hat Dinslaken aber nicht. Das möchte die Verwaltung ändern und hat deswegen der Politik vorgeschlagen, eine neue Stelle zu schaffen für jemanden, der für die Stadt die Kommunikation über die sozialen Netzwerk aufbaut und pflegt. Die Personalkosten bezifferte sie auf 50.000 Euro im Jahr. Bei den Finanzpolitikern holte sie sich mit diesem Ansinnen erst einmal eine Abfuhr. Sechs Stimmen fanden sich gesten im Finanzausschuss für den Plan der Verwaltung, sechs Ausschussmitglieder stimmten dagegen. Damit war der Vorschlag bei Stimmengleichheit abgelehnt.

Für die Christdemokraten begründete Horst Miltenberger die Ablehnung mit dem Hinweis, dass die Aufgabe, die sozialen Medien zu betreuen, zum Anforderungsprofil gehört habe, als die Stelle des neuen Pressesprechers ausgeschrieben worden sei. Inzwischen habe mit Dr. Marcel Sturm der neue Mann seinen Dienst angetreten und leiste gute Arbeit. Er, so Miltenberger, sei sicher, dass Sturm die Aufgaben miterledigen können. Dieser Argumentation schloss sich auch Thomas Koch von der Bewegung für nachhaltige Politik an. CDU-Fraktionschef Heinz Wansing wies auf die argen personellen Engpässe an anderen Stellung der Verwaltung hin und nannte es unfair "gegenüber den Mitarbeitern der Verwaltung, die auf dem Zahnfleisch gehen", für bestimmte "Lieblingsprojekte" der Verwaltung Stellen zu schaffen, so lange deren Probleme nicht gelöst seien. Ähnlich argumentierte auch Heinz Brücker von der Unabhängigen Bürgervertretung.

Da nütze es dann auch nichts, dass der neue Stadtsprecher sich zwar artig für das Lob Miltenbergers, was seine gute Arbeit anging, bedankte, aber gleichzeitig auch keinen Zweifel daran ließ, dass bei der jetzigen personellen Besetzung der städtischen Kommunktionsabteilung, die bekanntlich ja nur aus Sturm selber besteht, eine Betreuung der sozialen Medien nicht zu machen sei, jedenfalls nicht, wenn sie so professionell wie notwendig erledigt werden sollte.

Die sozialen Netzwerke seien inzwischen eine vom Bürger gesuchte Kommunikationsform mit der Stadt. Da genüge es nicht, mal hin und wieder irgendetwas zu posten. Die Stadt müsse dieses Kommunikations- und Diskussionsforum aktiv und intensiv nutzen, wolle sie einen wirklichen Austausch mit ihren Bürgern ermöglichen.

Ronny Schneider (SPD), der darauf hinwies, welch rasante Entwicklung die sozialen Netzwerken genommen haben und dass der professionelle Umgang mit ihnen mehr Arbeit bedeute, als einer allein sie leisten könne, konnte die Kritiker ebenso wenig umstimmen wie sein Fraktionskollege Thomas Giezek, der den grausligen Intenetauftritt der Stadt beklagte, der dringend von Grund auf neu gestaltet werden müsse und Lilo Wallerich von den Grünen, die forderte, dass die Stadt sich den Entwicklungen nicht weiter verschließen dürfe. Ob der Finanzausschuss das letzte Wort gesprochen hat, ist allerdings offen. Im Rat sind die Mehrheitsverhältnisse andere.

(RP)
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