Hintergrund Klärwerksumbau Wie eine Operation am offenen Herzen

Dinslaken · Emschergenossenschaft investiert rund 125 Millionen Euro in die Modernisierung der Betriebsanlage in Dinslaken.

Im Zuge des Emscher-Umbaus verlegt die Emschergenossenschaft nicht nur die Emschermündung am Stapp, sondern baut auch das Klärwerk Emschermündung (kurz KLEM genannt) an der Turmstraße in Dinslaken um. Die Betriebsanlage wird zurzeit fit gemacht für das zukünftige Emscher-System, denn mit dem Umbau der Emscher wird sich die Abwasserzuleitung in das Klärwerk grundlegend ändern. Die Arbeiten schreiten zügig voran. Die Genossenschaft investiert nach eigener Aussage rund 125 Millionen Euro in den Umbau der Klärwerksanlage in Dinslaken.

Aktuell gestaltet der Wasserverband, der seinen Sitz in Essen hat, die biologische Reinigung auf der Kläranlage neu, dabei werden teilweise rund 20 Jahre alte Belüftungsanlagen durch neue energie-effizientere Elemente ersetzt - das Ganze geschieht bei laufendem Betrieb, weswegen der Umbau des Klärwerks nach Aussage der Emschergenossenschaft einer Operation am offenen Herzen gleicht.

Die biologische Abwasserreinigung auf der Kläranlage an der Turmstraße findet in den so genannten Belebungsbecken statt. In diesen kommen Mikroorganismen beziehungsweise Bakterien zum Einsatz. Damit die "kleinsten freien Mitarbeiter" der Emschergenossenschaft vernünftig "arbeiten" können, wird unter der Wasseroberfläche stetig Sauerstoff zugeführt.

Diese Belüftungselemente gilt es derzeit auszutauschen. Damit dies geschehen kann, muss immer eine komplette so genannte "Belebungsstraße" zunächst außer Betrieb genommen worden. Eine solche "Straße" besteht aus fünf bis zu sieben Meter tiefen Becken - insgesamt gibt es sechs Belebungsstraßen auf dem Klärwerk.

Ebenfalls erneuert werden die so genannten Räumer und Schlammabzieher in den Nachklärbecken. Der bisherige Schlammabzug ist auf das aktuelle Emscher-System ausgerichtet. Doch nach der Entflechtung der Emscher wird nicht mehr die gesamte Wassermenge der Emscher und damit verdünntes Abwasser durch die Anlage fließen, sondern nur noch das Abwasser, das über den derzeit noch entstehenden neuen unterirdischen Abwasserkanal Emscher zugeleitet wird.

Momentan erhält die Emschergenossenschaft also eine hohe Wassermenge mit relativ niedriger Konzentration an Abwasser und zukünftig eine niedrigere Wassermenge mit höherer Konzentration. Deswegen ist es notwendig, die Anlage fit für die Zukunft zu machen - und dafür braucht es dann auch einen neuen Abzug für einen künftig deutlich dickeren Schlamm.

Im Zuge des Umbaus des Klärwerks Emschermündung wurde aufgrund der sich künftig verändernden Abwassermengen und Abwasserkonzentrationen entschieden, die gesamte mechanische Reinigungsstufe zu erneuern. Dieser Teil der künftigen Anlage entsteht praktisch auf den bisherigen Vorklärbecken. Diese wurden bereits teilweise mit Boden verfüllt, der an der Baustelle der künftigen Emschermündungsaue am Stapp ausgehoben wurde. Die neuen Anlagenteile des KLEM werden um zirka sechs Meter über den bisherigen Vorklärbecken errichtet, damit das Wasser anschließend in freiem Gefälle durch die gesamte Anlage fließen kann. Insgesamt entstehen vier neue Vorklärbecken - eines hat die Emschergenossenschaft bereits fertiggestellt, die anderen drei werden noch errichtet.

Während der gesamten Bauarbeiten muss die Anlage natürlich immer noch in Betrieb gehalten werden. Das bedeutet: Es ist geplant, einzelne Becken abzuschalten und umzubauen, während die Anlage nach wie vor ihre Leistung erbringen kann. An der Gesamtfläche der Anlage von etwa 80 Hektar wird sich nichts ändern. Der um das Klärwerk Emschermündung errichtete "Grünwall" bleibt ebenfalls bestehen. Die letzten Bauarbeiten sollen Mitte des Jahres 2018 abgeschlossen sein. Dann wird das Klärwerk Emschermündung fit sein für das neue Emschertal, das bis 2020 auch ökologisch ein neues Gesicht erhält - als ein blauer Fluss mit grünen Ufern.

(RP)
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