Dinslaken Zigarettenschmuggel: Auch Ehemann gesteht

Dinslaken · 175 000 Stangen aus Rumänien nach England geschafft. Dinslaken diente als Zwischenlager.

Am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht hat auch der mitangeklagte Exmann einer wegen Steuerhehlerei angeklagten Frau ausgesagt. Der 44-Jährige räumte nach langen nicht öffentlichen Beratungen und Gesprächen ein, dass auch er davon wusste, dass in einer Lagerhalle in Dinslaken Schmuggelware deponiert wurde. In drei Fällen sei ihm bewusst gewesen, dass mit dem Lkw aus Rumänien eine große Menge unverzollter Zigaretten nach Dinslaken gebracht wurde.

Er selber habe mit der ganzen Organisation aber nichts zu tun gehabt, beteuerte der 44-Jährige. Nach Deutschland sei er immer nur gekommen, um hier Autos zu kaufen, die seine Landsmänner bei ihm bestellten. Damit habe er einige hundert Euro verdient. Oft sei seine Frau bei den Verhandlungen dabei gewesen, weil sie gut deutsch spricht. Im Gegenzug habe er ihr bei Aufgaben in der Lagerhalle geholfen. Unter anderem habe er Waren von Lkw ausgeladen und in die Halle gebracht. Meist seien sie dort zwei bis drei Tage geblieben, bevor er die Paletten zum Weitertransport auf einen anderen Wagen auflud. Er wisse auch, dass die Lieferungen immer aus den Niederlanden kamen und später nach England sollten. So stand es auf den Frachtpapieren.

Gewundert habe er sich schon darüber, dass die Dämmplatten durch zwei Transportunternehmen mit Umweg über Dinslaken rund 3500 Kilometer zurücklegten. Das sei nicht wirtschaftlich gewesen. Irgendwann habe er erfahren, dass zwischen den Dämmplatten Zigaretten versteckt waren. Über die Menge könne er nichts sagen. Da der Auftraggeber aus Rumänien zunächst alle Kosten zahlte, habe man den Zusatzverdienst gerne angenommen. Er selber habe allerdings nie Geld in Empfang genommen, sagte der Angeklagte.

Die Strafkammer hatte ihm bei einem Geständnis eine Strafe zwischen zwei und drei Jahren in Aussicht gestellt. Möglich sei auch eine Bewährungsstrafe. Das Angebot hatte seine Exfrau schon am ersten Verhandlungstag akzeptiert und Angaben gemacht. Beide bekannten sich allerdings nur dazu, von drei Taten gewusst zu haben. Insgesamt sind 17 Fälle angeklagt. Dabei geht es um rund 35 Millionen Zigaretten, die aus Rumänien mit Zwischenstopp in Dinslaken nach England gebracht werden sollten. Das bedeutet einen Steuerschaden von knapp 5,5 Millionen Euro. Etwa 176 000 Stangen unverzollter Zigaretten waren laut Anklage in der Scheinfirma der 43-Jährigen eingetroffen.

Vom Richter nach den Zukunftsplänen gefragt, sagten beide, sie wollen nach Rumänien zurückkehren und wie schon in der Vergangenheit in einem Urlaubsgebiet arbeiten. Die Verhandlung wird fortgesetzt. Die Beteiligten müssen noch eine ganze Reihe von Ordnern und Urkunden bearbeiten.

(RP)
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