Dormagen Ärzte finden keine Nachfolger

Dormagen · Trotz 100-prozentiger Versorgung mit Medizinern im Rhein-Kreis Neuss haben manche Fachärzte wie der Kardiologe lange Wartezeiten. Andere Fachärzte wie ein Lungen-Spezialist fehlen ganz.

 Der Internist und Hausarzt Gerd Ekkehard Höveler, Vorsitzender des Praxisnetzes, mit Patient Manfred Dominik.

Der Internist und Hausarzt Gerd Ekkehard Höveler, Vorsitzender des Praxisnetzes, mit Patient Manfred Dominik.

Foto: H. Jazyk

Werner S. (63) bekommt schwer Luft. Sein Hausarzt glaubt, er hat es an der Lunge. Doch wer kann das näher untersuchen? Ein Lungenfacharzt fehlt in Dormagen. Werner S. muss mühsam mit dem Bus oder Bahn nach Neuss, Köln oder Düsseldorf. Ein anderer Patient, gleiches Problem Margret F. (58) ist herzkrank. Sie bräuchte eine ständige Überwachung. Doch die ist schwierig. Der einzige niedergelassene Kardiologe ist völlig überlastet. Termine für neue Patienten dauern Wochen.

Termine dauern Wochen

Der Mediziner hat eine zweite Arztstelle für seine Praxis beantragt — die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein hat sie abgelehnt. Deren Pressesprecherin Ruth Bahners: "Die ärztliche Versorgung im Rhein-Kreis Neuss beträgt 100 Prozent." Dazu Gerd Ekkehard Höveler, Internist und Hausarzt in Horrem sowie Vorsitzender des Ärztezusammenschlusses Praxisnetz Dormagen mit 70 Medizinern: "Trotz der guten Abdeckung des Rhein-Kreises gibt es in Dormagen deutliche Engpässe." Das gesteht auch Bahners zu — und die KV scheint zu reagieren: "Es ist geplant, diese Regelung zu kippen und durch engmaschigere Versorgungsbereiche zu ersetzen", sagt Ruth Bahners. Bis es soweit ist, wird es allerdings noch dauern: Zu dieser Änderung ist der gemeinsame Bundesausschuss aufgerufen — das höchste Gremium zwischen Ärztevertretern und Krankenkassen. Höveler verbittert: "Glücklicherweise haben wir eine gute Notfallversorgung für Herzpatienten."

Vor einigen Monaten drohte Dormagen ein Notstand im Röntgen- und Radiologiebereich. Doch der wurde abgewendet durch die Praxis im Kreiskrankenhaus in Hackenbroich, die noch ausgebaut wird. "Die Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Ärzten und den Röntgenologen hat sich sehr gut entwickelt", berichtet Höveler.

Doch auch in Dormagen zeichnet sich laut Höveler ein Ärztemangel ab: "Zwei ältere Mediziner in Dormagen finden keine Nachfolger für ihre Praxen." Ruth Bahners bestätigt diese Tendenz: "Dieser Trend ist auch bei uns angekommen." Und sie sieht ein Riesenproblem auf die Versorgung zukommen: "Jeder fünfte Mediziner bei der KV Nordrhein ist 60 Jahre und älter." Laut Höveler hat dieses Problem einen besonderen Aspekt; "Zwei Drittel der jungen Ärzte sind Frauen. Und die haben immer weniger Neigung , sich auf den immensen Arbeitsaufwand eines Hausarztes mit unregelmäßigen Arbeitszeiten einzulassen. Sie suchen bessere Bedingungen bei Behörden oder im Krankenhaus."

(NGZ)
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