Interview mit Hans Schürmann Alternatives Wohnen ist sehr gefragt

Dormagen · Das Vorhaben "Nachbarschaftlich Wohnen in Dormagen" will im gesamten Baugebiet Nievenheim IV auf Gemeinsamkeit und gegenseitige Hilfe setzen.

 Hans Schürmannleitet das Projekt zum nachbarschaftlichen Wohnen in Dormagen. NGZ-FOTO: LINDA HAMMER

Hans Schürmannleitet das Projekt zum nachbarschaftlichen Wohnen in Dormagen. NGZ-FOTO: LINDA HAMMER

Foto: Hammer, Linda (lh)

Herr Schürmann, Ihr ehrgeiziges Wohnprojekt nimmt Gestalt an. Sie sind zufrieden?

Schürmann Ja. Das Interesse an der alternativen Wohnform ist so groß, dass elf der 23 geplanten Wohneinheiten im Baugebiet Nievenheim IV reserviert sind.

Sie werden sich mit einem relativ kleinen, besonderen Wohnensemble in einem großen Wohngebiet wiederfinden. Passt das zusammen?

Schürmann Das ist auch ein Thema bei uns. Damit das nachbarschaftliche Wohnen in Nievenheim später nicht an den Grundstücksgrenzen von Nawodo endet, planen wir mit einigen anderen aus dem Projekt die Gründung eines Vereins, der alle Menschen im Quartier zum Mitmachen einlädt. Man muss nicht warten, bis alle im Neubaugebiet wohnen. Gute Nachbarschaft kann bereits entstehen, wenn die künftigen Nachbarn ihr Grundstück kaufen und mit dem Bau beginnen.

Was heißt das konkret?

Schürmann In der Hamburger Hafencity beispielsweise hat die erste Generation der Bewohner erste Treffen und Veranstaltungen während der Bauphase organisiert. Eine Seite im Internet diente als Informations- und Kontaktbörse. Die meisten Menschen, die in die Hafencity gezogen sind, haben diese Willkommenskultur genossen und sich in der neuen Umgebung schnell wohlgefühlt. Ein anderes Beispiel ist ein Baugebiet in Darmstadt. Dort haben sich ebenfalls die Nachbarn über das virtuelle Netzwerk Apfelbaumgarten.net zusammengeschlossen. Die neuen Nachbarn konnten sich so frühzeitig kennenlernen, gegenseitig unterstützen, Tipps geben und sogar durch gemeinsame Bestellungen von Baumaterial Geld sparen.

Ein Modell für Nievenheim?

Schürmann Davon sind wir überzeugt. Während der Bauphase gibt es immer wieder Zeiten, in denen Eltern ganz froh wären, wenn ihre Kinder am Wochenende mit anderen Kindern spielen könnten, während sie Fliesen aussuchen oder Eigenleistungen am Bau erbringen. Über ein Netzwerk von Nachbarn könnten Eltern sicher leicht eine Spielgruppe organisieren.

An was denken Sie noch?

Schürmann Eine andere Idee wäre ein Carsharing für das Quartier. Das würde nicht nur die Verkehrssituation entlasten, sondern gleichzeitig Geld sparen. Organisiert werden könnte das nachbarschaftliche Leben über eine Internetseite und regelmäßigen Treffs im Quartier.

Wie wollen Sie vorgehen?

Schürmann Spätestens, wenn "Nievenheim IV" endlich als Wohngebiet freigegeben ist, wollen wir mit einem Teil der Nawodo-Mitglieder nach Mitstreitern für diese Idee bei den künftigen neuen Nachbarn suchen.

KLAUS D. SCHUMILAS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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