Dormagen Armenierin fasst nach ihrer Flucht beruflich Fuß

Dormagen · Die 24-jährige Eva Arshakyan bewirbt sich erfolgreich beim Kreiskrankenhaus und wird Krankenpflegerin.

 Eva Arshakyan geht ihre neuen Aufgaben voller Elan an.

Eva Arshakyan geht ihre neuen Aufgaben voller Elan an.

Foto: ATI

Vor anderthalb Jahren floh Eva Arshakyan mit ihrer Mutter von Armenien über Moskau nach Deutschland und landete schließlich in Dormagen. Deutsch sprach sie damals nur einige Worte, neben Armenisch dafür aber auch Russisch, Englisch und Französisch. Von Anfang an wollte sie vor allem eins: die deutsche Sprache lernen, um in der Bundesrepublik einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Unterstützt wurde sie in ihren Bemühungen vom Dormagener Alfred Laufenberg, der gemeinsam mit seiner Frau eine Immobilienberatung betreibt und der sich als Flüchtlingspate gemeldet hatte.

Eva besuchte die Integrationskurse der Volkshochschule und schrieb ihre erste Bewerbung an das Kreiskrankenhaus in Hackenbroich. Aus gutem Grund: Die heute 24-Jährige hatte bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, hatte in Armenien schon in einem Krankenhaus, sowohl im Pflegebereich als auch in der Verwaltung, gearbeitet.

Eine Bewerbung - und gleich ein Volltreffer: Seit September hat die junge Frau einen Ausbildungsplatz zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Den theoretischen Unterricht bekommt sie in Neuss, wo die Krankenpflegeschulen der beiden Kreiskrankenhäuser Dormagen und Grevenbroich sowie des Neusser Lukaskrankenhauses zusammengelegt wurden. Den praktischen Teil der Ausbildung absolviert sie in Hackenbroich.

Dass es so rasch mit dem Ausbildungsplatz geklappt hat, überraschte sie selbst. Doch nun stürzt sie sich voller Elan in die neuen Aufgaben. "Ich begleite Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Das gefällt mir sehr", sagt die junge Frau, deren erste Station im Krankenhaus die Kardiologie war. Dort wurde sie gut aufgenommen. Die Kollegen seien sehr nett, würden ihr immer wieder sagen, sie solle bloß fragen, wenn sie etwas nicht verstanden hätte.

Deutlich unwohler als beim Start in die praktische Arbeit fühlte sie sich vor dem ersten "Schultag". "Ich hatte Angst, dass ich nichts verstehen und meine Deutschkenntnisse nicht ausreichen würden", erzählt sie. Am Anfang sei es auch tatsächlich sehr schwierig gewesen, mittlerweile versteht sie jedoch alles und hat auch schon die ersten Prüfungen bestanden. Drei Jahre dauert die Ausbildung, für diese Zeit hat sie auch Bleiberecht in Deutschland.

Mit ihrer Mutter und einer Frau aus Syrien lebt Eva mittlerweile in einer von der Stadt angemieteten Wohnung im Dormagener Ortsteil Horrem. "Das klappt gut", sagt sie. "Ich teile mir das Schlafzimmer mit meiner Mutter, in einer Ecke des Wohnzimmers habe ich einen kleinen Schreibtisch stehen, an dem ich lernen kann." Dennoch würde sie wegen des Schichtdienstes im Krankenhaus gerne nach Hackenbroich umziehen. "Mal sehen, vielleicht finden wir ja dort eine kleine Wohnung", sagt sie.

Auch Freunde würde sie in ihrer neuen Heimat gerne finden, doch sie weiß: "Das braucht Zeit. Jetzt konzentriere ich mich erst einmal voll auf meine Ausbildung."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort