Dormagen Auf den Spuren eines Müllers

Dormagen · Zahlreiche Besucher wollten sich die Eröffnung der restaurierten Historischen Windmühle nicht entgehen lassen. Authentische Mühlsteine, Waagen und überdimensionale Zahnräder zeigen, wie früher das Mehl hergestellt wurde.

 Bei der Wiedereröffnung der Historischen Mühle erlebten die Besucher hautnah, wie noch vor einem Jahrhundert der Alltag eines Müllers aussah.

Bei der Wiedereröffnung der Historischen Mühle erlebten die Besucher hautnah, wie noch vor einem Jahrhundert der Alltag eines Müllers aussah.

Foto: H. Jazyk

Knapp 20 Meter erstreckt sie sich in die Höhe – die Historische Windmühle von Zons. Nach umfangreicher Restaurierung konnten die Besucher am Pfingsmontag erstmals wieder einen Blick hinein werfen – und die tolle Aussicht genießen.

"Obwohl die Mühle 1909 stillgelegt wurde, könnten wir sie motorisch morgen schon wieder anschmeißen", sagt Harald Krumbein. Der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsverein der Stadt Zons (HVV) hat sich im Keller der Mühle postiert, der früher als Lager für die Korn- und Mehlsäcke diente. Jetzt hängen dort Fotos, viele auch in schwarz-weiß. Darunter steht eine altertümliche Waage neben einer verrostete Sackkarre. "Später stellen wir in unser kleines Mühlenmuseum noch Vitrinen, in denen das Handwerkzeug des Müllers präsentiert wird", sagt Krumbein.

Direkt über seinem Kopf fängt die eigentliche Mühle an. Dorthin gelangen die Besucher allerdings nur über eine schmale Treppe in der Burgmauer, an deren unterem Ende Gabriele Scholz vom HVV Wache hält. Das ist auch notwendig, denn es ist bedrückend eng. Hohe Stufen und wenig Licht tun ihr übriges – hier ist Wachsamkeit angesagt. Ist man schließlich oben angekommen, empfängt die alte Mühle die Besucher mit knarrenden Holzdielen. Wer nicht aufpasst, stößt sich schnell den Kopf. Auf noch schmaleren Treppenstufen geht es hoch – sechs Etagen sind zu bewältigen. Auf der dritten staut es sich, denn viele Besucher wollen hoch und noch mehr wieder herunter. Zwei Frauen beraten, wie sie am besten die tückischen Treppen meistern und beschließen "rückwärts ist es am sichersten". Eine Etage weiter steht Wilfried Schumacher. 46 Jahre lang hat er als Müller gearbeitet, heute zeigt der Rentner den Besuchern, wie vor Jahrhunderten das Mehl hergestellt wurde. Interessiert hört Lena (6) zu, als er die Funktionsweise der beiden Mahlsteine erklärt, die fast den gesamten Raum einnehmen. Ihre Schwester Chiara kann gar nicht glauben, dass früher sogar Menschen in der Mühle gelebt haben.

Ein Stockwerk weiter wird der Raum dunkel, dann wieder hell. Beim Blick aus dem Fenster rauschen in Armeslänge die großen Flügel der Mühle vorbei, die früher der Wind bewegt hat. Heute übernimmt diese Aufgabe ein kleiner Motor, den die Besucher aktivieren können, wenn sie am Eingang etwas Geld in den Automaten werfen.

Noch eine Stufe, dann ist es geschafft. Die tolle Aussicht über ganz Zons belohnt den mühsamen Aufstieg. Gut zu sehen ist nicht nur St. Martinus, sondern auch der Zollturm. Doch zu früh gefreut, denn die die nächste Aufgabe wartet schon: Die steilen Treppen unbeschadet wieder hinunter kommen.

(NGZ)
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