Dormagen Automaten portionieren Tabletten mundgerecht

Dormagen · Die Dienstleistungen des 2009 gegründeten Blisterzentrums sind bei Apotheken immer gefragter. Die Mitarbeiterzahl wächst von 5 auf 25.

 Gesellschafter Claus Pfeiffer an einer der Maschinen, die jeden Blisterbeutel fotografiert und sofort mit einer Datenbank auf Korrektheit abgleicht.

Gesellschafter Claus Pfeiffer an einer der Maschinen, die jeden Blisterbeutel fotografiert und sofort mit einer Datenbank auf Korrektheit abgleicht.

Foto: L. BERNS

Die etwa autoreifenhohe Rolle mit dem langen Schlauch aus aneinanderhängenden und verschweißten Tablettenportionen für Patienten ist rasch abgewickelt. Das übernimmt im Blisterzentrum an der Dormagener Virchowstraße in gleichmäßigem Tempo ein Hightech-Überwachungsgerät. Die Maschine führt die Beutel, die in der Fachsprache als Blister bezeichnet werden, zunächst über eine Rüttelplatte. Die Tabletten werden dadurch in den Blistern verteilt und besser erkennbar für eine Kamera, die von jedem Beutel nach dem Passieren der Rüttelplatte eine Aufnahme macht. Das Foto wird sofort mit einer Datenbank abgeglichen, in der exakt festgehalten ist, welche und wie viele Tabletten für einen Patienten in einem Blister stecken müssen. Gibt es Abweichungen, verpasst das Gerät dem verdächtigen Klarsichtpäckchen einen grünen Aufkleber. Mitarbeiter kontrollieren die markierten Päckchen, bessern gegebenenfalls nach.

"Aber in 99,9 Prozent der Fälle mit grünem Aufkleber handelt es sich nicht um echte, sondern um vermeintliche Fehler", erklärt Claus Pfeiffer. So fein sei die Maschine eingestellt, dass sie bereits bei winzigen Abplatzungen an der Oberfläche einer Tablette zur Nachprüfung auffordere. Die von der Kamera gemachten Fotos werden zehn Jahre lang gespeichert und dienen der lückenlosen Dokumentation. Das Blisterzentrum kann so nachweisen, dass es beim Portionieren der Medikamente für mittlerweile täglich bis zu 1000 Patienten korrekt gearbeitet hat. Gerade ist ein zusätzliches und noch moderneres Prüfgerät eingetroffen. Kostenpunkt: 60 000 Euro.

Die große Investition ist auch ein Indiz für den Erfolg des Blisterzentrums mit einer Fläche von 350 Quadratmetern, das Pfeiffer, der in Dormagen auch die Sonnen- und die Pfeiffer-Apotheke betreibt, 2009 mit dem Einsatz von rund 1,4 Millionen Euro ins Leben gerufen hat. Die Idee, Apotheken das für sie zeitaufwendige individuelle Portionieren von Medikamentenrationen für Senioren- und Pflegeeinrichtungen, ambulante Dienste oder Privatpersonen abzunehmen und als Dienstleistung anzubieten, hat sich durchgesetzt. Ablesbar ist das unter anderem an einer Steigerung des Jahresumsatzes auf inzwischen 2,5 Millionen Euro, an der von anfangs fünf auf nun 25 gewachsenen Zahl der Mitarbeiter - und am größer gewordenen Kreis gleichberechtigter Gesellschafter, der mittlerweile zehn Personen umfasst. Aus der näheren Umgebung ist Christiane König von der Marien Apotheke OHG in Neuss dabei, die weiteren Eigentümer sitzen in anderen Städten Nordrhein-Westfalens, aber auch in Hessen und Schleswig-Holstein.

Nachholbedarf sehen sie bei der Finanzierung. "Wir leisten hier qualitativ hochwertige Arbeit mit hohem Nutzen. Leider fehlt bislang der politische Wille, das angemessen zu honorieren", urteilt König. Die Zuschüsse an die Apotheken für die Inanspruchnahme der Dienstleistung seien nicht kostendeckend, fügt Pfeiffer an, der in Richtung Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in Erinnerung ruft, dass die Zuverlässigkeit der Medikation in vielen Einrichtungen abnehme. Das sichere Verfahren des Verblisterns diene auch dem Wohl und der Sicherheit der Patienten.

(NGZ)
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