Analyse Bastion der Bürgerferne

Dormagen · Sitzordnung im Stadtrat

Es geht um Bürgerfreundlichkeit. Ein Thema, das Kommunalpolitikern besonders am Herzen liegt: Bürger-Sprechstunden, Bürger-Versammlungen, Bürgerforen...

Dort, so lautete die Argumentation, sähen die Besucher von Ausschüssen und Ratssitzungen lediglich den Rücken der Kommunalpolitiker. Also wurde die Verwaltung gebeten, eine neue Sitzordnung zu entwickeln, bei der die Gäste den Politikern ins Gesicht schauen können. Die tat wie geheißen und legte drei Vorschläge vor: Die Aufstellung von Tischen und Stühlen im Winkel von 45 Grad, im Winkel von 90 Grad oder in U-Form. Und wenn es schon ans Stühlerücken geht, dann können es doch auch gleich neue sein: Für stolze 17.000 Euro wurde eine komplett neue Möblierung vorgeschlagen. Wobei sich angesichts dieser Summe der ein oder andere Politiker in seinem Stuhl räkelte und fand, dass das aktuelle Mobiliar doch noch gar nicht so schlecht sei...

Aber keine Variante fand das Gefallen der Ausschussmitglieder. "Wenn, dann müsste man den Ratssaal richtig anpacken", meinte SPD-Ratsherr Carsten Müller, "und dann wird es teuer, weil auch die Kabelschächte verlegt werden müssten." Beigeordnete Tanja Gaspers wies darauf hin, dass bei Veränderungen am Ratssaal ohnehin der Stadtrat darüber befinden müsse und auch dort ein solcher Antrag gestellt werden müsse. SPD-Fraktionschef Bernhard Schmitt reagierte sichtlich genervt nach dem Motto: "Haben wir nichts anderes zu tun?" Damit war die Sache vom Tisch. Dringlicher als die Beseitigung dieser vermeintlichen Bürgerferne erscheint die Anschaffung einer neuen Mikrofonanlage - damit die Bürger ihre Stadtverordneten wenigstens vernünftig hören, wenn sie sie schon nicht vis-à-vis sehen können.

(schum)
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