Dormagen Bauern üben Kritik an Flächenverbrauch

Dormagen · Die Stadt füllt ihr Ökokonto durch die Umnutzung von landwirtschaftlichen Flächen auf. Es gibt aber Alternativen.

Als der Delhovener im vergangenen Jahr auf seinem Grundstück eine größere Garage baute, ging es nicht nur um die obligatorische Baugenehmigung. Auch der Umweltbereich der Stadt war sofort mit im Boot, weil für die zugepflasterte Fläche ein ökologischen Ausgleich an anderer Stelle zu schaffen war. Das kostete den neuen Garagenbesitzer 396 Euro. Für Bauträger, die beispielsweise im Malerviertel auf ungleich größeren Flächen Wohnhäuser bauen, wird es deutlich teurer, da sind schnell fünfstellige Beträge fällig. Kompensiert werden die gesetzlich notwendigen Ausgleichsmaßnahmen über ein so genanntes Ökokonto und oft durch die Umwandlung von intensiv genutzten Ackerflächen in eine extensive Grünlandfläche. Nicht immer zur Freude von Landwirten. Die üben Kritik an der Umwandlung, weil ihnen wertvolle Flächen entzogen werden.

Bislang sind meist Ackerflächen Bestandteil des Ökokontos, die zu hochextensiven Grünlandflächen und Streuobstwiesen (eine klassische, gerne genutzte Ausgleichsfläche) aufgewertet worden. Aus Kreisen der Landwirte wurde der Wunsch an den Umweltbereich der Verwaltung gerichtet, doch Alternativen zu suchen. Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, erläutert: "Der Flächenverbrauch zu Lasten der Landwirtschaft ist enorm. Das macht in dieser Bördenlandschaft mit sehr guten Ackerböden keinen Sinn. Alternativen müssen her."

 "Das ist der falsche Ansatz. Alternativen müssen her", sagt W. Wappenschmidt, Sprecher der Kreisbauern.

"Das ist der falsche Ansatz. Alternativen müssen her", sagt W. Wappenschmidt, Sprecher der Kreisbauern.

Foto: Berns Lothar

Eine ist aus Sicht von Manfred Zingsheim aus dem städtischen Bereich Bauverwaltung, Liegenschaften und Umweltschutz der Balgheimer See im Dreieck zwischen Straberg, Delhoven und Horrem. Nach dem Ende der Auskiesung hat die Stadt jetzt ein Rückkaufrecht. "Es gibt zusammen mit der Biologischen Station erste konzeptionelle Überlegungen, Teile der Uferbereiche in das Ökokonto aufzunehmen." Dadurch würden landwirtschaftliche Flächen verschont. Ein Hektar Fläche werde laut Wappenschmidt täglich im Rhein-Kreis der Landwirtschaft durch Braunkohleabbau, Baugebiete und Straßenbau entzogen. "Das ist der falsche Ansatz", sagt er. Es gebe andere: "Landwirte könnten sich verpflichten, Flächen extensiv zu bewirtschaften und in größeren Abständen zu säen." So könnten sich dort ein Ökosystem entwickeln.

Zusammen mit der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Kreises hat das städtische Umweltamt die Ausgleichsflächen im Blick. Dem Ökokonto fällt eine zentrale Rolle zu. Dabei handelt es sich um definierte Flächen im Stadtgebiet, die ökologisch wertvoll angelegt werden. Sie werden bewertet und in "Ökologischen Werteinheiten" (ÖWE) bemessen. Zum Ende des Jahres betrug das Konto 496.520 ÖWE. Der Preis für ein ÖWE beträgt 2,20 Euro. Bauherren, die Flächen versiegeln, müssen im Rahmen der erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen diese ÖWE erwerben. Zingsheim und sein Umweltteams müssen darauf achten, dass das Ökokonto stets gut gefüllt ist - zum Beispiel durch den Ankauf von Flächen, die dort eingespeist werden.

Größeren Handlungsbedarf gibt es schon bald. Denn es bestehen Verpflichtungen mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft über den Erwerb von rund 150.000 ÖWE. "Daher ist es absehbar, dass ab 2020 Maßnahmen entwickelt werden werden müssen, um weitere ÖWE zu generieren", sagt Zingsheim. Dahinter steckt die Ausgleichsmaßnahme für die Höchstspannungsleitung, die auch über Dormagener Gebiet laufen wird. Unabhängig vom letztendlichen Standort des Konverters werden dadurch große Ausgleichsmaßnahmen ausgelöst.

(schum)
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