Monheim/Krefeld/Dormagen Bayer will CO-Pipeline in Betrieb nehmen

Monheim · Nächste Woche bringen Bürger in der Essener Gruga-Halle ihre Bedenken gegen das Projekt vor. Rund 22.000 Einwände sind eingegangen. Bayer geht aber davon aus, dass die Genehmigung für die Kohlenmonoxid-Röhre erteilt wird.

Das Unternehmen Bayer MaterialScience hält weiter unbeirrt an der CO-Pipeline fest. Eine Woche vor dem Erörterungstermin zu dem umstrittenen Projekt in der Essener Gruga-Halle hat der Chemie-Konzern bekräftigt, die Kohlenmonoxid-Leitung in Betrieb nehmen zu wollen. Wann, ist allerdings unklar. "Für uns gibt es keine Veranlassung, die Pipeline aufzugeben", sagte Vorstandsmitglied Tony Van Osselaer. Noch müssen gerichtliche Hürden genommen werden. Außerdem dürfen Bürger am kommenden Dienstag ihre Einwände gegen die 67 Kilometer lange Gasleitung, die von Dormagen nach Krefeld-Uerdingen führt, vorbringen. Rund 22.000 Einwände sind eingegangen. Vieles davon ähnele sich aber, sagte Klaus Jaeger, Standortleiter von Bayer in NRW. Deshalb gehe es am Ende um etwa 350 individuelle Einwände. Wie viele Menschen zu dem Termin kommen, ist noch unklar. "Wir rechnen nicht mit einem großen Ansturm", so Jaeger.

Die CO-Pipeline sorgt seit Jahren für Unmut im Land. Sie soll laut Bayer Kohlenmonoxid vom Werk in Dormagen nach Krefeld transportieren, um damit einen bestehenden Wettbewerbsnachteil zu minimieren. "Das Ziel ist eine stabile CO-Versorgung", sagt Van Osselaer. Die Rohre sind bereits komplett verlegt, die Pipeline damit so gut wie betriebsbereit. Kritiker des Projekts bemängeln vor allem Sicherheitslücken, die etwa durch Baumängel entstanden sind. Auch seien die Gefahrenabwehrkonzepte nicht ausgereift. Kohlenmonoxid (CO) ist ein giftiges und unsichtbares Gas, das eingeatmet schon in geringen Dosierungen tödlich wirken kann.

Dass noch kein Kohlenmonoxid durch die Röhre fließt, hat zwei Gründe. Zum einen läuft ein Planänderungsantrag von Bayer, weil die Trasse in einigen Abschnitten leicht verlegt werden musste, alternative Stähle für Mantelrohre verarbeitet wurden und sich einige technische Änderungen ergeben hatten. Dies muss noch von der Bezirksregierung genehmigt werden. Die Haltung von Bayer dazu ist klar. "Es ist nicht zu erwarten, dass die Genehmigung nicht erteilt wird", sagt Van Osselaer. Das bedeute nicht, dass die Bezirksregierung nicht Ergänzungen verlangen könne — nur dass alles genehmigungsfähig sei. Zweitens entscheidet das Oberverwaltungsgericht Münster voraussichtlich im Frühjahr 2014 über Trassenführung und Allgemeinwohl der Pipeline. "Wir sind zuversichtlich, auch das Oberverwaltungsgericht zu überzeugen", so Jaeger.

Hohe Sicherheitsvorkehrung

CO-Pipeline-Projektleiter Werner Breuer betonte, dass die Sicherheitsvorkehrungen höher seien als bei allen vergleichbaren Anlagen. Pipeline-Gegner wenden ein, dass es in Holland teilweise sogar CO-Röhren mit Betonmantel gebe. Laut Breuer habe die gesamte Röhre einer Prüfung mit 200 bar Druck standgehalten — dem 15-fachen des späteren Betriebsdrucks von 13,5 bar. Sogenannte Geo-Grid-Matten sollen gegen Eingriffe von außen, wie etwa Bagger, schützen. Zu der bisher schon verlegten Matte soll eine zweite Geo-Grid-Schicht hinzukommen. Allerdings hatte Bayer bei der ersten Matte die geplante Breite von 80 Zentimetern nicht eingehalten und nur 60 Zentimeter verbaut. Einen Gasausbruch verhindern helfen soll auch ein Membranschlauch, der selbst geringfügige Leckagen registriert. Dazu vergleicht ein Programm die Mengen, die in Dormagen in die Pipeline einströmen und in Uerdingen herauskommen. "Treten Schwankungen auf, schottet das System die Röhre sofort ab und entleert sie", erklärt Breuer. Diese Entleerung der Röhre kann allerdings dauern — von einigen Minuten bis zu zwei Stunden, je nach Ort der Leckage.

Was die kommunalen Feuerwehren an der Trasse angeht, attestiert Breuer noch Nachschulungsbedarf. Zwar kenne sich die Feuerwehr mit solchen Ereignissen aus, die speziellen Anforderungen bei der CO-Pipeline müssten aber trainiert werden, natürlich in der Zusammenarbeit mit Bayer. "Ohne finalisierte Abstimmung mit den kommunalen Feuerwehren kann die Pipeline nicht in Betrieb gehen", fasst es Sprecher Jochen Klüner zusammen.

Für Erwin Schumacher reicht das alles nicht aus. Seit Jahren kämpft er in Monheim gegen das Pipeline-Projekt. Er behauptet im Wesentlichen, dass Rohre unsachgemäß verlegt und teilweise überdehnt wurden. Bayer habe sich dabei über Vorschriften hinweggesetzt, die Sicherheit der Pipeline sei nicht gewährleistet. Von einer öffentlichen Diskussion wie dem Erörterungstermin in Essen hält er aber nicht viel. "Es sind alle Argumente ausgetauscht, es ist alles gesagt", so Schumacher. "Wir setzen auf die Entscheidung der Gerichte."

Bayer hat nach eigenen Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag in den Bau der Pipeline investiert. Das Projekt sei trotz der Probleme wirtschaftlich, sagt Van Osselaer. Eine Alternative dazu, etwa eine CO-Produktion in Uerdingen, gebe es nicht. "Wir haben keinen Plan B", sagt das Bayer-Vorstandsmitglied. "Die Leitung ist da, und wir drehen die Zeit nicht zurück."

(RP)
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