Dormagen Bei Anruf Kultur

Dormagen · Mit dem Handy-Kulturführer "KultOhr" kann Wissenswertes über Gebäude oder Zeitgeschichte im Rhein-Kreis Neuss abgerufen werden. 150 Beiträge vom Quirinusmünster über Zons bis Grevenbroich stehen zur Verfügung.

Rudi Rudellos lebt in einem Mauerspalt des Quirinusmünsters. Der kleine Mäuserich kennt seine Heimat ganz genau. Wer ihn übers Handy anruft, dem erzählt er davon und nimmt ihn mit auf eine Schnitzeljagd zu Münsterstraße und Zeughaus. Rudi ist Teil des Handy-Führers "KultOhr", den der Rhein-Kreis Neuss vor rund acht Jahren ins Leben gerufen hat. Per Anruf ins Festnetz oder Scannen eines QR-Codes gibt's Infos zu großen und kleinen Sehenswürdigkeiten.

"Wer bei Radtour oder Spaziergang ein interessantes Gebäude entdeckt, kann Wissenswertes dazu ganz spontan übers Telefon abrufen", erklärt Rhein-Kreis-Sprecher Harald Vieten. Auf der KultOhr-Homepage im Internet lassen sich auch individuelle Touren planen oder Routenvorschläge abrufen. Neun Wander- und Fahrradrouten mit 150 Beiträgen in deutscher und 80 in englischer Sprache aus allen Städten im Rhein-Kreis stehen zur Verfügung, es gibt kulturgeschichtliche, historische oder unterhaltsame Infos. Viele Beiträge sind kindgerecht aufbereitet - wie der des Mäuserichs Rudi von St. Quirin.

Zum Neusser Wahrzeichen werden übrigens am häufigsten Erklärungen abgefragt. "Dicht gefolgt von den Stadtführungen durch Zons und Grevenbroich. Schloss Dyck belegt in unserer Beliebtheitsskala den vierten Platz", sagt Vieten. Insgesamt verzeichnet der Rhein-Kreis pro Jahr rund 46.000 Anrufe zu seinen Sehenswürdigkeiten. "Davon sind 15 Prozent in englischer Sprache. Aber wir haben ja auch 970.000 Übernachtungen jährlich. Das sind viele Geschäftsleute, die nach Feierabend gern noch etwas über den Ort erfahren wollen, in dem sie übernachten", erläutert Vieten. So hätten etwa Messegäste aus China bei ihrer Entdeckungstour durch Grevenbroich eifrig Fotos von der Kirche St. Peter und Paul gemacht. "Sie dachten, es sei der Kölner Dom", so Vieten. KultOhr habe die Gäste aus Fernost belehren können.

Doch nicht nur für Touristen sei der kostenlose Handy-Führer nützlich. "Selbst wer lange im Rhein-Kreis zu Hause ist, kennt nicht alles, was seine Heimat zu bieten hat", meint Vieten. So sei etwa der Tuppenhof in Kaarst ein leicht zu übersehendes Kleinod. Der versteckt liegende rheinische Vierkanthof aus dem 19. Jahrhundert mit seinem Museum bietet jede Menge Wissenswertes über das bäuerliche Leben. Auch die Wasserburg Haus Fürth bei Liedberg lohnt den Besuch, und die kleine St. Lambertus Kapelle auf einem Hügel bei Ramrath gehört zu den ältesten Kirchen im Rhein-Kreis. Sie stammt aus dem 9. Jahrhundert.

"Es gibt aber nicht nur Informationen zu Gebäuden oder Orten, sondern auch zur Zeitgeschichte", erläutert Vieten. So widmet sich etwa ein Führung durch Grevenbroich dem Thema Energie. Durch Neuss lässt sich auf den Spuren Karl des Kühnen wandeln, in Büderich widmet sich ein Rundweg den Kunstwerken Ewald Matarés und Joseph Beuys'.

Und wer wissen möchte, warum Zons eine Zollfeste ist, wie die Schiffe früher rheinaufwärts gekommen sind und was es mit den Kerben am Eckturm auf sich hat, der sollte den Kollegen des Neusser Mäuserichs Rudi anwählen: Ferkel Friedhelm von Friedestrom hat auf alles eine Antwort.

(NGZ)
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