Dormagen Bemerkenswerte Melange aus Konzert und Vorträgen zum Rhein

Dormagen · "Anlaufstelle Sehnsucht im Strom der Zeit - Rhein-Romantik trifft Electronic Music", diese Veranstaltung beeindruckte im Kreismuseum Zons mit einer Melange aus Konzert und Vortragsabend. Der Rhein ist viel mehr als bloß ein Fluss - dies ist so sehr im kollektiven Bewusstsein verankert, dass es fast banal anmutet, diesen Satz zu formulieren. Im Laufe der Jahrhunderte hat er manches durchlebt, angeschwemmt, mit sich gerissen; inspirierte Geschichten und wurde selbst zur Geschichte. Mit assoziativen, aber auch ganz fassbarem Treibgut beschäftigt sich noch bis Mitte Oktober die Ausstellung "Rhein-Reisende" von Joachim Römer, die nicht nur für Liebhaber zeitgenössischer Kunst einen Besuch wert ist.

Für diejenigen, die sich auch durch Wort und Klang mit Bedeutungsschichten von Römers Kunst beschäftigen möchten, gab es nun einen bemerkenswerten Abend. Ob die extensive Flaschenpostsammlung oder vielschichtig komponierte Installationen rund um Treibgut, Römers Werke schreien förmlich danach, kreativ fortgesponnen zu werden. Das "kleine elektronische Weltorchester" (Kurz: ewo2) mit Bernd Köhler (Stimme, Text und Töne), Jan Lindquist, an mit reichlich Effekten bestückten E-Gitarren und Laurent Leroi (Akkordeon) erwies sich als kongenialer Transporteur emotionaler wie thematischer Spannungsfelder von Römers Exponaten. Mit ihrem mal an elektronisch aufgebrochene Liedermacher-Tradition, mal an anspruchsvolle Filmmusik oder freie Improvisation aus den 80ern erinnerndem Fundus erschaffen die Mannheimer oft aufwühlende, immer sinnlich berührende Miniaturen. Ob nun ganz explizit Bezug nehmend, wie durch Verarbeitung von Flaschenpostnachrichten oder auch mittelbar durch geglückte musikalische Neuinterpretationen. Auch Werke des Poeten Rudolf Otto Wiemer wurden in den Klangfluss eingearbeitet. Vieles dreht sich um den Rhein, aber auch um Gesellschaftskritik rund um die Beziehung Mensch - Wasser - Natur. Um diese Themen ging es auch in zwei Vorträgen von Winfried Wolf, die als zum Nachsinnen anregende Stelen mit Geschichtlichem und Politischem flankierten. "Der Rhein - Flusslandschaften und Flussschandtaten" beleuchtete die lange und wechselhafte Geschichte des Stromes. In "Öl & Mehr - Plastik & Meer" legte Wolf den Finger in so manche Wunde unserer von Kunststoffen und deren Auswirkungen geplagten Welt.

(laki)
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