Dormagen Bienensterben: Imker bitten Bauern um Hilfe

Dormagen · Auch in den Bienenstöcken in Dormagen und Umgebung verenden immer mehr der nützlichen Insekten. Die Landwirte sollen gegensteuern und den Bienen einen besseren Lebensraum bieten.

 Das Bienensterben macht auch den Imkern in Dormagen Sorgen. Gunther Ruoff gehört zum "Imkerverein Nievenheim und Umgebung".

Das Bienensterben macht auch den Imkern in Dormagen Sorgen. Gunther Ruoff gehört zum "Imkerverein Nievenheim und Umgebung".

Foto: Lothar Berns

Hobbyimker Michael Dellschau weiß genau, wie wichtig die Rolle der Bienen in der Natur ist und dass sie auch für Menschen mehr als Honiglieferanten sind. "Ohne Bienen fehlt uns die Vielfalt, denn durch das Bestäuben von Blüten tragen Pflanzen Früchte, und gleichzeitig sind Bienen Nahrung für viele andere Tiere wie Vögel und Mäuse", erklärt der langjährige Vorsitzende des Dormagener Imker- und Bienenzuchtvereins. Nicht nur deshalb blickt der Imker besorgt auf immer höhere Sterberaten bei den Bienenstöcken einiger seiner Kollegen in der Umgebung.

Seit mehreren Jahrzehnten pflegt er selber mehrere Bienenvölker auf einem waldnahen Grundstück in Bedburg. Umso ernüchterter ist er beim Blick auf die Entwicklung seines Hobbys: "Es gibt zwar immer mehr Hobbyimker, die haben meistens aber nur eine geringe Anzahl an Bienenvölkern und geben das Imkern meist bald wieder auf. Imker mit größeren Beständen werden hingegen immer seltener." Hauptgrund sind für ihn die immer aufwendiger werdende Pflege der Insekten, da der Lebensraum der Tiere bedroht sei. Zwar sei ihm in den vergangenen Jahren bei seinen eigenen Stämmen keine erhöhte Sterberate aufgefallen, für ihn erschwere die mangelnde Ackerrandbepflanzung von Feldern jedoch die Arbeit. Wo zumindest am Rand der landwirtschaftlich betriebenen Flächen eigentlich eine blütenreiche Bepflanzung zu finden sein müsste, gibt es in der Realität für Bienen meist wenig zu holen. Neben den Imkern sieht er deshalb auch die Landwirte in der Pflicht, den Lebensraum der Bienen aktiv mitzugestalten, um deren Nahrungssuche zu erleichtern.

Ein weiterer Grund ist die sich rasant ausbreitende Varroamilbe, die sich innerhalb der Stöcke und zwischen den Tieren leicht überträgt. Der Parasit beißt sich im Rücken der Bienen fest, ernährt sich von ihrem Blut und sorgt so für eine immense Schwächung der Insekten. Zusätzlich werden Bienen durch die Bisswunden schneller mit Krankheiten infiziert. Seit den 1970er-Jahren breitet sich die Milbe, die durch importierte Tiere eingeschleppt wurde, auch in Dormagener Bienenstöcken unaufhaltsam aus. Auch die einzige verbleibende Berufsimkerin im Kreisgebiet, Beate Görges, blickt mit Sorge auf die Gefahren des Parasitenbefalls: "Auch wenn ich mehr Zeit in die Pflege stecken kann als Freizeitimker und meine Verluste deshalb meistens gering waren, sind die Milben aus meiner Sicht die größte Gefahr für meine Bienen. Das ist ein Thema, das mich jeden Winter aufs Neue beschäftigt."

Michael Dellschau sieht durch das Bienensterben zwar nicht die Nahrungsgrundlage der Menschen in Gefahr, wünscht sich aber trotzdem mehr Imker-Nachwuchs und mehr Honigproduzenten. Obwohl sein Verein über eine konstante Zahl an Mitgliedern verfüge, sinke der Anteil an aktiven Imkern. "Unser Verein greift deshalb neuen Mitgliedern tatkräftig unter die Arme, so dass jeder Interessierte möglichst einfach an das Thema herangeführt wird", erklärt der Vorsitzende. Info: www.imkerverein-dormagen.de

(jobo)
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