Dormagen Biologische Station fördert Artenreichtum

Dormagen · "Mahdgutübertragung" nennt sich ein vom Landesbetrieb Straßen NRW in Auftrag gegebenes Projekt an der Autobahn 57, das als Ausgleich für die Eingriffe in die Natur bei der Erweiterung der Rastanlage Nievenheim gedacht ist.

 Ehemalige und aktuelle Praktikanten der Biologischen Station Knechtsteden verteilen an der Autobahn 57 bei Nievenheim Mahdgut von artenreichen Wiesen, um die Rastanlagen-Erweiterung natürlich auszugleichen.

Ehemalige und aktuelle Praktikanten der Biologischen Station Knechtsteden verteilen an der Autobahn 57 bei Nievenheim Mahdgut von artenreichen Wiesen, um die Rastanlagen-Erweiterung natürlich auszugleichen.

Foto: Biologische Station

An der Rastanlage Nievenheim (Autobahn 57 in Fahrtrichtung Neuss) wird in diesen Tagen eine Menge Erde bewegt. Der Landesbetrieb Straßen NRW setzt die angekündigte Erweiterung von bislang 30 auf künftig 75 Lastwagen-Parkplätze um. Das geht nicht ohne Eingriffe in die Natur. Doch dafür gibt es einen Ausgleich. Der Landesbetrieb hat die Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss mit Sitz in Knechtsteden damit beauftragt, in der Nähe der Baustelle artenreiches Grünland zu schaffen.

Das geschieht derzeit - mithilfe der Methode der sogenannten Mahdgutübertragung: Grünschnitt von artenreichen Wiesen wird mitsamt der darin enthaltenen Samen und Sprossenteile auf anderen Flächen aufgebracht, wo sich dann schnell neue Pflanzen entwickeln können. Bei der aktuellen Maßnahme an der A 57 wird darauf geachtet, dass sich dort heimische Gewächse ansiedeln. Folgerichtig stammt das Mahdgut von artenreichen Wiesen aus den Naturschutzgebieten am Wahler Berg und im Uedesheimer Rheinbogen, wie Landschaftsökologe Thomas Braun von der Biologischen Station mitteilt.

Die Erfahrung zeige, dass die Methode der Mahdgutübertragung schnell, kostengünstig und sehr effizient und erfolgreich sei, urteilt Braun. Die Fläche bei Nievenheim war zuvor Ackerland; ein Landwirt hatte sie für die Mahdgutübertragung vorbereitet. Daran wiederum beteiligten sich ehemalige und aktuelle Praktikanten der Biologischen Station. Sie verteilten mit Heugabeln und ähnlichem Gerät das Material, das als Rundballen und sogenanntem Heudrusch mit ökologisch wertvollen Pflanzenbeständen geliefert worden war. Auch der Dormagener Garten- und Landschaftsbaubetrieb Zirwes habe beim Ausbringen geholfen, informierte Braun.

Ein Landwirt soll sich nun um die Pflege und um die spätere Nutzung der artenreichen Grünlandfläche kümmern, die an der Autobahn entstehen wird. "Bei guter Entwicklung kann bereits im Jahr nach der Maßnahme eine Mahd zur Heugewinnung erfolgen", prognostizierte Experte Thomas Braun.

Die Biologische Station hat fast zehn Jahre Erfahrung mit solchen Projekten (siehe Info-Kasten). Und die sind gut: "Die Empfängerflächen entwickelten sich sehr schnell zu landwirtschaftlich gut nutzbaren Grünlandflächen mit bis zu 94 Pflanzenarten", resümiert Braun. Bei allen Maßnahmenflächen verschwänden vorhandene Ackerarten unter der Grünlandnutzung und Ausbildung einer dichten Grasnarbe innerhalb der ersten Jahre nahezu vollständig. Parallel nehme die Anzahl grünlandtypischer Pflanzenarten in den ersten Jahren kontinuierlich zu. Ein Beispiel sei der Straberger Broich: Dort habe im Jahr 2014 eine flächige Mahdgutübertragung stattgefunden. Das Ergebnis: Von 2015 bis 2016 sei die Zahl der Pflanzenarten von 69 auf 93 gestiegen. Schon 2015 habe dort erstmals Heu geerntet werden können.

Auch kleine Maßnahmen könnten laut Biologischer Station zur Entwicklung sehr artenreicher Wiesen führen - wie zum Beispiel Dormagens älteste Maßnahmenfläche beweise: eine Obstwiese.

(NGZ)
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